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nannte Gesellschaft vom 1. Juli 1911 ab den Betrieb
unserer Sigi-Eisenbahn für unsere Rechnung führt.
Das Abkommen hat die erforderliche Genehmigung
des Gonvernements gefunden. Der Betrieb wird in
der früheren MWeise gehandhabt, wonach an jedem
Dienstag, Donnerstag und Sonnabend fahrplanmäßige
Züge von Sigi nach Tengeni und zurück gefahren
werden, und zwar im Anschluß an die fahrplamnäßigen
Züge der Usambara-Eisenbahn. Auch die früher ein-
geführten Eisenbahntarife sind zur Zeit noch in Kraft:
wie im letzten Geschäftsbericht erwähnt, wünschte zwar
das Gouvernement eine Herabsetzung der Tarife; wir
aber konnten eine solche mangels Aussicht auf eine
ausgleichende Verkehrssteigerung nicht zugestehen. Die
Verhandlungen darüber mit dem Reichs-Kolonialamt
dauern fort.
Der Verkehr auf der Sigi-Bahn hat sich gehoben,
und es ist zum erstenmal gelungen, Einnahmen zu
erzielen, welche die Ausgaben übersteigen. Die Ein-
nahmen aus dem Personen= und Güterverkehr“ beliefen
sich im Berichtsjahre auf 21 648,57 Rup. gegenüber
12 016.53 Rup. im Jahre 1910, wobei allerdings zu
berücksichtigen ist, daß die Gesamtstrecke im Jahre 1910
erst seit Juli betriebsfähig war und bis dahin nur die
Strecke Tengeni — Fanussi betrieben werden konnte.
Den Betriebseinnahmen von 21 648,57 Rup. standen
im Berichtsjahre Betriebsausgaben in Höhe von
18 025.38 Rup. gegenüber. Im Personenverkehr wurden
451 Europäer und 6385 Farbige befördert gegenüber
489 Curopäern (hierunter befand sich die Besatzung
eines deutschen Kriegsschiffes) und 2250 Farbigen im
Jahre 1910. Die beförderten Güter beliefen sich auf
W66 900 kkx gegenüber 497 175 ke im Vorjahre.
Es war möglich, den Betrieb im vorgesehenen
Umfange mit den vorhandenen Betriebsmitteln durch-
zuführen. Die Bahnanulage befindet sich in besserem
Zustande, seitdem auch die Streckennnterhaltung von
der Deutschen Kolonial-Eisenbahn-Bau= und Betriebs-
Gesellschaft übernommen ist. Auf der alten Strecke
Tengeni—Fanussi wurden mehrere Fehler in der
Trassenführung beseitigt; außerdem mußten einige
wichtige Stellen beschottert werden. Eine durchgehende
Beschotterung der alten Strecke sowie das Auswechseln
des dort verlegten leichten Schienenmaterials gegen
ein schwereres Profil konnte mangels Mittel nicht zur
Ausführung gelangen.
Bei der erwähnten Uberführung des Betriebes der
Sigi-Bahn an die Deutsche Kolonial-Eisenbahn-Bau-
und Betriebs-Gesellschaft wurden wir u. a. auch von
der Erwägung geleitet, zuverlässiges statistisches Ma-
terial für unsere Verhandlungen mit der Regierung
bezüglich eines etwaigen Erwerbes unserer Eisenbahn
zu erhalten. Am 30. Juni 1912 läuft das erste Probe-
betriebsjahr ab. Es würe für unsere Gesellschaft wie
für die Allgemeinheit von groszer Bedeutung, wenn die
Regierung sich zum Ankauf unserer Eisenbahn ent-
schließen würde. Der neue Gouverneur von Deutsch-
Ostafrika Dr. Schnee hat uns zugesagt, diese Frage
alsbald nach seinem Eintreffen im Schutzgebiet einer
eingehenden Prüfung an Ort und Stelle zu unterziehen
und, falls es sich mit den wirtschaftlichen und finan-
ziellen Gesichtspunkten vereinbaren ließe, dem Gedanken
der Übernahme der Bahn näherzutreten. Da der Vor-
stand unserer Gesellschaft sich um diese Zeit ebenfalls
in Deutsch-Ostafrika aufhält, wird es vielleicht möglich
sein, diese für uns so wichtige Frage schon im kommen-
den Herbst wesentlich zur Klärung zu bringen.
Wald= und Sägewerksbetrieb.
Man darf die Tatsache nicht verkennen, daß das
Vorkommen von Mwuleholz auf unseren Terrains
s
hinsichtlich der Quantitäten enorm überschätzt worden
ist und daß das Holzwerben wegen der Ungunst des
Geländes unerwarteten Schwierigkeiten unterliegt.
Während des Berichtsjahres wurde zunächst in den
Holzbeständen oberhalb Fannssi geschlagen, wo in
erster Linie Weichhölger vorkommen. Die Frage der
nutzbringenden Verwertung dieser Weichhölzer hat sich
noch nicht in befriedigender Weise lösen lassen. Wir
konnten zwar größere Mengen dieses Holzes absetzen,
doch steht man in weiteren Kreisen den Weichhölzern
ziemlich skeptisch gegenüber und zieht das eingeführte
schwedische Kannenholz vor.
ulm der Nachfrage nach dem stets begehrten
Mwuleholz entgegenkommen zu können, wurde bei
Pandeni (Nilometer 14 bis 16) ein Mwulebestand von
300 bis 100 chm in Angriff genommen. Es wird nun
je nach Bedarf bei Fanussi bzw. Pandeni Weichholgz
und Hartholz geschlagen.
Seitdem die llsambara-Eisenbahn den Kilimandjaro
erreicht hat, ist auch der Bezirk Moschi ein guter Holz=
abnehmer für uns geworden. Die bisher dort erzielten
Verkäufe erfolgten zu recht befriedigenden Preisen.
Im Sägewerksbetrieb hatten wir Störungen don
Bedeutung nicht zu vergeichnen. Es wurden 1050 chm
Rundholz angeliefert, die 403 chm Schnittholz ergaben,
was einen außerordentlich hohen Schnittverlust bedeutet.
Die Arbeiterverhältnisse lagen im Berichtsjahre
besser, als in den Vorjahren über Arbeitermangel
hatten wir nicht zu klagen. Insbesondere gelang es
den Bemühungen des Leiters des Waldschlags, die
unserem Besitz benachbarten Eingeborenen mehr und
mehr als Arbeiter zu gewinnen.
Kautschukpflanzung.
Die kleine Pflanzung lieserte während des Be-
richtsjahres 157½ kg trockenen Kautschuk, die zum
Preise von 3,65.7¼ für ½ kg verkauft wurden.
Abrechnung.
In der Sigi-Bilanz sind wie in den Vorjahren
die notwendigen Abschreibungen vorgenommen worden.
Auf dem Eisenbahnbau-Konto haben wir indessen an-
gesichts der erst vor kurzem erfolgten Erneuerung eines
großen Teils der Strecke eine Abschreibung nicht für
erforderlich gehalten. Leider war es nicht möglich,
Unkosten und Abschreibungen aus den Betriebs-
einnahmen zu decken, es mußte vielmehr ein Verlust
von 21 226 Rup. in den Berliner Abschluß über-
nommen werden.
Zur Sicherheit für Forderungen von insgesamt
224 952,65 ./ haben wir den betreffenden Gläubigern
Hypotheken auf unseren Besitz in Deutsch-Ostafrika
eintragen lassen. Der Berliner Abschluß per 31. De-
zember 1911 ergibt' einen Verlust von 54 169 , so
ein Verleanstsalde von 177 643 auf neue Rechnung
vorzutragen ist. ,„
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Die Bilanz Berlin für 1911 ergibt bei einem
Grundkapital von 925 000 .# Buchschulden in Höhe
von 241 745.7. Das Hauptaktivum demgegenüber ist
die mit 978077 . bewertete Niederlassung Sigi.
Debitoren betragen 9565 .“ bei sonst ganz minimalen
flüssigen Mitteln.
Deutsch-Westakrikanische Bank.)
Wir sind in der erfreulichen Lage, konstatieren zu
können, daß die am Schlusse unseres vorjährigen Be-
*) Aus dem Bericht über das 7. Geschäftsjahr 1911.