W 617 20
in absehbarer Zeit ein Ersatz des Bruttoabgabesystems
durch ein rationelleres Besteuerungssystem in Aussicht
steht. Da heute die Mehrzahl der Aktien oder Anteile
der Diamantengesellschaften sich nicht mehr in südwest-
afrikanischen Händen befinden dürfte, so fließt von dem
Ertrage des Diamantenexports jetzt nur überaus wenig
auf direktem Wege in die Kolonie, dagegen hat sie
aus den großen Diamantensteuer-Erträgnissen des
Staates erheblichen Vorteil gegogen, indem der Staat
einen sehr beträchtlichen Teil dieser Einnahmen zum
Ausbau des Eisenbahnnetzes verwendet hat.
Die Annahmestelle für die Diamantenregie an der
Prinzenbucht, welche wir im vorigen Jahre auf Grund
eines Übereinkommens mit der Regie errichteten, wurde
auf deren Wunsch im laufenden Jahre wieder auf-
gehoben.
Die Diamantenausfuhr belief sich im Berichtsjahre
auf 789 191 Rarat gegen 841 900 Karat im Jahre 1910.
Der Export von rohen und aufbereiteten Kupfer-
erzen hat im Jahre 1911 einen Rückgang erfahren und
betrug rund 30 000 Tonnen.
Der Eisenbahnumbau Karibib—Windhuk und die
Strecke Windhuk—Keetmanshoop sind nunmehr voll-
endet und werden der Entwicklung der Kolonie gute
Dienste leisten. Zunächst allerdings fällt die Alimen-
tation fort, welche diese großen Unternehmungen dem
Handel und Wandel während der Banzeit zugeführt
haben.
Auf unsere Bankgebäude haben wir 31 077.#K ab-
geschrieben, so daß sie nunmehr mit 173.000 Kx zu Buch
stehen. Der Reingewinn für 1911 beläuft sich auf
130 907 . ¼%. und wir schlagen vor, denselben wie folgt
zu verwenden: 15 000.4 als Rücklage in den gesetz-
lichen Reservefonds, 15 000 1 als Rücklage in die
Spezialreserve, 80 000 .“4 als Dividende von 8 v. H.
auf das eingegahlte Kapital von 1.000 000 x, 3478.4
als Tantieme und 17 428 .„ als Vortrag.
*
*#
In der Bilanz für Ende 1911 stehen bei einer
Million Mack Aktienkapital den mit zusammen rund
6.4 Millionen Mark bezifferten Depositen= und Kredi-
torenverpflichtungen gegenüber: Kasse usw. 5 400 000,
Wechsel 633 875 .X, Debitoren 1 400 000 # und
Effekten b4 083 A.
Kacko-Land- und Minen-Gesellschaft, Berlin.“)
Erneute Verhandlungen über die Einführung der
Kaiserlichen Bergverordnung sind in die Wege geleitet.
Die Leitung der zum Zwecke der bergmännischen
und geologischen Erforschung des Gesellschaftsgebietes
entsandten Expedition, deren Dauer von April 1910
ab auf zwei Jahre festgesetzt war. ist bis November
1911 von Ingenieur Kuntz fortgeführt und von da ab
auf Ingenieur Dr. Kranse übergegangen, welcher schon
seit Juli v. Is. als Assistent bei der Erpedition tätig
war. Ingenieur Kuntz mußte aus Gesundheitsrücksichten
nach Deutschland zurückkehren, jedoch wurden durch
diesen Personalwechsel die Arbeiten der Expedition
nicht unterbrochen.
Während das erste Jahr der Erpedition 1910 der
allgemeinen Erforschung und Orientierung gewidmet
war, wurde das verflossene Jahr für die Beschürfung
und Verfolgung der bereits gemachten und der neu
hin zugekommenen Funde sowie für die genauere Unter-
suchung aller derjenigen Gegenden verwandt, welche
für die Auffindung von Bergwerksobjekten besonders
versprechend erschienen.
*) Aus dem Bericht über das sechzehnte Geschäfts-
jahr (1911).
Außer den im Jahre 1910 festgestellten Eisenerz-
lagerstätten bei Gagarus und Ombombo (im mitt-
leren östlichen Teile des Kaokofeldes) sind in etwa
15 km Entfernung von der erstgenannen Fundstelle zwei
weitere hochprozentige Eisenerzvorkommen entdeckt
worden. Die weitere Erforschung dieser Eisenerglager
wird jedoch späterhin Sache einer besonderen Expedition
sein müssen, da ohne Eisenbahn der Abbau derselben
nicht in Frage kommt.
Besonderes Augenmerk wurde den bei Khorichas
(im südöstlichen Teile des Kaokofeldes) und bei
Khoabendus (90 km östlich Zesfontein) gelegenen
Goldvorkommen geschenkt. Trotz der günstigen Aus-
sichten, welche der erstgenannte Fundpunkt wegen seines
teilweise sehr hohen Goldgehaltes bot, ist das Ergebnis
einer eingehenden bergmännischen Untersuchung vor-
läufig negativ gewesen. Nach Ansicht der beiden
Expeditionsleiter war jedoch die Möglichkeit des Auf-
tretens eines versprechenden Goldvorkommens nicht
ganz ausgeschlossen, so daß die Schürfarbeiten westlich
und südlich von Khorichas bis zum April d. Js. fort-
gesetzt werden. Diese Arbeiten werden sich auch auf
die nähere Untersuchung der in der Südostecke unseres
Gesellschaftsgebietes aufgetretenen Spuren von Zinn-
erzvorkommen erstrecken.
Die Schürfarbeiten bei Khoabendus. wo eine
größere Anzahl goldhaltiger Luarze und Quarzite im
Juli 1911 aufgefunden wurde, sollen inzwischen energisch
fortgesetzt werden, um festzustellen, ob sich hier abbau-
würdige Erzgvorkommen vorfinden.
Die Expedition wird nach Ablauf der festgesetzten
Dauer von zwei Jahren im April d. Is. ihre Tätigkeit
einstellen.
Es macht sich jetzt regere Nachfrage nach Farmen
geltend, da die Bodenverhältnisse in unserem Land-
gebiete besser beurteilt werden, als dies früher der
Fall war. Zwei Farmen sind bereits verkauft.
Wie schon im Vorjahre von uns mitgeteilt worden
ist, sind wir zur Entrichtung von Grund= und Bezirks-
steuern herangegogen worden. Alle von uns dagegen
eingelegten Berufungen sind von der Berufungs-
kommission, als letzter Instanz im Schutzgebiete, ver-
worfen worden. Auch eine von uns an den Herrn
Reichskanzler gerichtete Eingabe ist erfolglos geblieben,
ebenso wie unsere Vorstellungen beim Reichs-Kolonial-
amt. Wir haben daher die Steuern für die Jahre 1909,
1910 und 1911 im Betrage von zusammen 270 405.4
bezahlen müssen, uns aber Regreßansprüche vorbehalten.
Der Verlust-Saldo hat 1911 sich durch die weiteren
Kosten für die Erpedition Kuntz und die großen Steuer-
beträge von 514 637 . auf 936 917. erhöht. Die
Erpeditionskosten sind innerhalb des Voranschlages
geblieben. Zur Deckung dieser Ausgaben verwandten
wir unser Bankguthaben und einen Teil unseres Effekten-
bestandes, die sich dadurch vermindert haben. Aus
dem Verkaufe dieser Effekten resultiert der Verlust auf
Effektenkonto von 4232 KC.
* 1
#
Ende Degember 1911 standen die Effekten noch
mit 53 755 & und Bankguthaben und Kasse mit
5219 .“ zu Buch. Der Landbesitz und Grundrechte
werden mit 7,2 Millionen Mark bewertet. Die Schulden
der Gesellschaft beschränkten sich auf wenige 817.4#.
Hernsheim & Co. K.-6G.“)
Wir blicken wiederum auf ein befriedigendes Ge-
schäftsjahr zurücck.
*) Aus dem Jahresbericht für 1911.