Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Daher jedenfalls auch dieselbe räumliche Verteilung 
der verwandten Vegetationszonen, soweit man von 
solchen sprechen kann. Tupischer Urwald geht zur 
Grenze des Kamerunplateaus nach Osten und hört — 
ausgenommen kleine Streifen — mit den letzten 
größeren Kompleren am Dibombe, Wuri, Nsake, 
Dibambu auf. Daran schließt sich der sekundäre Wald 
mit Farmland, Farmbusch, Clpalmen, der in den 
tieferen Lagen, besonders an den Flüssen und Schluchten, 
auch auf den höchsten Kuppen und ganz steilen Hängen 
wieder von primären Waldpartien durchbrochen wird. 
An die Clpalmenlandschaften und den sekundären Busch 
schließt sich landeinwärts die Graslandgegend an, die 
vom sekundären und primären Busch meist durch eine 
Ubergangszone mit Parklandschaft= oder Steppen- 
charakter getrennt ist. 
Die wichtigsten, in diesem Gebiet vorkommenden 
Kulturgewächse sind: Planten, Makabo, Kassada, Jams, 
Zuckerrohr, Bohnen, Erbsen, Erdnüsse, Süßkartoffeln, 
Kürbisse: auf weiten Strecken besonders in der küsten- 
nahen Gegend, findet man auch Kokospalmen, Tabak, 
Kalkao und Mais, vereinzelt Apfelsinen= und Zitronen- 
bäume. Die Kautschukanbauversuche sind nichtermutigend. 
Am meisten Ertrag verspricht Mais und in einzelnen 
guten Lagen der Kakao. Die Palme und ihre Produkte, 
als das wichtigste Erzeugnis des ganzen Bezirkes, soll 
ausführlicher behandelt werden. 
Die Kulturen zeigen, daß die Bevölkerung aus- 
schließlich aus Ackerbauern besteht. Viehzucht ist 
nirgends im besonderen Maße vorhanden. Im Gegen- 
teil, es mangelt in vielen Gegenden selbst an Klein- 
vich. Durch die Art der Feldbestellung wird ein 
Raubbau verübt, der um so schlimmer ist, als man 
keinen Dünger kennt. Der Busch wird abgeschlagen 
und verbrannt, darauf das Feld mit der Hacke bestellt. 
Dem Neger ist es gleichgültig, ob bei dieser Farm- 
anlage primärer oder sekundärer Busch oder lpalmen 
gefällt werden müssen, entscheidend für ihn ist nur 
das Moment der geringsten Arbeit. Nur durch die 
wiederholten energischen Ermahnungen durch die 
Station wird hier einem zur Gewohnheit gewordenen 
Unfug ein Ende gemacht werden können. Der Neger 
fällt am liebsten die jungen Palmenwüchse und den 
sekundären Busch mit den ersten tragenden Clpalmen, 
denn diese verlangen am wenigsten Arbeit für die 
Anlage der Farmen. Nach Erschöpfung des Bodens 
sucht sich der Eingeborene einen neuen Platz und brennt 
für seine neuen Farmen. Neben dem schädlichen Raub- 
bau dieser Kulturmethode darf jedoch nicht übersehen 
werden, daß nur durch diese Art der Feldbe- 
stellung das wichtigste Produkt des Bodens, 
die Olpalme, in diesen Mengen aufkommen 
konnte. DTurch diese Wanderwirtschaft werden der 
primäre Urwald und der dichte, den lpalmen durch 
seinen Schatten ebenfalls schädliche sekundäre Wald 
niedergelegt und günstige Standortsbedingungen für 
die Ansamung der licht= und luftbedürftigen Olpalmen 
geschaffen. 
Die Siedlungsformen begünstigen diesen Um- 
wandlungsprozeß von Buschwald in Tlpalmenland. 
Man findet meist den Einzelhof; soweit der Einfluß 
der Station nicht reicht, ist diese Einzelsiedlung sogar 
charakteristisch. Die Siedlungsform in der Nähe der 
Station ist die Ansiedlung in Straßendörfern, aber 
wie ich mich über zeugen konnte, erst durch das direkte 
Eingreifen der Station entstanden. 
Durch die Einzelsiedlung schützte sich der Wald- 
landneger am besten gegen räuberische Uberfälle, denn 
die einzelnen Hütten waren schwer zu finden: teilweise 
werden auch heute noch diese Einzelhütten mit Palisaden 
zum Schutz gegen Menschen und wilde Tiere umgeben. 
  
Die Ausdehnung der OClpalmen findet durch diese 
Wanderwirtschaft des Einzelhofes eine große Ver- 
breitung, die für den Jabassi-Bezirk nur von Vorteil 
war. Nach Norden geht die Olpalme bis weit in den 
Bare= und Dschang-Begirk, im Osten ist sie durch das 
trockene Klima des Graslandes mit seinen kalten 
Nächten beschränkt. Auch die im Jabassi-Bezirk vor- 
kommenden Höhenlagen — 1200 m — haben eine An- 
samung der Clpalmen nicht verhindert. In Dschang 
wurde sie in einer Höhe bis zu 1400 m festgestellt. 
Einige auf meinen sonstigen hiesigen Reisen und 
auch auf den in den Nachbarkolonien bezüglich der 
Tlpalme gemachten Beobachtungen seien hier angefügt. 
Im allgemeinen gedeiht die Olpalme unter sonst 
gleichen Verhältnissen in ihrem klimatischen Optimum, 
das sie zweifellos in Kamerun findet, am besten auf 
frischen Böden (Dibambu, Abo, Bomonoy). In heißeren 
Gegenden, also in abgeschlossenen Talniederungen. 
größeren Senken, im näheren Küstengürtel verlangt sie 
frischeren bis feuchten, jedoch nicht sumpfigen Boden. 
Auf moorigen oder anmoorigen Böden kommt sie 
überhaupt nicht fort. 
Gegen ihre Kältegrenze zu, also in höheren Lagen 
wie in den Gebirgsgegenden von Jabassi, Dschang 
und Bare, verliert sie das Feuchtigkeitsbedürfnis im 
Boden; sie verlangt trockeneren Boden. Im wärmeren 
Klima meidet sie daher den trockenen Boden, ebenso 
wie sie im kälteren Gebirgsklima auf frischen oder 
feuchten Böden weniger gut gedeiht wie auf etwas 
trockenen Lagen. 
Im Jabassi-Bezirk liegt das Verbreitungsgebiet, 
d. h. das natürliche Wuchsgebiet und das Optimum, in 
den tieferen wärmeren Lagen auf frischen Böden oder 
an den unteren Hängen, die den von den oberen 
Partien durch die Atmosphärilien abgeführten guten 
Boden angesammelt haben: eine hohe Luftfeuchtigkeit 
bei entsprechender Wärme scheint manchen ungünstigen 
Standortsfaktor aufzuheben. 
Die vorhandenen klimatischen Daten über Jabassi 
sind äußerst dürftig. Doch kann man aus dem Auf- 
treten bestimmter Holzarten, die nur in bestimmten 
Regionen gefunden werden, einen Rückschluß auf die 
klimatischen und auch auf die Bodenverhältnisse zieben. 
Für die Verteilung der Regenmengen geben folgende 
Zahlen einen Anhalt: 
Jamar Februar März April Mai Juni Juli 
27 71 88 192 291 320 36-4 mma 
August September Oktober November Dezember 
359 133 378 89 11 mm 
Als mittlere Jahresmenge können 2600 mm ange- 
nommen werden. 
Die Beobachtungsreihe der Regenmengen, wie sie 
oben angeführt wurde, kann nur als provisorisches 
Resultat gelten. Wahrscheinlich ist, daß durch den 
Jabassi-Bezirk eine Linic — Wald= und Grasland- 
grenze führt, die auch annähernd die Gebiete 
treunt, welche verschiedene jährliche Regenmengen und 
Regenverteilung aufweisen. Man kann als jährliche 
Niederschlagsmengen vielleicht annehmen: im Wald- 
lande 2000 bis 3000 mm, im Graslande 1000 bis 
20000 mm. Während nun die Palmen eine größere 
Niederschlagsmenge sehr gut, besonders auf durch- 
lässigem, frischem Boden und in wärmeren Lagen ver- 
tragen, kann unter sonst gleichen Bedingungen ein 
hohbes Maß von Lufstfeuchtigkeit ein Minus an atmo- 
sphärischen Niederschlägen bis zu einem gewissen Grade 
kompensieren. Da die Luftfeuchtigkeit im trockeneren 
Graslande abnimmt, wird der Mangel an Feuchtigkeit 
der erste Grund des Verschwindens der Olpalme im 
Osten sein. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist
	        
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