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Daher jedenfalls auch dieselbe räumliche Verteilung
der verwandten Vegetationszonen, soweit man von
solchen sprechen kann. Tupischer Urwald geht zur
Grenze des Kamerunplateaus nach Osten und hört —
ausgenommen kleine Streifen — mit den letzten
größeren Kompleren am Dibombe, Wuri, Nsake,
Dibambu auf. Daran schließt sich der sekundäre Wald
mit Farmland, Farmbusch, Clpalmen, der in den
tieferen Lagen, besonders an den Flüssen und Schluchten,
auch auf den höchsten Kuppen und ganz steilen Hängen
wieder von primären Waldpartien durchbrochen wird.
An die Clpalmenlandschaften und den sekundären Busch
schließt sich landeinwärts die Graslandgegend an, die
vom sekundären und primären Busch meist durch eine
Ubergangszone mit Parklandschaft= oder Steppen-
charakter getrennt ist.
Die wichtigsten, in diesem Gebiet vorkommenden
Kulturgewächse sind: Planten, Makabo, Kassada, Jams,
Zuckerrohr, Bohnen, Erbsen, Erdnüsse, Süßkartoffeln,
Kürbisse: auf weiten Strecken besonders in der küsten-
nahen Gegend, findet man auch Kokospalmen, Tabak,
Kalkao und Mais, vereinzelt Apfelsinen= und Zitronen-
bäume. Die Kautschukanbauversuche sind nichtermutigend.
Am meisten Ertrag verspricht Mais und in einzelnen
guten Lagen der Kakao. Die Palme und ihre Produkte,
als das wichtigste Erzeugnis des ganzen Bezirkes, soll
ausführlicher behandelt werden.
Die Kulturen zeigen, daß die Bevölkerung aus-
schließlich aus Ackerbauern besteht. Viehzucht ist
nirgends im besonderen Maße vorhanden. Im Gegen-
teil, es mangelt in vielen Gegenden selbst an Klein-
vich. Durch die Art der Feldbestellung wird ein
Raubbau verübt, der um so schlimmer ist, als man
keinen Dünger kennt. Der Busch wird abgeschlagen
und verbrannt, darauf das Feld mit der Hacke bestellt.
Dem Neger ist es gleichgültig, ob bei dieser Farm-
anlage primärer oder sekundärer Busch oder lpalmen
gefällt werden müssen, entscheidend für ihn ist nur
das Moment der geringsten Arbeit. Nur durch die
wiederholten energischen Ermahnungen durch die
Station wird hier einem zur Gewohnheit gewordenen
Unfug ein Ende gemacht werden können. Der Neger
fällt am liebsten die jungen Palmenwüchse und den
sekundären Busch mit den ersten tragenden Clpalmen,
denn diese verlangen am wenigsten Arbeit für die
Anlage der Farmen. Nach Erschöpfung des Bodens
sucht sich der Eingeborene einen neuen Platz und brennt
für seine neuen Farmen. Neben dem schädlichen Raub-
bau dieser Kulturmethode darf jedoch nicht übersehen
werden, daß nur durch diese Art der Feldbe-
stellung das wichtigste Produkt des Bodens,
die Olpalme, in diesen Mengen aufkommen
konnte. DTurch diese Wanderwirtschaft werden der
primäre Urwald und der dichte, den lpalmen durch
seinen Schatten ebenfalls schädliche sekundäre Wald
niedergelegt und günstige Standortsbedingungen für
die Ansamung der licht= und luftbedürftigen Olpalmen
geschaffen.
Die Siedlungsformen begünstigen diesen Um-
wandlungsprozeß von Buschwald in Tlpalmenland.
Man findet meist den Einzelhof; soweit der Einfluß
der Station nicht reicht, ist diese Einzelsiedlung sogar
charakteristisch. Die Siedlungsform in der Nähe der
Station ist die Ansiedlung in Straßendörfern, aber
wie ich mich über zeugen konnte, erst durch das direkte
Eingreifen der Station entstanden.
Durch die Einzelsiedlung schützte sich der Wald-
landneger am besten gegen räuberische Uberfälle, denn
die einzelnen Hütten waren schwer zu finden: teilweise
werden auch heute noch diese Einzelhütten mit Palisaden
zum Schutz gegen Menschen und wilde Tiere umgeben.
Die Ausdehnung der OClpalmen findet durch diese
Wanderwirtschaft des Einzelhofes eine große Ver-
breitung, die für den Jabassi-Bezirk nur von Vorteil
war. Nach Norden geht die Olpalme bis weit in den
Bare= und Dschang-Begirk, im Osten ist sie durch das
trockene Klima des Graslandes mit seinen kalten
Nächten beschränkt. Auch die im Jabassi-Bezirk vor-
kommenden Höhenlagen — 1200 m — haben eine An-
samung der Clpalmen nicht verhindert. In Dschang
wurde sie in einer Höhe bis zu 1400 m festgestellt.
Einige auf meinen sonstigen hiesigen Reisen und
auch auf den in den Nachbarkolonien bezüglich der
Tlpalme gemachten Beobachtungen seien hier angefügt.
Im allgemeinen gedeiht die Olpalme unter sonst
gleichen Verhältnissen in ihrem klimatischen Optimum,
das sie zweifellos in Kamerun findet, am besten auf
frischen Böden (Dibambu, Abo, Bomonoy). In heißeren
Gegenden, also in abgeschlossenen Talniederungen.
größeren Senken, im näheren Küstengürtel verlangt sie
frischeren bis feuchten, jedoch nicht sumpfigen Boden.
Auf moorigen oder anmoorigen Böden kommt sie
überhaupt nicht fort.
Gegen ihre Kältegrenze zu, also in höheren Lagen
wie in den Gebirgsgegenden von Jabassi, Dschang
und Bare, verliert sie das Feuchtigkeitsbedürfnis im
Boden; sie verlangt trockeneren Boden. Im wärmeren
Klima meidet sie daher den trockenen Boden, ebenso
wie sie im kälteren Gebirgsklima auf frischen oder
feuchten Böden weniger gut gedeiht wie auf etwas
trockenen Lagen.
Im Jabassi-Bezirk liegt das Verbreitungsgebiet,
d. h. das natürliche Wuchsgebiet und das Optimum, in
den tieferen wärmeren Lagen auf frischen Böden oder
an den unteren Hängen, die den von den oberen
Partien durch die Atmosphärilien abgeführten guten
Boden angesammelt haben: eine hohe Luftfeuchtigkeit
bei entsprechender Wärme scheint manchen ungünstigen
Standortsfaktor aufzuheben.
Die vorhandenen klimatischen Daten über Jabassi
sind äußerst dürftig. Doch kann man aus dem Auf-
treten bestimmter Holzarten, die nur in bestimmten
Regionen gefunden werden, einen Rückschluß auf die
klimatischen und auch auf die Bodenverhältnisse zieben.
Für die Verteilung der Regenmengen geben folgende
Zahlen einen Anhalt:
Jamar Februar März April Mai Juni Juli
27 71 88 192 291 320 36-4 mma
August September Oktober November Dezember
359 133 378 89 11 mm
Als mittlere Jahresmenge können 2600 mm ange-
nommen werden.
Die Beobachtungsreihe der Regenmengen, wie sie
oben angeführt wurde, kann nur als provisorisches
Resultat gelten. Wahrscheinlich ist, daß durch den
Jabassi-Bezirk eine Linic — Wald= und Grasland-
grenze führt, die auch annähernd die Gebiete
treunt, welche verschiedene jährliche Regenmengen und
Regenverteilung aufweisen. Man kann als jährliche
Niederschlagsmengen vielleicht annehmen: im Wald-
lande 2000 bis 3000 mm, im Graslande 1000 bis
20000 mm. Während nun die Palmen eine größere
Niederschlagsmenge sehr gut, besonders auf durch-
lässigem, frischem Boden und in wärmeren Lagen ver-
tragen, kann unter sonst gleichen Bedingungen ein
hohbes Maß von Lufstfeuchtigkeit ein Minus an atmo-
sphärischen Niederschlägen bis zu einem gewissen Grade
kompensieren. Da die Luftfeuchtigkeit im trockeneren
Graslande abnimmt, wird der Mangel an Feuchtigkeit
der erste Grund des Verschwindens der Olpalme im
Osten sein. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist