Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Die Verhältnisse treiben gebieterisch zu weiteren Ver- 
besserungen und zu einer Verbilligung in der Her- 
stellung des Pininnenlentci 
Die Ausde ehmung der angebauten Flöche betrug 
Ende 1910 etwa 400 000 ha, Ende 1912 etwa 485.000 ha. 
Die Zufuhren von "—3 be trugen nach 
den Berechnungen der Herren Hecht, Levis & Kahn, 
London, im Jahre 1908/09: 70 000 , 1909/10: 76 500 4 
1910/11: 79 300 t, 1911/12: 93 700 t, und für das 
Jahr 19198 schätzt men Ftanzungetautcchtr auf 50 000 t, 
Wildkautschuk auf 65 000 t, die Gesamtproduktion also 
auf 115 000 t. Für das Jahr o4bch16 wird mit einer 
Gesamtzufuhr von etwa 165 000 b 7 0 t gerech- 
net, in der Voraussetzung, daß 27 die Zufuhren an 
Wildkautschuk nicht, verringern, und 4:P das Jahr 1920 
von über 300 
Die 300.00 es Verbrauches in den letzten 
Jahren an allen Sorten Kautschuk sind 
1905/06 62 574 Tonnen, 
1906/07 68 178 : also Zunahme 5599 Tonnen. 
* Abnahme 5 797 
*Zunahme 8 7138 
1909 7 - 4937 
1910/11 74 082 - -Abnahme 1944 
1911/12 99 564 - -Zunahme 25 482 
Der Fall der Preise rechtfertigt wohl die 
Annahme, daß einstweilen die Zufuhren viel 
rascher wachsen als die Ausdehnung des Ver- 
rauches, die bis in die letzten Jahre durch- 
schnittlich 5 v. H. betragen hat. 
Daß die Anhäufung so großer Mengen Kautschuk 
in London, wie sie zur Zeit rrfolgt, Lu diesen Markt 
drückt, ist außer Zweifel. Für d äufer in Europa 
bedeutet es einen großen Vorteil, F die P#lnz zungen 
ginen ebenso großen Nachteil. Eine bessere Verteilung 
fz Ernten auf geradem Wege durch einen Verkauf im 
Uesprunosland wäre der gegebene Ausweg. Englands 
Einfuhr an Kautschuk aller Art betrug im Jahre 1912: 
55 023 Tonnen, von welchen dem Gewichte nach 66 v.H. 
= 36 298 Tonnen, dem Werte nach 76 v. H. wieder 
ausgeführt wurden. Man sieht hieraus, welche Mengen 
Kauischuk ohne Notwendigkeit nach diesem Lande ge- 
führt werden. und wie kostspielig so die Verteilung 
der Ware wird. Ein weiteres Fallen der Preise wird 
dazu führen, die bereits 1910 begonnenen Verstei- 
gerungen in den Ursprungsländern (Ceylon usw.) zu 
erweitern. 
  
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Kautschuk in Deutsch-Ostafrika. 
Über die Manihot-Frage in Deutsch-Ost- 
afrika referierte Direktor Warnholtz, Vorsitzender 
des Verbandes Deutsch-Ostafrikanischer Pflanzungen, 
u. a. wie folgt: 
Die Manihot-Frage in Deutsch- Ostafrika ist 
letzthin in allen Kolonialkreisen mit Ernst und Sorgen 
studiert worden. Der enorme Preisfall! von Kautschuk, 
der durch die großen Zufuhren von Levea- -Kautschuk 
aus dem Osten verursacht ist, hat die Manihot-Kultur 
in Ostafrika in eine sehr schwierige und ernste Lage 
gebracht. Ostafrika hat sich mit besonderer Intensität 
auf den Anbau von Manihot-Kautschuk in den letzten 
Jahren geworfen, und die Pflanzungen haben eine 
solche Ausdehnung genommen, daß heute wohl 
19 Millionen Bäume in Ostafrika vorhanden sind. 
Von diesen Bäumen ist ight 4zwa- die o öät e zapfreif. 
Die usfuhr im Jahre 1 
Aufbereitung 4 Satrug 101 4 ett noch 
ib Weise, und die Ansichten der einzelnen 
Pllanzer gehen sehr auseinander, welche Art die ren- 
tabelste ist. Am besten bezahlt wird der Crepe- 
  
  
Kautschuk, dann kommen die Felle, Scrapes, gewalzte 
Platten und schließlich die gewöhnlichen geschnittenen 
— Preise für, die einzelnen Sorten, gint heute 
etwa 2,30 , 1,95 .4 und 1 
schwer, die reinen GhewilerG 8 Khe cinil 
festzusetzen: einmal sind die Quantitäten frischen Kaut- 
schuks, die von einem Zapfer angebracht werden, so 
verschieden, daß eine allgemeine Norm nicht genannt 
werden kann; dann variiert das Resultat sehr nach 
den Jahreszeiten, und auch die Zapfmethode ist auf 
den einzelnen Pflanzungen noch verschieden. Ferner 
variieren die reinen Arbeitslöhne usw. Im allgemeinen 
kann man die reinen Gewinnungskosten auf 1,20 bis 
1,35 % für ½ kg trockenen Kautschuk annehmen. Rechnet 
man hierzu noch den Gewichtsverlust bis zu Haus, Ver- 
packung, Fracht, Verladespesen und die Verkaufs-Usancen, 
was etwa 20 v. H. ausmachen wird, so bedeutet das 
1.45 bis 1.70 /#“ für ½ kg. Hinzu kommen noch die 
Waschkosten, die sehe verschieden nach der Art der Auf- 
bereitung sind. Nicht berücksichtigt sind ferner die 
Kosten der Europäer und der Unterhalt der Pflanzung, 
ferner die notwendigen Abschreibungen, Nachpflanzungen 
und Verzinsung des angelegten Kapitals. Von dem 
Wirtschaftlichen Verband der Nordbezirke werden die 
Produktionskosten auf 1,60 bis 2,50 ¾“ für ½ kg 
angegeben. 
Nur in der Verringerung der Produktionskosten 
wäre eine Hilfe für die Kautschukkultur zu erblicken, 
doch sind die Veriche bisher ohne besondere Erfolge 
geblieben. Ob die Verringerung der Produktionskosten 
genügen würde, die Kultur aufrech zu erhalten, läßt 
sich schwer sagen und hängt von der weiteren Preis- 
helit tung des Kautschukmarktes ab. Von Pflanzern in 
Ostafrika wird eine Rettung nur darin gesehen, daß die 
Titreae auf lange Zeit geschlossen werden, 
wodurch sich die ungeheuren Anwerbekosten verringern 
sowie die Arbeitsleistung des einzelnen Zapfers be- 
deutend erhöhen würde. Fielen z. B. die Anwerbe- 
kosten mit 20 Hellern für ½ kg ert und erhöhte sich 
gleichzeitig das, gewonnene Quantum um das Doppelte, 
was wieder 20 Heller aumachen würde, so könnten 
dbadurch t 40 Heller = 50 Pf. für ½ kg erspart werden. 
er sind Wünsche con genenen die Frachten 
  
auf * nnteh und den D mpfern zu ermäßigen. 
Die Fracht auf der R buan bei einer Entfernung 
von 100 km etw /2 Pf. für 1 *8 eine Ermäßigung 
um 50 v. H. wübe 2| 1 Heller für ½ kg ausmachen. 
Die Dampferfracht ist dieser Tage bereits von 90.# 
auf 65 :“ ermäßigt, was eine Ersparnis von 1 ¼ Pf. 
für ½ kg bedeutet. Diese Frachtersparnisse von 2 bis 
5 Pf., je nach der Entfermung von der Küste, erscheinen 
mir kein Rettungsmittel für die gefährdete Kautschuk- 
kultur, wenn man daran denkt, daß die Kautschuksorten 
um über 2• für ½ kg seit Anfung 1912 gefallen 
sind. Immerhin muß man anerkennen, daß auch hier 
versucht worden ist, den Pianzern in der schweren 
Krisis Erleichterungen zu verschaff 
An eine wirkliche Besserung 67 Kautschukpreise zu 
glauben, ist mir unmöglich. Die Verhältnisse im Osten 
liegen so, daß die Zufuhren von dort weiter zunehmen 
werden, und da die Gewinnung billiger ist, und der 
Hevea-Kautschuk höher bewertet wird, so ist es kaum 
Mmöglich, Vorschläge zu machen, die Aussicht bieten, die 
Manihot= „Kausschukkultur in Deutsch-Ostafrika wieder 
kutraun zu gestalte 
ezüglich des von der Kautschuk-Kommission ge- 
weien Veschlufsen wegen Einführung von Notstands- 
tarifen für Eisenbahn= und Seefracht auf 
Kautschuk und die zur Gewinnung und Aufbereitung 
erforderlichen Materialien hat das Reichs-Kolonialamt
	        
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