Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

W 1037 20 
nicht verbieten; er will ihn nur beschränken, und zwar 
nur durch Aufstellung der Formvorschriften für die 
übertragung von Geschäftsanteilen im § 15 GmbG. 
und durch die Möglichkeit, die Veräußerung und die 
Teilung von Geschäftsanteilen infolge Erbgangs an 
die Genehmigung der Gesellschaft zu binden (6. 17 
möH). Formvorschriften sind aber keiner aus- 
dehnenden Auslegung fähig; sie sind auf die vom Ge- 
gete bezeichneten, Säle zu beschränken. Gerade daraus. 
fzaC Gesetzgeber bestimmte Formvorschriften auf- 
dett derwt sich, dabn er nicht entgegentreten will, wenn 
sich dieselben Endziele auf anderem Wege formlos er- 
reichen lassen. Dies trifft hier zu. 
Aus diesen Erwägungen ist das Vorbringen der 
Beklagten, daß die Übertragung des Versügungsrechts 
den Gegenstand des Vertrags gebildet habe, beachtlich. 
  
Rolonialwirtschaftliche Oittellungen. 
Kus dem Arbeitsbereich des Kolonkal-Wirtschaftlichen 
Komitees. 
VBaumwollbau-Bericht Herbst 1918. 
Die Erfahrungen. der letzten Jahre, chaben (ezeigt. 
aß der Baumwollbau in 
Afrikas nicht * möglich ist, bielen HEin dern 
aussichtsreichsten Kulturen darstellt. Dies trifft 
in besonderem Maße für weite Gebiete Deutsch-Ost- 
afrikas zu. Baumwolle ist heute Deutschlands wich- 
tigstes Kolonialprodukt. 
Trotz gelegentlicher Rückschläge ch Überschwem- 
mungen und Baumwollkrankheiten, kiotz Mangels an 
Zugvieh infolge der Tsetsekrankheit, trotzdem eiine künft. 
liche Bewässerung zur Sicherstellung der Ern 
äufig noch nicht in Anspruch genommen wit * 
des Mangels an ausreichendem baumwollkundigen Re- 
gierungspersonal, trotz des Fehlens von Standard- 
marken zwecks einheitlicher Lieferung zur Erzielung 
höherer Preise, trotz des Mangels an Verkehrsmitteln, 
insbesondere an Eisenbahnen, Schiffahrts= und Auto- 
mobilstraßen, und trotz der Liauidation von Baum- 
wollbaugesellschaften hat sich der Baumwollbau von 
Jahr zu Jahr kräftig entwickelt nd erzielte bei einer 
fortgesetzten Steigerung in Deutsch-Ostafrika und 
Togo im Jahre 1912 eine Produktion von zusammen 
9 
6= 
  
3730 Ballen 250 kg“ i den in 
Deusschland erzielten Du Pachschnittspreisen. von 70 Pf. 
o ½ kg für ostafrikanische Baumwolle, von 59 Pf. 
bre ½ kg für Togobaumwolle sich auf 3,3 Millionen 
Mark beziffert. 
Die Schätzung für das Baumwolljahr 1913/14 be- 
trägt nach den neuesten Ermittlungen für 
Deutsch-Ostafrika bis zu 12.000 Ballen à 250 kg 
Togo rund 2000 = à 250 
. E 
— 
= 
  
  
zusammen. .rund 14 000 Ballen à 250 kg 
gegenüber 9730 Ballen 1912, was ein Mehr von rund 
4250 Ballen oder 43 v. H. bedeuten würde. 
Bei gleichen Durchschnittzpreien wie in 1912 
würde demnach die Ernte 1913/14 einen Wert von 
4¾ Millionen Mark in Deutschland darstellen. 
In Deutsch-Ostafrika waren 1912/13 rund 
22 000 ha Baumwolle angebaut, davon etwa 6400 ha. 
in rscumt 15 600 ha in Eingeborenenkultur. 
Zum Vergleich stellen wir die Wpbauflächen der Sisal- 
agavenplantagenkultur mit 21335 ha und der Kautschuk- 
plantagenkultur mit 32 682 ha pro 1912 gegenüber. 
Besonders die Bezirke Lindi im Süden und 
Muansa am Viltoriasee haben sich um den Baum- 
wollbau in der Kolonie verdient gemacht. Im Lindi- 
bezirk rechnet man pro 1913/14 mit einer Saatver- 
*) Die amtlichen Zahlen beziehen sich auf das 
Kalenderjahr. 
  
  
teilung von 5000 Zentnern, in Muansa mit einer 
solchen von 2200 Zentnern. Von dem Ausbau der 
Lindi-Baumwollbahn und eines Bamnwoll-Automobil-- 
Verkehrs in Muansa erwartet man eine weitere erheb- 
liche Förderung. Seitens des Gouvernements werden 
zu beden Bezirken besondere Baumwollstationen er- 
richtet. 
Infolge der Kautschukkrisis mehren sich die An- 
fragen von Kantschukpflanzungen bezüglich eines Er- 
satzes durch Anlage von Baumwollpflanzungen. Das 
Komitee empfiehlt den Hflanzungen dringend, sich über 
klimatische, Boden= und Ar Veiterverhältnisse an Ort 
und Stelle genau zu informieren und auch den Rat 
des Gonvernements, dem das landwirtschaftliche Baum- 
wollversuchswesen untersteht, einzuholen. 
i Togo ist der Baumwollbau einstweilen auf 
Mittel- und Südtogo begrenzt. Die Produktion dürfte 
die gleiche bleiben wie in den Vorjahren. Für das 
t das Komitee die Preisgarantie in 
e 1 e für * Jahr 1912 aufrechterhalten, 
und zwar von 30 Pf. pro ½ kg entkörnte Baumwolle 
loko Dienoahnstatiomer an welchen Ginanlagen im 
Betriebe sind. 
Es bestehen jetzt in Deutsch-Ostafrika 37 Ernte- 
bereitingennkegel in To r 12 mit einem Kraftbetrieb. 
von insgesamt etwa 1000 PS. 
In Kamerun wird nach dem neuesten Bericht 
des Gouvernements vom 28. August d. Is. die Ver- 
suchsstation Pittoa bei Garua in absehbarer Zeit die 
Vorversuchsarbeiten so weit erledigt haben, daß der 
Baumwollbau in Adamaua im großen aufgenommen 
werden kann. Schwierigkeiten bestehen noch in der 
Frage des Absatzes und des Abtransportes. Die 
Weiterführung ber Nordbahn ist zwar ins Auge ge- 
faßt, aber es dürfte noch geraume Zeit vergehen, 
der Transport auf diesem Wege 
bleibt also zunächst nur der N über den züs 
Benne. Um die deutsche Adamaua-Baumwolle von 
vormherein der deutschen Industrie zuzuführen und 
erfolgen kann. 
bieser zunächst fabrikatorische Versuche mit der Adamana- 
Qualität zu ermöglichen, stellt das Komitee zunächst 
bis zu 10 000 # bereit zum Zweck, die in Adamaua 
gewonnene und entkörnte Baumwolle zu den dort 
üblichen Preisen aufzukaufen. 
Das Arbeitsfeld des Komitees in der Berichts- 
periode umfaßte: 
In Ostafrika: 
Ankauf, Bearbeitung und Verteilung von Baum- 
wollsaat an die Regierungsstellen und Gewährung 
von Geldprämien für besondere Leistungen im 
Baumwollbau. 
Anlage und Betrieb eines eigenen Ginwerkes 
in Lindi. Ausbau seines Gin= und Saatwerkes 
in Daressalam. Lieferung von Ginanlagen nach 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.