noch immer mit einem Drittel dieser Menge be-
gnügen. In Südwestafrika war die Hauptmasse
der farbigen Arbeiter landfremd. Der Bedarf
richtet sich unter anderem nach der Verpflegungs-
möglichkeit; finden sich für die Leute genügende
Lebensmittel in dem Arbeitsgebiet selbst, sor kann
man die Arbeitsschächte weiter über die Gleis-
spitze hinaus in das Innere vorschieben und dem-
gemäß eine längere Strecke auf einmal in Angriff
nehmen und mehr Arbeiter dabei beschäftigen, als
wenn, wie z. B. in Südwestafrika, der Unterhalt
jast ganz über See eingeführt und an die Bau-
spite vorgebracht werden muß. Auch gesund-
beitlich verdient es den Vorzug, wenn die Leute
ihre gewohnte Nahrung weiterbekommen können.
Der Bauleitende wird also den Anbau von
Nahrungsmitteln an der Linie in jeder Weise zu
füördern suchen. Daß für gute Unterkunft zu
sorgen ist, die Gesundheitspflege große Beachtung
sordert, die angemessene Behandlung der Leute
überwacht werden muß, ist selbstverständlich. Zu
alledem tritt noch die Rücksicht, daß den euro-
baischen Erwerbsunternehmungen im Lande die
Akbeitskröfte nicht entzogen noch verteuert werden
sollen. Die Anstelligkeit der Leute ist recht ver-
schieden. Im großen Durchschnitt schätzt man
ihre Tagesleistung auf ein Drittel bis ein Viertel
lener eines heimischen Arbeiters. ·
Handwerker und Aufseher find noch großen-
teils Weiße mit farbigen Gehilfen.
Hler und da, namentlich natürlich in den für
dauernde Anfiedlung Weißer geeigneten Gegenden,
det man auch schon einen kleinen Stand von
nternehmern, denen man diesen oder jenen
Einzelban, einen Abschnitt Erdarbeiten oder der-
gleichen agen lann. Sie nach Möglichkeit
heranzuziehen, ist natürliche Pflicht und Sorge
der Bauflrma. In Nigerien soll es sich bewährt
haben, daß man gewisse Arbeiten, besonders die
Erdarbeiten, den Bezirksverwaltungen übertrug.
In Südwestafrika hat man mit gutem Erfolge
die Schutztruppe beteiligt.
Der Bauvorgang geht nun folgendermaßen
vor sich. Das Gelände wird mit größerer Ge-
nauigkeit als im Vorentwurf noch einmal auf-
tenommen, die Linie in allen Einzelheiten ent-
worsen und abgesteckt, die Einzelpläne für die
Vauwerte des Unterbaus, wenigstens für die
einstwelligen, aufgestellt. — Wir unterscheiden
Unterbau vom Oberbau des Bahnkörpers;
zum Oberbau gehört das Gleis mit der Bettung,
da Unterbau alles andere, der Erdkörper, die
6 Oläffe, die Brücken. — Steht ein angemessener
wrretnahschnt derart im ausführlichen Entwurf
vor iegt die Bauerlaubnis der Grundeigem#ümer
, find inzwischen die nötigen Magazine und
Vanwertftatten angelegt und die Arbeiter ein-
1
getroffen, so können die Bauarbeiten beginnen,
zuerst das Roden und Säubern der Strecke,
dann die Erdarbeiten und die Bauwerke. Auch
im günstigsten Falle wird man einen großen Teil
der Baubedarfssachen von hinten nach vorn vor-
schieben müssen. Leistungsfähige Wege und
Straßenfuhrwerke sehlen in der Regel. Man muß
also das eigene Bollgleis so früh und so weit
wie möglich vorbringen und, wo es noch nicht
hindringen kann, mit leichtem Arbeitsgleis einst-
weilen helfen. Aufenthalt erleidet das Vollgleis
am ehesten durch die Bauwerke des Unterbaus,
die Durchlässe und Brücken. Wo hier einstweilige
Behelfsbauten einzufügen, wo von vornherein die
endgültigen Werke zu errichten sind, entscheidet
der Arbeitsplan. Man soll mit Behelfsbauten
nicht zu sparsam sein. Denn für die größeren
endgültigen Bauwerke fehlen häufsig noch die
nötigen Vorerhebungen über die Wasserführung
der Flußläufe. Zwar werden möglichst schon
gelegentlich der allgemeinen, spätestens aber ge-
legentlich der ausführlichen Vorarbeiten regel-
mäßige Messungen und Beobachtungen des Wasser-
standes und der Niederschläge angeordnet sein.
Aber die kurze Zeit dieser Feststellungen gibt oft
noch keine genügende Unterlage für die Bemefsung
der Durchflußweiten. Die Regenzeiten richten an
dem unfertigen Bahnkörper Schaden genug an,
das ist unabwendbar; die fertige Bahn aber
muß das Wasser sicher und unschädlich abführen.
Es kann nichts schaden, wenn mit Behelfsbauten
erst einmal die Probe aufs Exempel gemacht wird.
Die mit ihnen gewonnenen Erfahrungen kommen
den zahlte Bauwerken zustatten. »
Mit Erdarbeiten hält nach Möglichkeit
die Anlage der Fernsprech= und Morselinie Schritt,
die für Bau wie Betrieb gleich wichtig ist.
Bald nach dem Beginn der Erdarbeiten find
auch die ersten Gleismengen und Fahrzeuge aus
der Heimat elngetroffen. Die letzteren werden in
den Bauwerkstätten schleunigst zusammengesetzt,
damit sie für den Gleisbau und bald auch für
sonstige Wauzwecke zur Verfügung stehen. Denn
auf den Unterbau kommt — notgedrungen —
sobald wie angängig etwas Bettung und das
Gleis. Notgedrungen: es wäre besser, man könnte
den Dämmen erst Zeit lassen, sich zu setzen und
zur Ruhe zu kommen. Aber für den Nachschub
aller Baugüter ist das baldige Vorbringen des
Gleises von so großem Vorteil, daß man auf ihn
in der Regel nicht verzichten kann. Das Gleis
wirb zunächst recht unruhig liegen, aber es liegt.
doch. Planum wird vielfach verdrückt, die
Erttwässerung häufig gestört werden. Hier gilt
es, sorgfältig zu verhüten, daß sich die zeirweiligen
tUbelstände nicht zu dauernden auswachsen. Das
GEleis wird sofort zur Beförderung der Baugüter,