Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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die Gefechte und Erkundungen bis einschließlich 
23. Juli soweit geklärt, daß deren Ergebnisse die 
Grundlage zu weiteren Entschlüssen abgeben 
konnten. - .- 
Die Gefechte hatten gezeigt, daß der Gegner 
zu planmäßigem Widerstand entschlossen war. Sie 
waren durch das schwierige, unübersichtliche Ge- 
birgsgelände, die verstreute, aber ausgedehnte An- 
lage der Siedelungen, durch die Zähigkeit und 
Gewandtheit des gut bewaffneten Gegners sowie 
durch seinen vorzüglich eingerichteten Nachrichten- 
und Kundschafterdienst sehr erschwert worden. 
Die Baminge bewohnen, die einzelnen Stämme 
meist ohne Uübergang sich aneinanderreihend, eine 
Gebirgslandschaft von etwa 20 km Durchmesser. 
Ngom, Befang, Abedjia gehören nicht zu 
Baminge, ihre Sprache llingt an die von Wi- 
dekum an. 
Der Andie ist ein außergewöhnlich reißender 
Fluß von 20 bis 30 m Breite. An beiden Seiten 
zieht sich ein viele Kilometer breiter unbewohnter 
Urwaldstreiken hin. (Da der Andje nur auf 
wenigen Hängebrücken überschreitbar ist, die vom 
Gegner meist zerstört waren, war es Oberarzt 
Vollenkopf bisher nicht gelungen, die Verbindung 
mit der Sperrabteilung des Polizeimeisters Albat 
aufzunehmen.) 
Die Kampfesweise des Gegners war überall 
die gleiche. Größeren Abteilungen wich er aus, 
lleiere suchte er durch Trommelsignale und 
Plänkeleien möglichst weit vorzulocken und zu er- 
müden, um sie dann auf dem Rückwege mit Über- 
macht anzufallen. Zustatten kam den Eingeborenen 
dabei der erwähnte Nachrichtendienst und die 
große Schnelligkeit, mit der sie sich in ihren hei- 
mischen Gebirgen bewegen. Nur im Dorf und 
venn fie überrascht werden, stellen sich die Ein- 
heborenen auch größeren Abteilungen zum Gesecht. 
Fährer, die im Kampfe die Bewaffneten des 
Stammes zusammenhalten und leiten, haben die 
ge nicht. Es scheint aber eine beratende 
tralstelle zu geben, denn vor der Unterneh- 
mung haben sowohl in Mendi als auch in Etin 
von allen Minge-Dörfern und von Ngom und 
Befang besuchte Versammlungen stuttgefunden, in 
n der gemeinsame Widerstand beraten wurde. 
1 r— 
Um dem Gegner die Möglichkeit des Aus- 
ias zu entfernteren befreundeten Stämmen 
z beschränken, beschloß ich nunmehr, das ganze 
planmäßig zu besetzen und den Abteilungen 
ammte Wirkungskreise zur Befriedung zuzu- 
** Es erhielten zugewiesen: Oberleumant 
Sckärwit Etin, Ongonn, Okun; Oberarzt 
ollenkopf: Rgom, Befang, Abédfsia; Ser- 
heunt Jungelaus: Atschang, Tuna, Mbang; 
  
Hauptmann Adametz: Mendi, Atü, Beobach- 
tung von Medji, Fombot, Tabong. — 
Oberleutnant v. Lüttwitz erreichte am 25. Juli 
wieder Etin. Er wurde auf dem Marsche und 
im Lager von großen Haufen Eingeborener be- 
lästigt, die ein Gefecht aber, nicht annahmen, son- 
dern in nordwestlicher Richtung auf Ongonn 
wichen. v. Lüttwitz entschloß sich, am 26. Juli 
nachzudrängen. 
Er berichtet hierüber: » 
„Der Vormarsch vollzog sich zunächst ohne 
Störung. Beim Absuchen am Wege liegender 
Hütten wurden Menschenteile gefunden, die erst 
in der Nacht dorthin geschafft sein konnten. Es 
handelte sich um die Körperteile von vier Menschen, 
von denen nur die Hälfte vorhanden war.“ 
Dazu ist zu bemerken, daß meine Patrouillen 
schon am 21. Juli in Mendi an zwei Stellen 
frisch gefallene Minge gefunden hatten, von denen 
nur noch die Hände und einige größere Knochen 
übrig waren. Sie waren also von ihren eigenen 
Landsleuten gefressen worden. 
„Der Urwald, in den die Abteilung nach un- 
gefähr einer Stunde Marsch eintrat, wurde in 
dichtestem Nebel und starkem Regen erreicht. Der 
Gegner machte sich durch Angriffe mit Speeren 
und Messern auf die zwischen den Soldaten mar- 
schierenden Träger bemerkbar. Ein wirklicher 
Angriff unterblieb, wohl weil das Pulver der 
einfachen Vorderflinten naß geworden war. Als 
Wegeführer hatte ich gefangene, in der Kolonne 
verteilte Baminge. Nach dreistündigem Marsch 
weigerten sie sich, weiterhin Führerdienste zu 
leisten, so daß ich mich entschließen mußte, am 
Wege zu lagern. Der am nächsten Tage bei 
klarem Wetter fortgesetzte Marsch gestaltete sich 
immer schwieriger durch die Nähe des Feindes, 
der die Abteilung dauernd beunruhigte, und durch 
das außerordentlich hügelige Gelände, das auch 
dann keine Übersicht bot, als die Abteilung wieder 
aus dem Urwald in das Grasland trat. 
Das Dorf Oto liegt in der gleichnamigen 
Landschaft in bergigem Gelände; der Häuptlings- 
platz wurde am 27. Juli erreicht. Starker Nebel 
verhinderte wiederum jede Aussicht. Unter seinem 
Schutze konnte der nachdrängende Gegner immer 
wieder nah an das Dorf heranschleichen. Erst 
am 28. früh wurde er endgültig aus dem aus- 
gedehnten Dorfe vertrieben.“ 
Oberleutnant v. Lüttwitz befriedete im Anschluß 
an die Gefechte in Oto diesen Ort, Etin, On- 
gonu, Okum und Amassi. Größere Gefechte 
fanden nicht mehr statt, dagegen eine Reihe von 
verlustreichen Patronillengefechten. 
Vom 14. August an begannen sich die Häupt- 
linge der oben genannten Orte zu stellen.
	        
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