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die Pflanzer Essigsäure zur Koagulation
verwendeten. Ebenso schreibt an anderer
Stelle Tucker, daß für isolierte Drähte die Ver-
wendung von mit Essigsäure koaguliertem Kaut-
schuk unbedingt vermieden werden müsse.
Zimmermann ist übrigens jetzt auch selbst,
wenn auch vom finanziellen Gesichtspunkt aus,
dazu gelangt, von der Verwendung der Essig-
säure abzuraten, denn er sagt in dem erwähnten
Gutachten für die Muhesa Rubber Plantations,
daß allein für diese Pflanzung durch die Ver-
wendung der Essigsäure eine Mehrausgabe von
25 000 -“ jährlich erwachse.
Was den Punkt 2, die gute Bewertung des
mit Essigsäure koagulierten Kautschuks durch die
Unterzeichneten anbelangt, so entspricht diese den
Tatsachen. Qu. Kautschuk stellte zur Zeit der
Prüfung eine durchaus gute Qualität dar. Es
liegt dies eben daran, daß die schädlichen Einwir-
kungen der Essigsäure, worauf gleichfalls von den
Unterzeichneten bereits mehrfach hingewiesen wurde,
erst nach einiger Zeit eintreten und die Lebens-
dauer des Kautschuks herabsetzen müssen. So
schrieb Dr. Marckwald u. a. im „Tropenpflanzer"
Mai 1912 wörtlich: „Die ungünstige Wirkung
der Esfsigsäure beruht in der Hauptsache darauf,
daß sich bei ihrer Anwesenheit — sie ist nicht
völlig wieder zu entfernen — Azetate bilden, die
bei der für die Vulkanisation erforderlichen Tem-
peratur sich zersetzen. Sie beruht weiter darauf,
daß sie die Eiweißspaltung einleitet und daß bei
der durch sie bewirkten schnellen Koagulation un-
vollständig koagulierter Latex mitgerissen wird,
der dann, besonders im gewaschenen trockenen
Produkt, das der nötigen Schutzwirkung des
Wassers ermangelt, als die Ursache des Klebrig-
werdens wirkt. Diese ungünstige Wirkung der
Essigsäure, die den Nerv und die Lebensfähigkeit
des Kautschuks herabsetzt, ist am rohen Produkt
nicht ohne weiteres erkennbar. Aber ihre Ver-
wendung muß in ihren Folgen notwendigerweise
zu einer Qualitätsverringerung und damit zu einer
Entwertung unseres Kautschuks führen.“ Trotz=
dem können kleine, sorgfältig bereitete Proben
vorzüglich sein.
Bei dem von Prof. Zimmermann zur Ko-
agulation empfohlenen Chlorkalzium haben sich die
bezüglich der möglichen Anwesenheit von Chlor-
salzen ausgesprochenen Befürchtungen nur bei
zwei geprüften Kautschuken als zutreffend er-
wiesen, dagegen haben sich die mit Chlorkalzium
koagulierten Kautschuke wiederholt als gering-
wertig gezeigt. In einer Serie von 26 letzthin
geprüften ostafrikanischen Kautschuken fallen leider
die vier mit Chlorkalzium koagulierten Produkte
als geringwertiger völlig aus dem Rahmen der
übrigen heraus.
III. Präparation des Kautschuks.
Die Frage der Aufbereitung des Kautschuks,
speziell soweit sie das Waschen in der Kolonie
anbelangt, hält Zimmermann für noch nicht aus-
reichend geklärt. Wir halten dieselbe auf Grund
und Untersuchung für einwandfrei entschieden.
Es sind von uns jetzt mehrere hundert Kautschuke
geprüft worden, die zum Teil genau nach unseren
Angaben aubbereitet waren, Kautschuke, in gleicher
Weise gewonnen, ungewaschen, mit verschiedenen
Walzen längere oder kürzere Zeit gewaschen, nach-
träglich gepreßt, erwärmt usw. Die Untersuchungen
haben unser ungünstiges Urteil über das Waschen
in der Kolonie voll bestätigt. Es ist Zimmer-
mann augenscheinlich entfallen, daß Dr. Marck-
wald bei seiner Anwesenheit in Amani auf die
Schäden der Erwärmung und der Reibung des
Kautschuks in den Walzen besonders bei trockener
Wäsche hingewiesen und demgegenüber das Zer-
reißen als weniger bedenklich erklärt hat. Zimmer-
mann irrt, wenn er schreibt, daß Dr. Marckwald
ihm über diese Frage eine Auskunft nicht hätte
erteilen können.
Auch nach der Hinsicht befindet sich Zimmer-
mann in einem bedauerlichen Irrtum, wenn er
glaubt, die Unterzeichneten wollten hier in
Deutschland eine Kautschukwaschanstalt errichten.
Dr. Marckwald hat lediglich in Vorschlag ge-
bracht, daß Pflanzer und Pflanzungsgesellschaften
zu einer einheitlichen festgefügten Organisation
sich zusammenschließen möchten. „Diese Organi-
sation“, so heißt es an der betreffenden Stelle,)
„hätte mit als erstes dahin zu wirken, daß dem
vorher erwähnten immer mehr um lich greifenden
Unfug des unrationellen Waschens in der Kolonie
schnellstens ein Ende bereitet wird, und sie hätte
festzustellen, ob zur Schaffung solcher Qualitäten
die Errichtung einer rationell arbeitenden Wasch-
anlage eventuell hier im Lande, zunächst
als Provisorium, nötig ist. Sie hätte ge-
gebenenfalls dann diese Anlage ins Leben
zu rufen und zu leiten.“ Diese Worte zeigen
deutlich, daß keineswegs gedacht war, daß die
Unterzeichneten selbst irgendwelche Berührung mit
der Kautschukwaschanstalt zu haben, noch viel
weniger etwa gar die Leitung derselben zu über-
nehmen gedachten. Die Unterzeichneten, die seit
Jahren zeitlich und materiell der kolonialen Sache
die größten Opfer gebracht haben, verwahren sich
durchaus gegen die Unterstellung, als ob sie
irgendeinen ihrer Ratschläge hätten für sich
finanziell fruktifizieren wollen.
Die von Prof. Zimmermann erwähnte, auf
der Mombo Rubber Plantations aufgestellte Werner
& Pfleiderer- Waschmaschine ist keine Werner &
5) Tropenpflanzer Nr. 5, Mai 1912, S. 285.