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Die Weiterfahrt erfolgte am 19. Januar.
Hinter Ajoshöhe zeigte die Landschaft bis etwa
10 km unterhalb Atok nur vereinzelte Bäume
oder Büsche am Ufer. Dichtere Anhäufungen
von Büschen und Bäumen fehlten vollständig.
In dieser Gegend wurde im Kanu eine Fliege
beobachtet. Etwa 10 km unterhalb Atok tritt
Wald an die Ufer heran, die Wiesen verschwinden,
die Ufer sind von hier an zu beiden Seiten vor
einer Reihe von Jahren durch die Njong-Reini-
gung freigeschlagen, um das Hineinstürzen der
Bäume nach Windbruch in die Fahrrinne zu
verhindern. Die Bäume sind in der Höhe von
1 bis 2 m abgehauen, die abgeschlagenen Teile
sind liegengeblieben und vermodern. überall
ist dichtes Buschwerk nachgewachsen. In dieser
Gegend umschwärmten stets vereinzelte Glossinen
das Boot.
Von Atok an war das Bild an den Ufern
das gleiche, nur erblickte man besonders auf dem
rechten Ufer zahlreiche Schinnbäume, die vorher
nicht bemerkt wurden. Das Vorkommen dieser
Bäume spricht dafür, daß hier früher Farmen
bestanden haben.
Am 20. Januar erreichte ich Mbidalong,
wo ein Stützpunkt der Schlafkrankheitsbekämpfung
errichtet ist, der auch als Schlafkrankenlager ver-
wendet werden kann. Die Gebäude sind so-
genannte Buschhäuser auf dem Hange des linken
Flußufers, mehrere 100 m vom Ufer entfernt
errichtet. Die Umgebung des Lagers ist frei-
geschlagen und glossinenfrei. An der Landungs-
stelle tritt der Busch ziemlich dicht heran, und
man trifft Glossinen. Am gleichen Tage wurde
Abong-Mbang erreicht. Hier wurden die
Stationsanlagen besichtigt, und es fanden Be-
sprechungen mit dem Bezirksamtmann von Lomie,
betreffend die Mitwirkung der Verwaltungs-
behörden bei der Bekämpfung der Schlafkrankheit
sowie die ärztliche Versorgung des Lomie-Bezirkes
einschließlich Abong-Mbang statt.
Abong--Mbang liegt auf den Höhen zu beiden
Seiten des Njong. Stechmücken und Glossinen
wurden im Orte nicht aufgefunden. Dagegen ist
die Umgebung sumpfig und enthält Glossinen.
Die Beseitigung der Sümpfe erfordert erhebliche
Kosten.
Am 21. wurde eine Besprechung mit den
Kaufleuten von Abong-Mbang abgehalten, in der
ihnen Gelegenheit gegeben wurde, sich zu den
ärztlichen Vorschlägen über die in den Schlaf-
krankheitsgebieten notwendigen allgemeinen Maß-
nahmen zu äußern, soweit sie den Handel be-
rühren.
Mit dem Techniker Alexander wurde eingehend
besprochen, in welcher Weise die Niong-Reinigung
und die Njong-Sanierung Hand in Hand arbeiten
könnten. Da die Flußreinigung die Bäume zu
beiden Seiten beseitigen muß, so fällt ihre Arbeit
zu einem erheblichen Teil mit dem Ziele der Arzte
zusammen, die durch Beseitigung des Uferwaldes
den Fliegen den Boden entziehen wollen.
Am 22. wurde der Weitermarsch nach Dume
angetreten, das am 23. Januar erreicht wurde.
Der Weg war an vielen Stellen mit Feuerplätzen
bedeckt, die zum Teil noch rauchende Holzscheite,
meist aber nur Asche und Reste von Brennholz
enthielten. Diese Stellen rühren von den Trägern
her, die über Dume nach Abong-Mbang ziehen
und im Freien Übernachten.
In Dume wurde das Lazarett und das
Schlafkrankenlager sowie die sumpfige Umgebung
der Station besichtigt. Mit dem Bezirksleiter
fanden Besprechungen der notwendigen Sanie-
rungsarbeiten statt. Unterhalb des Schlafkranken=
lagers wurden an einer Stelle, an der die schlaf-
kranken und gesunden Eingeborenen sich baden
und ihre Wäsche waschen, zahlreiche Palpalis
gefangen.
Am 26. erfolgte der Aufbruch nach Bertua,
das am 27. erreicht wurde. In der Nähe von
Bertua und in Bertua fanden Besichtigungen der
Bevölkerung statt, die keine klinisch Schlafkranken
ergaben.
In der Gegend von Bertua erreichte die
Expedition das Grasland. Das Land ist wellig,
die Bodenvertiefungen sind bewaldet und beginnen
fast immer in der Form eines Kessels, in dem
Grundwasser zutage tritt, manchmal als Wasser-
pfütze, meist als fließende Quelle. Im Verlauf
des Tales vermehrt sich der Wasserzutritt, so daß
ein breiter Sumpfgürtel mit Raphiapalmen ent-
steht, in dessen Mitte das Gewässer fließt. An
den Hängen dieser Niederungen ist der Boden
gründig und locker, auf der Höhe besteht er bis
zum Kadei aus lehmiger Erde mit Elephantengras,
jenseits des Kadei zumeist aus Laterit mit vielen
Raseneisensteinen und Lateritkies, darauf Gras-
arten, die nur halbe Manneshöhe erreichen. Von
Bumbe II ab wird der Boden auf den Hängen
wieder besser, der Laterit tritt zurück. Diesen
Charakter behält die Landschaft bis weit nach
Osten hin.
Am 2. Februar wurde jenseits des Kadei
Baturi erreicht, das sehr günstig auf einer An-
höhe gelegen ist. Am 3. Februar fand der
Weitermarsch statt. Zwischen Baturi und Gasa
befand sich nur am Bumbe II ein Eingeborenen-
dorf (Häuptling Godawa), das Verpflegung
liefern konnte, auch zwischen Gasa und Don-
golo, das zwei Reisetage von Carnot entfernt
ist, war die Verpflegung sehr schwierig, da wohl
infolge der schlechten Bodenverhältnisse keine
Dörfer vorhanden sind. Die Ernährung der