Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Die Weiterfahrt erfolgte am 19. Januar. 
Hinter Ajoshöhe zeigte die Landschaft bis etwa 
10 km unterhalb Atok nur vereinzelte Bäume 
oder Büsche am Ufer. Dichtere Anhäufungen 
von Büschen und Bäumen fehlten vollständig. 
In dieser Gegend wurde im Kanu eine Fliege 
beobachtet. Etwa 10 km unterhalb Atok tritt 
Wald an die Ufer heran, die Wiesen verschwinden, 
die Ufer sind von hier an zu beiden Seiten vor 
einer Reihe von Jahren durch die Njong-Reini- 
gung freigeschlagen, um das Hineinstürzen der 
Bäume nach Windbruch in die Fahrrinne zu 
verhindern. Die Bäume sind in der Höhe von 
1 bis 2 m abgehauen, die abgeschlagenen Teile 
sind liegengeblieben und vermodern. überall 
ist dichtes Buschwerk nachgewachsen. In dieser 
Gegend umschwärmten stets vereinzelte Glossinen 
das Boot. 
Von Atok an war das Bild an den Ufern 
das gleiche, nur erblickte man besonders auf dem 
rechten Ufer zahlreiche Schinnbäume, die vorher 
nicht bemerkt wurden. Das Vorkommen dieser 
Bäume spricht dafür, daß hier früher Farmen 
bestanden haben. 
Am 20. Januar erreichte ich Mbidalong, 
wo ein Stützpunkt der Schlafkrankheitsbekämpfung 
errichtet ist, der auch als Schlafkrankenlager ver- 
wendet werden kann. Die Gebäude sind so- 
genannte Buschhäuser auf dem Hange des linken 
Flußufers, mehrere 100 m vom Ufer entfernt 
errichtet. Die Umgebung des Lagers ist frei- 
geschlagen und glossinenfrei. An der Landungs- 
stelle tritt der Busch ziemlich dicht heran, und 
man trifft Glossinen. Am gleichen Tage wurde 
Abong-Mbang erreicht. Hier wurden die 
Stationsanlagen besichtigt, und es fanden Be- 
sprechungen mit dem Bezirksamtmann von Lomie, 
betreffend die Mitwirkung der Verwaltungs- 
behörden bei der Bekämpfung der Schlafkrankheit 
sowie die ärztliche Versorgung des Lomie-Bezirkes 
einschließlich Abong-Mbang statt. 
Abong--Mbang liegt auf den Höhen zu beiden 
Seiten des Njong. Stechmücken und Glossinen 
wurden im Orte nicht aufgefunden. Dagegen ist 
die Umgebung sumpfig und enthält Glossinen. 
Die Beseitigung der Sümpfe erfordert erhebliche 
Kosten. 
Am 21. wurde eine Besprechung mit den 
Kaufleuten von Abong-Mbang abgehalten, in der 
ihnen Gelegenheit gegeben wurde, sich zu den 
ärztlichen Vorschlägen über die in den Schlaf- 
krankheitsgebieten notwendigen allgemeinen Maß- 
nahmen zu äußern, soweit sie den Handel be- 
rühren. 
Mit dem Techniker Alexander wurde eingehend 
besprochen, in welcher Weise die Niong-Reinigung 
und die Njong-Sanierung Hand in Hand arbeiten 
  
könnten. Da die Flußreinigung die Bäume zu 
beiden Seiten beseitigen muß, so fällt ihre Arbeit 
zu einem erheblichen Teil mit dem Ziele der Arzte 
zusammen, die durch Beseitigung des Uferwaldes 
den Fliegen den Boden entziehen wollen. 
Am 22. wurde der Weitermarsch nach Dume 
angetreten, das am 23. Januar erreicht wurde. 
Der Weg war an vielen Stellen mit Feuerplätzen 
bedeckt, die zum Teil noch rauchende Holzscheite, 
meist aber nur Asche und Reste von Brennholz 
enthielten. Diese Stellen rühren von den Trägern 
her, die über Dume nach Abong-Mbang ziehen 
und im Freien Übernachten. 
In Dume wurde das Lazarett und das 
Schlafkrankenlager sowie die sumpfige Umgebung 
der Station besichtigt. Mit dem Bezirksleiter 
fanden Besprechungen der notwendigen Sanie- 
rungsarbeiten statt. Unterhalb des Schlafkranken= 
lagers wurden an einer Stelle, an der die schlaf- 
kranken und gesunden Eingeborenen sich baden 
und ihre Wäsche waschen, zahlreiche Palpalis 
gefangen. 
Am 26. erfolgte der Aufbruch nach Bertua, 
das am 27. erreicht wurde. In der Nähe von 
Bertua und in Bertua fanden Besichtigungen der 
Bevölkerung statt, die keine klinisch Schlafkranken 
ergaben. 
In der Gegend von Bertua erreichte die 
Expedition das Grasland. Das Land ist wellig, 
die Bodenvertiefungen sind bewaldet und beginnen 
fast immer in der Form eines Kessels, in dem 
Grundwasser zutage tritt, manchmal als Wasser- 
pfütze, meist als fließende Quelle. Im Verlauf 
des Tales vermehrt sich der Wasserzutritt, so daß 
ein breiter Sumpfgürtel mit Raphiapalmen ent- 
steht, in dessen Mitte das Gewässer fließt. An 
den Hängen dieser Niederungen ist der Boden 
gründig und locker, auf der Höhe besteht er bis 
zum Kadei aus lehmiger Erde mit Elephantengras, 
jenseits des Kadei zumeist aus Laterit mit vielen 
Raseneisensteinen und Lateritkies, darauf Gras- 
arten, die nur halbe Manneshöhe erreichen. Von 
Bumbe II ab wird der Boden auf den Hängen 
wieder besser, der Laterit tritt zurück. Diesen 
Charakter behält die Landschaft bis weit nach 
Osten hin. 
Am 2. Februar wurde jenseits des Kadei 
Baturi erreicht, das sehr günstig auf einer An- 
höhe gelegen ist. Am 3. Februar fand der 
Weitermarsch statt. Zwischen Baturi und Gasa 
befand sich nur am Bumbe II ein Eingeborenen- 
dorf (Häuptling Godawa), das Verpflegung 
liefern konnte, auch zwischen Gasa und Don- 
golo, das zwei Reisetage von Carnot entfernt 
ist, war die Verpflegung sehr schwierig, da wohl 
infolge der schlechten Bodenverhältnisse keine 
Dörfer vorhanden sind. Die Ernährung der
	        
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