Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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daß die Seuche in derselben Ausdehnung östlich 
von Nola am Bodinge-Fluß und dem Mbaere 
aufwärts, ferner westlich des Mambere in der 
Gegend von Bafio, Go, Guachobo herrsche. 
Am 28. setzte ich die Weiterreise fort. Stabs- 
arzt Dr. Roesener folgte mit Dr. Muraz 
einige Tage später nach, da die Beförderungs- 
mittel ein gleichzeitiges Reisen nicht erlaubten. 
Unterwegs wurden in Salo, Angoa, Bomassa 
und Koto übernachtet, am 4. März wurde 
Wesso erreicht. Am 2. März wurde unterwegs die 
Abteilung des Leutnants Tamm getroffen, die von 
Molundu auf dem Wege nach Carnot war. Am 
3. März begegneten wir dem Dampfboot „Zeuner", 
dessen Führer uns bis Gandjikolo drei Stunden 
oberhalb von Wesso in das Schlepptau nahm. 
In Bomassa hatte ich Gelegenheit zwei 
Dörfer von Pygmäen zu besuchen, die in dieser 
Gegend Babingas genannt werden um eine 
Anzahl von Messungen bei Erwachsenen vorzu- 
nehmen. Ich fand bei ihnen einen Schlaf- 
kranken. 
Von Nola bis Wesso nahm die Zahl der 
Fliegen zu, an den letzten drei Tagen der Kahn- 
fahrt wurden Hunderte gefangen. 
Wesso liegt auf einer etwa 10 m hohen 
Platte. Dort ist ein französischer Militärarzt 
stationiert (zur Zeit Muraz), der in erster Linie 
die Überwachung der von Wesso nach dem Kongo 
Reisenden auf Schlafkrankheit vorzunehmen hat. 
Auch in Wesso konnten einige Babingas, die von 
den französischen Beamten aus einem benach- 
barten Banbinga-Dorfe herangeholt waren, ge- 
messen werden. Von Wesso aus wurde Mbitu 
besucht, das etwa 1½ Stunden Kanufahrt unter- 
halb von Wesso auf der linken Seite liegt; es 
ist der einzige Platz in der näheren Umgebung 
von Wesso, der nicht überschwemmt wird, da er 
auf einer 12 m hohen Platte liegt. Die Breite 
dieser Platte beträgt etwa 2 km und übertrifft 
die von Wesso, die nur etwa 1 km beträgt. Nach 
dem Innern zu fällt das Gelände etwas ab, um 
sich nach einiger Zeit wieder zu erheben. Die 
Eingeborenen von Mbiru, die zu dem Stamm 
der Sanga-Sanga gehören, haben große Farmen 
angelegt. Etwa eine Wegstunde von Mbiru 
entfernt, besuchte ich im Innern ein Babinga- 
dorf und konnte auch hier zahlreiche Messungen 
vornehmen. Ubrigens waren während der Kanu- 
fahrt nach Mbiru viele Fliegen im Boot. 
Am 9. März wurde die „Valerie“ bestiegen, 
welche bisher die regelmäßige Verbindung mit 
Brazzaville herstellte. Am gleichen Tage kehrte 
Stabsarzt Dr. Roesener nach dem Norden 
zurück, um die Bekämpfung der Schlafkranheit 
in den Gebieten von Carnot und Nola sofort 
einzuleiten. 
  
Am 10. März erreichte ich Ikelemba, das 
14 m hoch aus dem Fluß auf der rechten Seite 
des Sanga herausragte. Während des 9. März 
wurde eine Palpalis beobachtet, am 10., 11. und 
12. März konnte keine Fliege beobachtet werden, 
am 13. März etwa 4 Stunden unterhalb von 
Pikunda traten zahlreiche Palpalis auf, die auch 
am 14. und 15. zu beobachten waren. Ich 
kann nicht sagen, warum in den ersten Tagen 
hinter Wesso auf dem Dampfer keine Fliegen 
beobachtet wurden. Daß sie vorhanden waren, 
hatte ich bei der Kanufahrt von Wesso nach 
Mbiru beobachtet. Aus diesen meinen Beob- 
achtungen geht hervor, daß die Bedingungen 
des Fliegenvorkommens auch auf dem Sanga noch 
genauerer Untersuchungen bedürfen. 
Am letzteren Tage erreichten wir Bonga, 
das an seiner höchsten Stelle etwa 3½ m her- 
ausragte. In Bonga traf ich Dr. Rautenberg, 
den Regierungsarzt von Molundu, der die Um- 
gegend auf Schlafkrankheit untersuchte. Nach 
seinen Feststellungen herrscht die Krankheit am 
Sanga bis Bonga und in der Nähe von Mo- 
lundu bei Les rapides. Nach Aussage fran- 
zösischer Kaufleute soll sie in Ntoku am Likuala- 
Mossaka auf deutschem Gebiet heftig auftreten. 
Auf der Reise von Carnot nach dem Kongo 
konnten wir die von den Franzosen zuerst be- 
richtete Beobachtung bestätigen, daß in den Ge- 
bieten mit wenig Glossinen viel Schlafkrankheit, 
in den Gegenden mit viel Glossinen wenig Schlaf- 
krankheit herrscht. Auch am Njong haben übrigens 
unsere Arzte ein ähnliches Verhältnis der Fliegen zur 
Krankheit festgestellt. Die Franzosen deuten die 
Möglichkeit an, daß im Sangagebiet nicht die 
Glossina palpalis, sondern eine andere Fliege, 
vielleicht die Stomoxhys die Überträgerin ist. Ich 
bin auf Grund meiner Beobachtungen in dem 
gesamten durchreisten Gebiet zu einer Überlegung 
gekommen, die das widerspruchsvolle Verhältnis 
vielleicht erklärt. 
An den Orten des Urwaldes, an denen die 
Fliegen reichlich vorkommen, weil sie sehr gün- 
stige Lebensgewohnheiten (Wasser, viel Wild, 
Krokodile, Elefanten u. a. m.) haben, ist die ein- 
zelne Fliege vielleicht viel seltener gezwungen, 
bei dem Menschen Blut zu saugen, als im Gras- 
lande, wo sie infolge ungünstiger Verhältnisse 
(wenig Wald, weniger Wasser, weniger Wild) 
seltener vorkommt. Die Gesamtbelästigung für 
den Menschen ist an den Orten mit vielen 
Glossinen größer, die Möglichkeit, daß eine 
Glossine viele Menschen sticht, ist in den fliegen- 
armen Gegenden stärker. Dadurch ist in letzteren 
aber eine stärkere Verbreitung der Krankheit 
bedingt. 
Die französischen Arzte in Brazzaville be-
	        
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