Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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gsuer Material und für die Bahngebäude vielfach 
— und Holz an Stelle von Stein verwendet 
· Plaude-Enenbahnvekwaltunggehtdahin, 
dtc ersten Enlagetosien der neuen Linien so gering wie 
möglich zu gestalten und diese erst später mit der Ent- 
wicklung des Verkehrs entsprechend auszubauen. · 
Mach einem Verichte des Kais. Generalkonsulats 
in Kapstadt.) 
Liter atur-Bericht. 
Uamb he Wissenschaftliche Stiftung. Ergeb- 
nisse der Südsee-Expedition 1908—1910. Heraus- 
gegeben von Prof. Dr. G. Thilenius, Direktor 
des Hamburgischen Museums für Völkerkunde. 
II. Ethnographie: A. Melanesien, . eche, 
Otto, Der Kaiserin Augusta-Fluck. Hamburg, 
L. Ei*“ & Co. 1913. Preis geh. 60.4. 
ee Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung hat 
das bee Verdienst, aus rein ethnogruphischen 
und anthropologischen Gründen die erste Expedition 
an den Kaiserin Augusta-Fluß geschickt zu haben, 
wührend bei allen anderen Strombercisungen geographi- 
She oder wirtschaftliche Interessen vorwalteten. Jene 
Erpeinign. die vom 23. Mai bis 5. Juni 1909 wührte 
und bis Malu, am Futße des Hunsteingebirges, 436 km 
von der Mündung entfernt, mit dem — „Peiho“ 
ausgeführt wurde, stand unter Leitung von Prof. 
Dr. Fülleborn; ihm sind anuch die vorzüglich ge- 
lungenen photographischen Aufnahmen während jener 
Stromfahrt zu 1en anken. Die ethnographische Aus- 
beute war ergiebi Sammlungsgegenstünde. 
aulerdem eine Fülle e M“ Beobachtungen auch auf 
anthropologischem und linguistischem Gebiete. Dieses 
neue Material hat, zusammen mit dem in der bis- 
herigen Literatur und in Museen verstreuten, Dr. Otto 
Reche, der jetzige Abteilungsvorsteher am Hamburger 
Museum für Völkerkunde, der an jener Expedition 
teilpahm, wissenschaktlich bearbeitet und damit die 
erste Monogra hie des Kaiserin Augusta-Flusses ge- 
schaffen, ein ge Kaen, das jeder Forscher 
und Kolonialfreund bei seinen Studien über jenes 
Gebiet zu Rate ziehen muß. 
Der 488 Seiten starke Großquartband bietet 88 
zum Teil farbige Lichtdrucktafeln und 475 Holzschnitte 
im Text, die schurf und klur die charakteristischen 
Merkmale der ausführlich beschriebenen Sammlungs- 
objekte wiedergeben, sowie einc einzigartge Karte des 
usses — wurden doch an tungen ausgeführt, 
also auf durchschnittlich 500 m Entfernung je eine. 
Reche war sich bei Abfassung dieser umfangreichen 
Monographie wohl bewugt, daß er den Bann, der bis- 
her über dem gebeimnisvollen Sirome lag, dessen An- 
zichungskralt dank der Photographien von Professor 
Neuhauss mit ihrer Offenbarung der überraschenden 
Kulturhöhe jener Flußanwohner bei Fachleuten und 
Laien noch verstürkt wordcn war, nur nuch der Seite 
der materiellen Kultur hin brechen konnte. Dagegen 
hat, wie Reche selbst hervorhebt, der Mangel an sprach- 
licher Verstündigung und das natürliche Migtrauen 
der Eingeborenen auch der Hamburger Expedition 
den tieferen Einblick in den geistigen Kulturbesitz 
jener Stämme verwehrt, un icsen schatz zu heben 
wird Aufgabe späterer Forscher 
tz#dieser durch die Verhiitoisse Fases 
Lücken ist das Resultat der Expedition im Hinb iek 
auf die Kürze ihrer Arbeitszeit — nur 14 Tage 
im höchsten Grade erstaunlich, und ohne 4c war 
sie auf ethnographischem Gebiete die bisber er lolg- 
reichste, da ihr enüber das verständnislose Zu- 
sammenraffen und massenhafte Fortschlep ethno- 
Sraphischer Objekte früherer Sammler nicht in Betracht. 
  
kommen kann, und anderseits die reichen Sammlungs- 
ergebnisse der vom Reichs-Kolonialamt ausgesandten 
und noch jetzt am Kaiserin Augusta-Flusse arbeitenden 
Tpedition notwendigerweise noch längere EZit der 
Veröffentlichung harren werden. Aber gerade bin- 
sichtlich dieser Ergebnisse, die mir allerdings erst nur 
zum Teile bekannt geworden sind, glaube ich Reche 
voll zustimmen zu dürfen, daß sein uns entrolltes 
Büld vom Kaiserin Augusta-Fluß keine durchgreifende 
Veründerung, sondern nur eine wesentliche Bereiche- 
rung an einzelnen Zügen erfahren wi 
Reche behandelt im allgemeinen Teile seiner Mo- 
nographie die Geschichte, die Geographie, die Siede- 
lung, die Eingeborenen und die Sprache der Flug= 
  
anwohner. Von Einzelheiten sei gegenüber denen, die 
mit dem Namen „Sepik“ den ganzen Flutß benennen 
möchten. hervorgcho daß der Eingeborenenname 
für den Fluß alle 30 Vis 40 km wecehselt und dasß 
dieser 20 bis 30 Bezeichnungen haben dürkte. 
Feste Wege scheint es im Flutgebiete kaum zu 
Eehen Kanäle von 1½ bis 4 m Breite dienen dem 
Verkehr. 
Die Mloskitoplage am Flusse war während der 
ganzen Fahrt so enorm, daß die Erpeäliionstellnebner. 
keinen Augenblick Ruhe hatten; eine Moskitoart, die 
auch am Tage flog, stach sogar durch die dichten 
Segeltuchschuhe hindurch, und die schwarze Bedie- 
nungsmannschaft mutßte dorchZ europäische Kleidung 
geschützt werden. 
* der Eingeborenen kommt Reche auf 
Grund seiner Untersuchungen an dem lebenden wie 
am Schädel-Material zu dem Resultat, daß über einer 
dunkelbämtigen, breitschädeligen, plumpgeformten und 
kleinwüchsigen pygmäüenartigen Rasse sich eine oder 
zwei andere gellen n haben, die sich durch hellere 
Fürbung, Lange und schmale 
icht, edleren Körperbau und größeren Wuchs aus- 
zeichneten. Das Schädelmaterial ergab fünf gut cha- 
rakterisierte Ipen. Die heutige Bevölkerung ist in 
der Hauptsache ein Kreuzungsprodukt. 
Die Siedelungen liegen diribpchmieilich nur 8 km 
voneinander entfernt; der volkreichste Ort mit min- 
destens 1000 Einwohnern in 60 Gebsuden ist wohl 
Kambringi. 
Der spezielle Teil befaßt sich zunächst mit der 
materiellen Kultur. Je weiter flußaufwürts, Nesto 
mehr schwindet die Kleidung der Münner. Von Kam- 
bringi an spicit die Narbentatuierung eine wichtige 
Rolle; sie verrät eine überraschende Sicherheit in der 
Linienführung. 
rei ziemlich deutlich au ersn Hausbau- 
formen lassen sich feststellen, doch sind sie nur Va- 
riationen derselben Grundform; sie haben rechteckigen 
Grundrißz und ruhen, der gelevemiichen Uberschwem- 
mungen wegen, auf hohen Pfählen. In dem Gebiet 
zwischen Ampim und Malu zeigen die Zeremonial- 
häuser riesige Dimensionen und gehören zu den grog- 
artigsten und wundervollsten Bauten in der Südsee. 
er Fustboden t auf bis 6 m hohen, reichge- 
schnitzten und bemalten Pfühlen. Die Wände seind. 
aus sorgfültig zurechtgeschpittenen Matten zusammen- 
hüdel, prominentes
	        
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