Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

W 638 20 
Zu Ende des Berichtsjahres waren nach Abgang 
der kontraktfreien Leute noch 126 Chinesen auf unserer 
Pflanzung verblieben; mit dieser geringen Zahl und 
mit den zur Aushilfe beschäftigten Samoanern und 
kontraktfreien Chinesen haben wir uns bis zum Ein- 
treffen des neuen Chinesentransportes behelfen müssen. 
Da im Voranschlage für 1913 350 Leute vorgesehen 
waren, so wird zurzeit ungefähr die Arbelteröah- vor- 
handen sein, die wir gerade benötigen. Gegen Ende 
dieses Jahres wird die Zahl unserer Arbeiter erheb- 
lich vermehrt werden müssen, damit, abgesehen von 
anderen Pflanzungsarbeiten, die bis dahin zapfbar ge- 
wordenen Heveen sämtlich regelmäßig gezapft werden 
önnen 
Bilanz. Der #schluß pro 1912 weist eine Er- 
mäßigung der Unterbilanz von .4x 143 441 des Vor- 
jahres auf & 105 243 aus. Um dies zu Emööglichen, 
sind auf Pflanzungsanlage mehr 4 218 9 s Zu- 
gänge verbucht worden, während %%ele nur 
mit 44 17 258 im Gewinn= und Verlust-Konto er- 
scheinen. 
Nach der Bilanz vom 31. Dezember 1912 be- 
trugen die Kreditoren x 105 142, denen unter Kasse 
und Bankguthaben .4 86 154 sowie Kx 8790 Debi- 
toren gegenüberstanden. Die Verwaltung beantragt 
eine neue Sanierung. 
  
Dreisbewerb für Rolonlal-landwirtschaftliche 
rʒeugnisse. 
In der diesjährigen dritten kolonialen Aus- 
stellung auf den Wanderversammlungen der 
Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, die in 
eit vom 5. bis 10. Juni in Straßburg veran- 
2“ war, fand zum ersten Mal ein Preisbewerb 
für kolonial-landwirtschaftliche Erzeugnisse 
statt. Der Preisbewerb befaßte sich mit der Sisal- 
faser, welche besonders in Ostafrika ewonnen wird. 
Für die heimische Landwirtschaft hat diese Faser Be- 
deutung, weil aus ihr auch Bindegarne für Mäh- 
weschinen und Strohpressen angefertigt werden. Das 
sgericht bestand aus einem aufmann, einem 
wisengchaftlich technischen Fachmann und einem Ver- 
treter der Mähmaschinenindustrie. Das Preisrichten 
selbst zeigte die große Bedeutung solcher Qualitäts- 
bewerbe. Die Unterschiede in Bearbeitung, Länge, 
Feinheit und Gleichmäßigkeit waren besonders groß. 
Einen ersten Preis erhielt Nr. 2393, Sisal-Agaven- 
Gesellschaft lsesbor für. bie Pflanzung Kigombe, 
einen zweiten Preis N die Ostafrik anische Pflan- 
zungs- #triengesellschaft od a und einen dritten 
Preis Nr. 2394, Honga Pilanzungegesellschaft in 
Charlottenburg. Eine Anerkennung erhielt 89,. 
Friedrich August Enke, Hamburg, für die ortussd 
Enkenau und Nr. 2595, Sisal-Agaven-Gesellschaft 
Düsseldorf, für die Plantage Pongwe. 
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
zur Geschäftslage in Britisch-Ostafriha. 
Deutschen Firmen, die in Britisch-Ostafrika# Ge- 
schäftsverbindungen anknüpfen wollen, muß dringend 
empfohlen werden, sich stets der Vermittelung eines 
der dort bestehenden deutschen Häuser, deren es jetzt in 
Mombasa sieben gibt, zu bedienen und nicht mit den 
Eingeborenenfirmen, unter denen die indischen in der 
Hauptsache an den Neger, die goanesischen an #ie 
Europäer ihre Waren absetzen, unmittelbar in Ver- 
bindung zu treten. Ihre Kreditverhältnisse wechseln 
oft sehr schnell, sie bedürfen daher ständiger Kontrolle, 
die nur an Ort und Stelle möglich ist. Zudem pflegen 
gerade solche Geschäfte direkt von Europa die Ware 
zu beziehen, deren Kredit erschöpft ist. 
Unter diesen Verbältnissen war auch die Zahl der 
Konkurse recht bedeutend; sie betrug für die Zeit 
vom 1. Januar 1911 bis 31. Dezember 1912 nicht weniger 
als 14, wobei etwa 486 439 Rp. verloren gingen. Auch 
europäische Firmen haben in einigen Fällen empfindliche 
Verluste erlitten. 
(Bericht des Kaiserl. Konsuls in Mombasa.) 
Die wirtschaftliche Lage Agyptens im Jahre 1912 
und ankangs 1913. 
Die allgemeine wirtschaftliche Lage Agyptens im 
Jahre 1912 ist infolge der guten Baumwollernten 
der Jahre 1911 und 1912 befriedigend gewesen. Die 
Ernte des Jahres 1912, deren Ertrag aufs 3,36 Mil- 
lionen dz geschätzt wird, hat bei einem Durchschnitts- 
preise von 18 Tallari (1 Tallari 4.15 ) für den 
Kantar (1 Kantar = 44,928 kg) dem Lande eine Ein- 
nahme ve von 27 Millionen LE. 5“. gebracht. Dazu kommt 
  
- EE. 1 ägyptisches Pfund = 20,75.4. 
  
noch der Erlös von der Ernte in Baumwollsamen, der 
bei einem Ertrage von 5,44 Millionen dz 4 Millionen 2E. 
betragen dürfte. Auch die durch den Balkankrieg ver- 
ursachte bedeutende Steigerung der Getreidepreise hat 
der Landbevölkerung namentlich in Oberägypten reich- 
lichen Gewinn gebracht. 
Trotzdem hat sich das Einfuhrgeschäft nicht günstig 
abgewickelt. Vor allem waren- die Kreditverhältnisse 
schlecht, weil die Banken wegen der unsicheren politischen 
Verhältnisse ihren Kredit mö elichs einschränkten, so daß 
die meist nicht kapitalkräftigen einheimischen Händler 
nur die notwendigsten Bestellungen machen konnten. 
Der Balkankrieg hat dem Lande größere Geldbeträge 
für die türkische und griechische Armee entzogen und 
viele Konsumenten zur größten Einschränkung ihrer 
Bedürfnisse veranlaßt. Die Bauern, die noch immer 
stark verschuldet sind, haben einen großen Teil des 
Ernteerlöses zur Abtragung ihrer Verbindlichkeiten ver- 
wenden müssen. Nachteilig hat auch das sogenannte 
Fünf Feddan-Gesetz gewirkt, wodurch die Unpfändbarkeit 
des einem Bauern gehörigen Grundstücks von nicht 
mehr als 5 Feddan I Feddan 42 Ar) festgesetzt wurde. 
Hierdurch wird es dem Bauern sehr erschwert, Kredit 
für seine Einkäufe zu bekommen. Am meisten hat 
hierunter das Geschäft in Textilwaren gelitten. In- 
folge dieser Umstände und wegen des Vorhandenseins 
cgrößerer Vorräte aus dem Vorjahr ist die Einfuhr 
gegen die vorjährige, die allerdings die höchsten, bisher 
erreichten Ziffern aufwies, um 5 v. H. zurückgegangen. 
Die Zahlungsverhältnisse waren nicht gut. Größere 
W“–.B B.... sind außer derjenigen eines Bank- 
auses in Alexandrien nicht vorgekommen, wohl aber 
zahlreiche von kleineren einheimischen Händl 
Die Lage hat sich ½ Anfang des Jahres 1913 
nicht gebessert. Zwar hat der Wert der Einfuhr im 
ersten Drittel dieses Jahres um 870 253 LE. gegen 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.