Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Liter atur-Bericht. 
  
Büchler. Max: Der Kongostaat Leopolds II. Erster 
Teil: Schilderung seiner Entstehung und seiner wirt- 
schaftlichen Verhältnisse. Zweiter Teil: Die Ein- 
geborenen und die Kultivationspolitik. Zürich und 
Jpaig. Rascher & Cie. 1912/13. Preis geh. je 
Der Verfasser hut als ehemaliger kongostaatlicher 
Justizbeamter Gelegenheit gehabt, den Kongostaat 
kennen zu lernen. Der erste Teil des Werkes be- 
handelt in sechs Kapiteln die Erforschung des Kongo- 
gebiets, besonders auch durch deutsche Reisende, die 
Persönlichkeit König Leopolds, Stanley und seine 
Kongorecise, die Staatsgründung und die Berliner Kon- 
ferenz. Er gibt dann eine Ubersicht über die natür- 
lichen lgnesibode des Landes 4nd die drei Ent- 
hielelngsperio•ken: Elfenbein-, Kautschuk- und Erz- 
ri 
pe Der zweite Teil beschäftigt sich in zwei Kapiteln 
schr eingehend mit den Negern im allgemeinen und 
den Kongonegern im nderen, um sodann in zwei 
weiteren Kapiteln auf die afrikanische Politik 
po ids II. und sein Regime einzu 
er Verfasser beherrscht die koloniale Literntur, 
vamdbeed die kongolesische, in umfassender Weise 
und ist bestrebt, durch Zitate und kurze Auszüge 
aus den Werken namhafter Kolonialschriftsteller, be- 
sonders auch deutscher Forscher und Gelehrter, dem 
Leser ein eigenes Urteil zu ermöglichen. Dabei ist 
ihm die Arbeit unter den Hünden gewachsen, so daß 
wir noch einem dritten Teile des Werses entgegen- 
schen dürfen. der die Verwaltungseinrichtungen der 
belgischen Kongokolonie zum Gegenstande n so 
und im Schlugkapitel die Bilunz über die zivilisato- 
rischen Ergebnisse, namentlich für die Eingeborenen, 
ziehen will. 
Von besonderem Interesse sind die Ausführungen 
darüber, wie der Souverin und Gründer des Staatcs, 
vermnlaßt durch dessen s verzweifelt unsichere- Finanz- 
lage, ungeachtet des Widerspruchs * Münnern wie 
mnaert. Lambermont und Banning, seir 1890 zur 
„AuBerkurssetzung= der Berliner Erlat und 
Nachahmung des bolländischenKulturstelsels= sehritt, 
jenes von 1830 bis 1870 auf Juva geübten Ausbemungs- 
erstems van den s, dessen verderbliche Wirkung 
Multatuli uns so hergreiend geschildert hat. 
Was Büchler, der sich übrigens uls Sozialisten 
und Marxisten bezeichnet. zur Entschuldigung des 
leopoldinischen Sstems unfühm. wird bei ullen denen 
kaum Beifall finden, welche in einer gerechten und 
milden, wenn aueh mit struffer Autorität verbundenen 
Behnndlung der Eingeborenen eine Hauptaufgabe 
heutiger Kolonialverwaltung erblicken. 
Sonst ist das Werk als erste ausführlichere deutsche 
Dastellung des Stoffes wohl geeignet, auch bei uns 
as Verständnis für eine Entwicklung zu erweitern, 
an welcher besonders in ihren Anfän= deutsche 
Aüänner vie Pogge, Wilmunn, Pechusl-Lösche und 
andere herrormgenden Anteil genommen haben. 
g. 
Dle Partelen. Urkunden und Bibliographie der Par- 
teienkunde. Beihefte zur Zeitschrift für Politik. 
Herausgegeben von Dr. Rie Schmidt-Leipzig 
und Dr. Adolf Grabowsky-Berlin. Carl Hey- 
wanns Verlag, Berlin W8, Rechts- und Staats- 
wissenschaftl. Verlag. 
Vom ersten Bande dieser bereits im .= Deutschen 
Kolonialblatt“ 1912, Nr. 23 eingehend besprochenen 
  
Zeitschrift ist socben das dritte abschließende Heft 
erschienen. Das Heft steht im engsten inneren Zu- 
sammenhange mit dem vorhergehenden; cs ergünzt in 
bedeutsamer Weisc die dort gegebene Dawstellung der 
Periode des Reichstagswahlkampfes 1912. Im ersten 
Hefte des kommenden zweiten Bandes soll dann die 
Darstellung der großen Parteien fortgeführt werden. 
Auch eine gröhere Abhandlung über die österreichischen 
Parteiverhältnisse ist in Vorbereitung. Die Zeitschrift. 
kann allen, die im öffentlichen Leben stehen, nur er- 
neut und rückhaltlos empfohlen werden. 
  
In Wildnis und Gefangensehaft. Kameruner Tier-- 
studien von Jasper v. Oertzen, Oberleutunt im 
Garde Flilier,Keriment, vormals in der Schutz. 
tupes amerun. Mit 60 photographischen 
n löungen nach Originalaufnahmen des Verfassers 
und eine Karte von Kamerun. Herstellung: Gra- 
Phische Gesellschaft, A. G. Berlin. — Berlin, Wil-- 
elm Süsserott, 1913. Preis geb. 12 4/. 
Der Verfasser hat es sich wüäührend seines lang- 
Hhrigen Aufenthalts in Kamerun zur Aufgube gemacht, 
alles, was an Süugetieren und Vögeln in Eödendem. 
EZustande erreichbar war, an die Gefangenschalt zu 
gewöhnen und die Lebensgewohnheiten seiner Pflege- 
befohlenen zu studieren. Die Aufgabe hat er mit 
großem Erfolg gelöst. Zahlreiche Affen, Raubtiere, 
Huftiere und eine Anzahl größerer Vögel waren län- 
gere oder kürzere Zeit seine Gäste und die Zähmungs- 
Dlolze un diesen waren oft erstaunlich, zuweilen an 
bei denen man solche Erfolge nicht erwartet, 
r*2 ränen 1). In reizvoller Weise schildert der 
Verfasser das Leben und Treiben der einzelnen Tier- 
earten. Aber nicht nur der Tierfreund kommt bei der 
Lektüre des Buches auf seine Kosten, auch der Fach- 
mann kindet wertvolle biologische Augaben aus Wüd- 
nis und Gefangenschakt, zum Teil auch über Arte 
von denen wir noch recht wenig wissen, Kie — 
weise über die Menschenaffen. Dem Sstematiker 
insbesondere werden die hier und da eingestreuten 
Beschreibungen gewisser Arten willkommen sein. Be- 
sondere Erwähnung aber verdienen die vorzüglichen 
Bilder nach photographischen Aufnahmen des Ver- 
fassers. mit denen das Buch reich geschintwkt ist. 
Dem Umstand, daß6 riele sonst recht scheue Tiere, 
wie z. B. die- urwaldbewohnenden Schopfantilopen, 
teilweise so zahm wurcden, daß sie frei umherlaufen 
durften und auf den Ruf herbeikamen, ist cs zu 
danken, daß von solchen Tieren Aufnuhmen in ihrer 
natürlichen Umgebung gemacht werden konnten, was 
bei freilebenden Stücken als völlig ausgeschlossen 
gelten muß. 
Ich möchte mit den Worten Heinroths schliehen, 
der dem Buch eine Vorrede gewidmet hat: Die 
wundervollen photographischen Aufnahmen sprechen 
für sich selbst. Die begleitenden Worte wären auch 
ohne die Bilder wert, als Beitrag zur Kenntnis von 
Kameruns Tierwelt allgemein bekannt zu werden. 
Um so mehr verdient es das vorliegende Buch, so 
recht ein Werk, in dem die Bilder der Worte und 
die Worte der Bilder würdig sind. in allen Kreisen, 
die für die Kolonien und für die Tierwelt ein offenes 
Herz haben, Eingang zu finden. 
Dr. W. Rumme.
	        
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