Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

694 20 
Liter atur-Beriehbt. 
  
Die Vermessung der Küste von Deutsch- Sudwest- 
afrika. (Mit 2 Skizzen.) S. A. aus der Marine- 
Rundschau, Juli 1913. Berlin. E. 83 Mittler & Sohn. 
e sehr schwierige Vermessung der deutsch- 
südwestafrikanischen Küste wurde 1898 von S. M. S. 
Wolf- begonnen. Bis 1905 hatte dieses Schiff, dessen 
eigentliche Tätigkeit in Kamerun lag, die Küste bei 
Lüderitzbucht von Ischabo bis Lomna vermessen und 
bis zur 100 m- Tiefenlinic ausgelotet. 
S. S. „Panthere vermacß 1908 bis 1910 von 
Swakopmund bis zum J und 1911 von — 
bis zu den Roastbeef-Inse Als dann 1911 S.M 
„Möwe- als ** kule Vermessungsschitf 
Arbciten aufnahm. konnte nur der vierte Teil der 
Vermessungsarbeiten an der Küste des Schutzgebicts 
als abgSelfoen elten. Trotzdem durfte die -Möve. 
bereits nach 73 onaten (im Dezember 1912) ihre 
Arbeit als beendet ansehen. Nur der Tüchtigkeit des 
seemüännischen Personals und dem vortrefflichen Zu- 
sammenarbeiten von Alarine- und Schutzgebiets-Be- 
hörden ist es zu danken, daß diese schwicrige Auf- 
abe in so kurzer Zeit ausgeführt verden konnte. 
— Kreuzkap bis zum Oranje kann die ganze Küste 
als vollkommen ordnungsmüßig vermessen angesehen 
werden; nur das nördliche Stück, vom Kreuzkap bis 
zum Kunene, mußte mehr summarisch behandelt 
werden, da in dicser hafenlosen Einöde nur vom Schiff 
aus gearbeitet werden konnte. 
Die Ausgabe der neuen Seekarten ist Anfang 1914 
zu erwarten. Abgeschen von der Schiffahrt, wird auch 
die gesamte Ozeanographie aus den Arbeiten der- Möve. 
großen Nutzen zieben. * 
  
O. Franke: Köng tschl t’n, Ackerbun und Selden- 
gewinnung in China. Mit 102 Tafeln und 57 IUllu- 
strationen im Text. Abhandlungen des Hambur- 
ischen Kolonialinstituts. Band XI. Hamburg. 
.Friederichsen & Co. 1913. Preis gebeftet 20.4. 
Der Verfasser. Professor für Sprachen und Ge- 
schichte Ostasiens am Hamburgischen Kolonial- 
institut, nennt sein Werk anspruchsloserweise ein 
keiserliches Lehr- und JIlahnbuch, aus dem Chincsi- 
schen übersetzt und mit Erklärungen versehen. Die 
Ubersctzung hat jedoch nur den Ausgangspunkt für 
sehr eingehende religions-, kultur- und kunstgeschicht- 
liche Studien gebildet, die in dem ersten und bei 
weitem umfangreichsten Teile des Werkes nieder- 
goul sind. Kapitel 1 dieser Einleitung betrifft 
eckerbau und Scidengewinnung als ethische und 
W h Elemente- Es wird der Nachweis 
geführt. daß Ackerbau und Seidengewinnung, also die 
Beschaffung von Nahrung und Kleidung, von grund- 
legender Bedentung für die Entwicklung und das 
Wesen der chinesischen Stantsreligion gewesen sind; 
die Wichtigkeit des Ackerbaues als religionsbildendes 
Elcmente wirl nur noch von der Ahnemwverehrung er- 
reicht. Zuc##st Befriedigung des Nahrungs- und 
Kleidungsbedürfnisses durch Ackerban und Woeberei, 
dann werden Zufriedenheit, Wohlhabenheit. Ethik und 
Religion gesichert sein, das ist seit Konfuzius' Zeiten 
er# Loß Grundsatz der chinesischen Regierungskunst 
en zweiten Kapitel = Ackerbau und Seidengewin- 
nung in Literatur und Kunst- bespricht der Verfasser 
die wichtigsten Werke der landwirtschaftlichen Literatur 
und weist nach, daß in China die Stellung von Acker- 
bau und Seidengewinnung in Literntur und Kunst 
  
nur zum Teil derjenigen entspricht, die sie innerhalb 
des gesamten turlebens einnehmen, und daß 
anderseits diese Stellung durch die Eigenart des 
chinesischen Bildungswesens stark in ird. 
Die Zahl ernsthafter technischer Werke über Keerban 
und eicenrupenue ist sehr. ring, da diejeni 
ich etwas verstan 2 
nämlich die pPraktischen Landwirte und Seidenraupen- 
züchter, weder die Zeit ’ior die Fähigkeit hatten, 
Bücher zu schreiben. aber ist die chineische 
Literatur reich an —“mies Lobeshymnen auf den 
Ackerbau, an zitatenreichen weisen Abbandlungen 
über seine volkswirtschaftliche und ethische Bedeutung 
und an poetischen Verherrlichungen der Reize lünd- 
licher Tätigkeit. Die Gelehrten und Hüter der kon- 
forianisehen Staatsweisheit schätzten eben den Acker- 
bau als vichtigen religiösen und sittlichen Faktor, 
aber für seine Technik fehlte ihnen jegliches Ver- 
stüändnis, und die Betätigung in ihm galt ihnen als 
idrer nicht würcig. 
In den “ Kapiteln sind die Forschungen 
des Verfassers über das Na# tschi t'u selbst und über. 
seine Geschichte niedergelegt. Das Keng tschi t’u, 
»die Bilder vom Pflügen und Weben- ist um die 
Mitte des 12. Jahrhunderts von Lon Schou zur Zeit 
der Sung-Dynastie verfaßt; es bildet den ersten uns 
bekannten Versuch einer — malerischen Be- 
handlung der Vorgünge des Ackerbaus und der 
Seidengewinnung und hat bis in die neueste Zeit alle 
ähnlichen Werke beeinflußt, welche sich zugleich be- 
schreibend und malerisch darstellend mit Landwirt= 
schaft, Gewerbe oder Industrie befassen. Im Laufe 
der Jahrhunderte haben sowohl die Bilder des Keng 
i t'u vie die sie begleitenden Liedertexte 
anerber⅜i Unes taltung erfahren, insbesondere erfuhr 
das Werk eine Modernisierung und weite V. erbreitung 
durch K’ang-Hi, den bedeutendsten der Mandschu- 
Kaiser, der es im Jahre 1696 neu herausgab. Der 
Hauptwert. des Werkes liegt in seiner hervorragenden 
Rdeutung als kultiur- und kunstgeschichtliches Denk- 
t, wie O. Franke sagt, Zeugnis ab für das 
Kleinleber vergangner Zeiten und bildet ein wert- 
volles Dokument für das Beharren des chincsischen 
Geistes in Sitte und Form. 
Den zweiten Teil des Frankeschen Buches nehmen 
die Prosatexte und deren Ubessetzung aus dem Kong 
tschi t'u ein, daran schlielßen sich ausführliche An- 
merkungen und Erläuterungen, unter Hinzufügung 
von Abbildungen aus anderen chincsischen Werken, 
ferner ein Verzeichnis der chinesischen Namen für 
Gerite usw. des Ackerbaus und der Seidengewinnung, 
endlich auf 102 Tafeln Texte und die Bilder des Keng 
tschi t'u aus der alten und der neuen Ausgabe. 
Interessierte schon die Besprechung der landwirtschaft- 
lichen Literatur Chinas nicht nur den Sinologen, 
sondern auch den Landwirt, so sind für den letzteren 
doch die Beschreibung und dee bildlichen Darstellungen 
der landwirtschaftlichen Arbeiten von ganz besonderem 
Interesse. Vor einigen Jahren lenkte ja Demtschinsky 
durch seine Arbeiten über die Ackerbeetkultur die 
Aufmerksamkeit der russischen und deutschen Land- 
wirte auf das seit alters her in China geübte Ver- 
fahren, das Getreide (den Reis) durch Umpflanzen zu 
gtarker Bestockung anzuregen und dadurch hohe Er-- 
träge von der einzelnen Pflanze zu erzielen. In dem 
vorliegenden Buche wird uns nun der ganze Reisbau 
vorgeführt, angefangen von dem Vorkeimen des Saat- 
gutes, der Bestellung, Düngung, Pflege und Be- 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.