Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Eingeborenen (einem älteren Mann und drei 
Frauen) Trypanosomen gefunden. Zwei der 
Frauen waren vor vier bzw. fünf Jahren aus 
Portugiesisch-Ostafrika eingewandert. 
Ein weiterer Herd wurde sechs Tagemärsche 
von hier in westlicher Richtung am Rowuma ent- 
deckt, in Mtomani, wo bei 6 Eingeborenen 
(3 Männern und 3 Frauen) Trypanosomen durch 
die Untersuchung des Blutes und durch Drüsen- 
punktion festgestellt wurden. 
Außer diesen Fällen wurden noch 4 Kranke 
aus der Umgebung von Mtomani aufgefunden, 
ferner wurden bei einer Frau aus dem Dorfe 
Kiwindi am Nijassasee Trypanosomen festgestellt. 
Diese Frau hatte sich aber nachweislich in Mto- 
mani infiziert. Weiter kommen noch dazu ein 
Kranker aus einem Dorf des Sultan Samtanga 
(etwa einen Tagemarsch südlich von Ssongea); 
dieser hatte sich die Krankheit erwiesenermaßen 
auf portugiesischem Gebiet zugezogen, ferner ein 
junger Mann aus einem fünf Stunden von 
Mtomani entfernten Dorf und ein Polizeisoldat 
aus Ssongea, der zur Steuererhebung im Sommer 
1911 in Mtomani stationiert war. 
Die Kranken wurden zunächst in einem in 
Mtomani errichteten Schlafkrankenlager mit Atoxyl 
nach der von R. Koch angegebenen Methode 
(ieden 9. und 10. Tag 0,5 g Atoxyl subkutan) be- 
handelt. Es hatte sich aber schon nach wenigen 
Injektionen herausgestellt, daß die Trypanosomen 
durch die Atoxylbehandlung nicht dauernd aus 
dem Blut entfernt werden konnten, sondern kurze 
Zeit nach der Injektion wieder im Blut auf- 
traten, daß also die Trypanosomen „atoxylfest“ 
waren. Daher wurden Kombinationen mit anderen 
Mitteln (Queckfilber, Jod u. a.) versucht. Aber 
auch auf diese Weise sowie durch eine stärkere 
Dosierung des Atoxyls war es nicht möglich, eine 
Heilung zu erzielen, und die Kranken, die später 
in ein neues Schlafkrankenlager in der Nähe von 
Ssongea gebracht wurden, da in Mtomani wäh- 
rend der Regenzeit Glossinen bis in das Lager 
eingedrungen waren, fielen nach mehreren Mo- 
naten trotz sorgfältiger Pflege der Krankheit zum 
Opfer. 
Während am Viktoria= und am Tanganjika- 
See als Uberträgerin der Schlafkrankheit die 
Glossina palpalis in Frage kommt, muß am 
Rowuma und am Stsassawara die Glossina 
morsitans als die die Schlafkrankheit ver- 
mittelnde Fliege angesehen werden. Bekanntlich 
spielt ja diese Fliege auch bei der Verbreitung 
der Tsetsekrankheit der Tiere eine große Rolle. 
Glossina palpalis kommt in diesen Gegenden gar 
nicht vor, und andere Stechfliegen als die Glos- 
sina morsitans, wie die Glossina fusca und Ta- 
baniden, die am Rowuma an mehreren Stellen 
  
beobachtet wurden, find bei öfteren Untersuchungen 
niemals mit Trypanosomen infiziert gefunden 
worden. 
Auch fanden wir, abweichend von den Krank- 
am V und Tanganjika-See, 
die Halsdrüse en der Kranken teils gar nicht, teils 
nur ganz unbedeutend vergrößert. Und während 
dort die Drüsenvergrößerung geradezu als ein ty- 
pisches Krankheitszeichen angesehen werden kann, 
ließ hier die Untersuchung der Drüsen vollständig im 
Stich. So fanden wir z. B. in Mtomani unter 1000 
untersuchten Eingeborenen nur 32, bei denen die 
Halsdrüsen leicht vergrößert waren. Daher waren 
wir hinsichtlich der Feststellung der Diagnose 
lediglich auf die zeitraubende Untersuchung des 
Blutes in dicken Tropfen, die zuerst von der 
deutschen Schlafkrankheits-Expedition im Jahre 
1906/07 empfohlen worden ist, angewiesen. Auch 
die sonstigen Krankheitserscheinungen, die für die 
Schlafkrankheit charakteristisch sind, wie Seh- 
störungen, Lähmungen der Beine, Bewußtlosig= 
keit und andauernde Schlassucht, waren bei 
unseren Kranken nur in ganz vereinzelten Fällen 
und auch erst im weiteren Verlauf der Krankheit 
beobachtet worden. Und während sonst bei der 
Schlafkrankheit die Trypanosomen im Blute fast 
regelmäßig in größeren Mengen aufzutreten 
pflegen, waren sie bei unseren Kranken in dem 
untersuchten Blutstropfen nur ganz vereinzelt 
beobachtet worden, und manchmal waren sogar 
wiederholte Blutuntersuchungen notwendig, um 
ihre Anwesenheit festzustellen. 
Aber auch sonst zeigten die bei den Kranken 
am Rowuma gefundenen Parasiten erhebliche 
Unterschiede in morphologischer wie in biologischer 
Hinsicht gegenüber dem Trypanosoma gambiense, 
dem Erreger der Schlafkrankheit in den Ländern 
am Viktoria= und Tanganjika-See. Die ein- 
gehenden Untersuchungen darüber sind noch im 
Gange und dürften, da zahlreiche Tierversuche 
erst eine sichere Unterscheidung möglich machen, 
noch einige Zeit in Anspruch nehmen. 
Einen weiteren Herd von Schlafkrankheit in 
dem Lindibezirk fand Beck auf seiner Rückreise 
von Ssongen nach der Küste im Oktober 1912. 
Die meisten Kranken fanden sich am Lu- 
wingo und dessen Nebenflüssen. Der Luwingo 
ergießt sich etwa zwei Tagemärsche östlich vom 
Ssassawara in den Rowuma. Auch hier war die 
Seuche aus dem portugiesischen Gebiet eingeschleppt 
worden, offenbar von Leuten aus einer mehrere 
Tagemärsche südöstlich vom rechten Rowumaufer 
entfernten portugiesischen Landschaft, wo nach 
Aussagen der aus jenen Gegenden stam- 
menden Eingeborenen die Krankheit schon seit 
längerer Zeit festen Fuß gefaßt hat.
	        
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