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Die Kranken waren auch hier in der Mehr-
zahl Trypanosomenträger, und nur eine verhältnis-
mäßig geringe Anzahl zeigte deutliche äußere
Krankheitserscheinungen, wie Gehstörungen u. dgl.
Auffallenderweise waren die meisten der Kranken
und Trypanosomenträger Frauen, was wohl darauf
zurückzuführen ist, daß die Frauen der Infektions-
gefahr mehr als die Männer ausgesetzt sind, weil
die Felder fast ausschließlich von der weiblichen
Bevölkerung bestellt werden. Kinder waren nur
zwei erkrankt (ein Mädchen im Alter von elf
und ein Junge von acht Jahren).
Auch hier am Luwingo war die für die Try-
panosomeninfektion so charakteristische Erscheinung
der Schwellung von Hals= und Nackendrüsen nur
in verhältnismäßig wenigen Fällen beobachtet
worden. Im ganzen waren über 10 000 Personen
zum größten Teil wiederholt untersucht worden,
von diesen zeigten nur 290 Drüsenvergrößerungen,
die in verschwindend geringer Zahl größer als
eine Bohne gefunden wurden. Die Leisten= und
Schenkeldrüsen waren bei einigen Kranken bis zu
Hühnereigröße geschwollen und enthielten zahl-
reiche Trypanosomen.
Für die Kranken wurde in der Nähe von
Ssassawara, in einer fliegenfreien Gegend, ein
Schlafkrankenlager errichtet, wo die Kranken mit
Atoxyl behandelt wurden. Von einer Überführung
dieser Kranken in das bei Ssongea bereits be-
stehende Schlafkrankenlager wurde Abstand ge-
nommen, da die Entfernung zu groß ist (10 bis
12 Tagemärsche) und die Kranken zudem durch
eine mit Glossinen stark besetzte Gegend hätten
geführt werden müssen. Außerdem waren in
Ssongea nur noch wenige Kranke, die Mehrzahl
war trotz der Atoxylbehandlung der Krankheit
erlegen.
Auch von den in dem Schlafkrankenlager in
Ssassawara untergebrachten Schwerkranken starben
mehrere während der Atoxylbehandlung, vorzugs-
weise Kranke mit Gehstörungen. Bei solchen
Kranken war die Atoxylbehandlung auch hier ohne
Einfluß auf die Trypanosomen, während bei einer
größeren Anzahl von Trypanosomenträgern ohne
äußere klinische Erscheinungen und bei denen die
Krankheit allein durch den Nachweis der Try-
panosomen im Blut hatte festgestellt werden können,
die Behandlung mit Atoxyl von Erfolg begleitet
war, so daß diese Kranken bis auf weiteres aus
der Behandlung entlassen werden konnten und
sich nur in bestimmten Zeiträumen zur Unter-
suchung im Lager wieder einzufinden hatten. Bei
den Schwerkranken wurden Versuche einer kom-
binierten Behandlung mit Tryparosan, Salvarsan
und anderen Mitteln eingeleitet, die aber bis jetzt
noch nicht abgeschlossen sind.
Für die ÜUbertragung der Schlafkrankheit kommt
auch am Luwingo nur die Glossina morsitans
in Frage. Diese Stechfliege wurde über den
ganzen Bezirk verbreitet gefunden. In einzelnen
Gegenden, wie z. B. beim Jumben Guaja am
Mbepa, bei dem Sultan Halifa am Luwawa,
ferner am Einfluß des Luwingo in den Rowuma
und am Ssassawara waren 8 bis 12 v. H. dieser
Fliegen mit Trypanosomen infziert gefunden
worden. Natürlich soll damit nicht gesagt sein,
daß diese Fliegen sämtlich mit dem menschlichen
Trypanosoma behaftet waren, denn bei einer
Anzahl von Tieren wurden Trypanosomen mit
dem Charakter des Trypanosoma Brucei, dem
Erreger der Tsetsekrankheit, nachgewiesen. Die
große Anzahl der infizierten Fliegen spricht aber
auch für die große Infektionsgefahr für Menschen
und Tiere, die jene Gegenden mit sich bringen.
Als Maßregeln zur Bekämpfung bzw. zur
Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der
Seuche kamen außer der schon erwähnten Isolierung
und Behandlung der Kranken und Trypanosomen=
träger in dem Schlafkrankenlager in Ssassawara
in Betracht: Sperrung der verseuchten Gebiete
für die Arbeiteranwerbung, Verlegung der in-
fizierten Dörfer in fliegenfreie Gegenden und Verbot
des Betretens sowie der Anlage von Feldern in
dem Seuchengebiet, Meldung der verdächtigen
Krankheits= und sämtlicher Todesfälle durch die
eingeborenen Ortsvorsteher.
Zur Kontrolle des Karawanenverkehrs wurde
eine Kontrollstation für die eingeborenen Träger
aus dem östlichen Gebiet des Lindibezirks in
Lumassule, etwa drei Tagereisen östlich von
der Bezirksnebenstelle Tunduru errichtet, eine
zweite Kontrollstation für die an dem portugiesischen
Gebiet und aus dem Ssongeabezirk kommenden
Eingeborenen wurde in Ssassawara eingerichtet.
Durch Belehrungen in Vorträgen über die
Schlafkrankheit und nach Veröffentlichung von
Merkblättern, die von den eingeborenen Lehrern
und Schreibern von Zeit zu Zeit in den Dörfern
vorgelesen werden, soll den Eingeborenen das
Verständnis für die Gefahr der Verschleppung der
Seuche näher gerückt werden, so daß sie selbst
auch bei der Bekämpfung der Seuche durch Anzeige
an die Arzte und Bezirksvorstände, sowie an die
eingeborenen Ortsvorsteher mitzuwirken in der
Lage sind.
Abholzungen von dem niederen Gebüsch sind
nur an einigen Stellen ausgeführt worden, so
an der Karawanenstraße von Ssassawara nach
Tunduru am Lukumbule und auf der Straße
rowumaabwärts in der Nähe des Miabu, um
diese für den Verkehr notwendigen Straßen fliegen-
frei zu halten.
Auf diese Weise wird es auch möglich sein,
die Seuche von einem Übergang nach der Küste