Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Aufstand nicht größeren Umfang annahm. Obwohl 
seine Wabena sich der Aufstandsbewegung an- 
schließen wollten, vermochte er seine Autorität 
durchzusetzen und zur deutschen Herrschaft zu 
halten. Von seinem Verhalten hatten die benach- 
barten Wahehe ihrerseits es abhängig gemacht, 
ob sie ruhig bleiben oder gegen den fremden 
Eroberer wiederum die Waffen erheben sollten. 
Im Verlauf des Aufstandes fiel Kiwanga, 
der sich mit einer größeren Anzahl Hilfskrieger 
an der Niederwerfung der Wabunga zusammen 
mit der hiesigen Kompagnie beteiligte. Sein 
Nachfolger wurde sein Sohn Soljambingo. 
Mit einem Sprachfehler behaftet, in negerhaftem 
Dünkel nur auf Anßerlichkeiten bedacht, besitzt 
dieser junge Sultan nur geringen Einfluß. 
In früheren Jahren hatten die Wabena, 
den Wahehe weichend, die Wadamba, die Ur- 
bevölkerung der Ulanga-Ebene, und einen Teil 
der Wapogoro, soweit diese in der Ulanga- 
Niederung sitzen, unterworfen. Die in schwer 
zugänglichen, natürlichen Verstecken sitzenden Wa- 
pogoro im Upogoro-Gebirge zu unterwerfen, 
vermochten sie nicht. Diese blieben dem zerrissenen 
Gebirgscharakter entsprechend in kleinere Jumben- 
schaften zersplittert selbständig. Anfangs standen 
sie der deutschen Herrschaft feindlich gegenüber, 
jetzt sind sie treue und fleißige Untertanen, die 
auch den Bestrebungen der Mission zugänglich sind. 
Unter einflußreichen Häuptlingen wohnen am 
Ulanga die Wabunga, welche aus Ungoni ein- 
gewandert sind und die Urbevölkerung unter- 
jochten. Unter dem Namen Mafiti waren sie 
früher durch ihre Raubzüge an der Küste bekannt 
und gefürchtet, wie im Norden die Massai. Im 
südöstlichen Teil des Bezirks wohnen Wangindo 
und Wanduewe unter wenig einflußreichen 
Häuptlingen. Von diesen versuchen besonders die 
Wangindo seit den letzten Jahren, sich dem Ein- 
fluß der Station durch Auswanderung in den 
angrenzenden Kilwabezirk zu entziehen, weil ihnen 
dort scheinbar ein ruhigeres und bequemeres 
Dasein gewährleistet wird. 
Den größten Teil des Bezirks beansprucht 
das Stromgebiet des Ulanga, der nebst einem Teil 
seiner Nebenflüsse auch in der trockenen Jahres- 
zeit nach Verlassen der Landschaft Massagati bis 
zur ehemaligen Ulanga-Station für flachgehende 
Fahrzeuge schiffbar ist, von dort bis zu den Schun- 
gulifällen jedoch nur in der Regenzeit. Während 
letzterer ist ein großer Teil der Ulanga-Ebene 
unter Wasser gesetzt, so daß sie ebenso wie der 
Luwegu-Marangandu nur mit Booten durchquert 
werden kann. Militärische Unternehmungen zur 
Regenzeit in jenen Gebieten stellen an die Truppe 
außerordentliche Anforderungen. Während des 
größten Teils des Jahres ist die Ubersicht durch 
  
das doppelte Mannshöhe erreichende Gras un- 
gemein erschwert. Erst in den Monaten Oktober 
und November ist das Gras so trocken, daß es 
abgebrannt werden kann. Ebenso wie das hohe 
Gras bieten die Schluchten und Felsengruppen 
des steilen, unwegsamen Upogoro= und Nduewe- 
Gebirges den Eingeborenen üÜberall Gelegenheit 
zum Uberfall auf die marschierende Truppe, die 
sich infolge der hohen Bewachsung und Unwegsam- 
keit seitlich nicht sichern kann. In den Bergen, 
vor allem im Nduewe-Gebirge, finden Auf- 
ständische vorzügliche Verstecke. 
Da die Eingeborenen unter der deutschen 
Herrschaft sich nicht mehr gegenseitig bekriegen 
können und da ihnen auch die Ausübung der 
Jagd beschränkt worden ist, so gehen ihre kriege- 
rischen Eigenschaften naturgemäß zurück. In der 
Hand der Wapogoro, die fleißige Ackerbauer 
geworden sind, sieht man nur selten Pfeil und 
Bogen, häufiger bei den Wangindo. Die Wa- 
bena und Wabunga führen vereinzelt Speere. 
Hiermit soll nicht gesagt sein, daß die Einge- 
borenen für künftige Aufstandszeiten nicht irgendwo 
an einem sichern Platz Waffen niedergelegt haben. 
Nachdem für jeden Vorderlader eine Steuer zu 
entrichten ist, die Ausgabe von Jagdscheinen sowie 
Pulver seitens der Station sehr erheblich einge- 
schränkt wurde und ferner die Auslbung der 
Elefantenjagd für die Eingeborenen ebenso un- 
rentabel geworden ist wie für den weißen Ele- 
fantenjäger, liefern die Eingeborenen allmählich 
ihre Gewehre ab und lassen sie vernichten. 
Nach den bisherigen Erfahrungen wird sich 
wohl auch im nächsten Aufstand ein Teil der Be- 
völkerung des Bezirks als Hilfskrieger verwenden 
lassen, zu denen sich Wabena, Wabunga und 
Wangoni eignen. 
Die Wapogoro entwickelten beim letzten Auf- 
stand, beim Überfall und Angriff einen Schneid, 
den man ihnen bis dahin nicht zugetraut hatte. 
Wenn es nicht gelingt, die Eingeborenen durch 
besondere Mittel zu fanatisieren, oder wenn ihnen 
in Zukunft nicht besondere Führer erstehen, werden 
sie es wohl vermeiden, sich der Truppe zum 
Kampf zu stellen oder ihrerseits die Truppe im 
offenen Gelände anzugreifen. Ihre Stärke, deren 
sie sich wohl bewußt sind, liegt im überfall der 
marschierenden oder des Nachts ruhenden Truppe. 
Ein mit UÜberlegung, Energie und Schneid durch- 
geführter Überfall einer marschierenden Truppe 
wird diese bei der numerischen großen Überlegen- 
heit der Eingeborenen stets in eine sehr unan- 
genehme Lage bringen. Den einzigen Schutz 
gegen den überfall bildet die größtmöglichste 
Gefechtsbereitschaft. 
Während und kurz nach der Errntezeit ist es 
unschwer im Bezirk, die für die Truppe bzw. die
	        
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