Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Von den Übrigen Calligonum-Arten der 
Wanderdünen") kommt namentlich C. Caput 
Medusae Schrenk („kysyl-kandym“ = roter 
K.) für die Befestigung in Betracht. Auch diese 
Art gedeiht am besten in beweglichem Sand und 
zeichnet sich wie andere dortige Dünenpflanzen 
durch ihr stark entwickeltes Wurzelleben aus. Sie 
bildet in den Dünen bis 20 m lange, nach allen 
Richtungen auslaufende, vielfach verzweigte 
Wurzeln von der Stärke eines dicken Bindfadens. 
Viele dieser stolonenartigen Wurzeln laufen flach 
unter der Oberfläche des Dünensandes dahin und 
werden bisweilen stellenweise vom Winde freigelegt, 
ohne dabei unter den glühenden Strahlen der 
Sonne zu leiden. Ich habe derartig freigelegte 
Wurzeln von 12 bis 15 m Länge gemessen. Die 
senkrecht in die Tiefe gehenden Wurzeln sollen 
eine Länge von mehr als 2 m erreichen. 
Die Früchte dieser Art haben einschließlich des 
dichten, kugelförmigen Besatzes von korallenartig 
verzweigten Borsten einen Durchmesser von 10 bis 
15 mm. 
Auf Calligonumwurzeln findet sich häufiger 
eine große, braune Orobanche schmarotzend, die 
jedoch einen nennenswerten Schaden nicht an- 
richten soll. 
C. eriopodum Bge. („kara-kandym“ — 
schwarzer K.) bildet einen unten kahlen Stamm 
mit starken, aufwärts strebenden Asten; ihr 
fehlt der breitausladende Wuchs der vorgenannten 
Arten. Sie ist daher als Dünenbefestigungspflanze 
nicht beliebt und wird nur ab und zu als Wind- 
brecher verwendet. 
3. Haloxylon Ammodendron C. A. Mey. 
Saxaul“ oder „Sasak“"). Dieser, zur Familie der 
Chenopodiaceen gehörige Baum ist ebenfalls ein 
wichtiger Faktor bei der Festlegung des Flug- 
sandes. Von den beiden vorgenannten unter- 
scheidet er sich jedoch, wie schon erwähnt, dadurch, 
daß er sich in den wehenden Sand nicht 
auspflanzen läßt, sondern erst zur Befestigung 
verwendet werden kann, nachdem durch künstliche 
Anpflanzung der vorgenannten ein gewisser Schutz 
geschaffen ist. Diesen Schutz kann u. a. auch 
natürliche Bestockung der Dünen mit Aristida 
pungens (s. u.) gewähren. 
Der Saxaul ist ein Baum von ausgesprochenem 
Trauerwuchs.““) Durchschnittlich erreicht er eine 
Höhe von 6 bis 8 m. Die Verzweigung beginnt 
meist schon am unteren Teile des Stammes, der 
in den von mir besuchten Dünengebieten durch- 
schnittlich 20 bis 30 cm im Durchmesser erreicht 
  
)Außer obengenannten: C. comosum I.Hér., 
C. eriopodum Bge., C. murex Bge., C. acanthopterum 
Borcz. und C. Pallasin L'Heér. 
*) Abbildung bei Bessey a. a. O. Tafel 10. 
  
* 
hatte. Doch sah ich auch ältere Stämme von 
einer Stärke bis zu 70 cm Durchmesser, die aller- 
dings innen hohl waren. Die Krone ist reich 
verzweigt, die jungen Laubsprosse sind walzen- 
förmig, schachtelhalmartig gegliedert, fleischig und 
haben einen Durchmesser von 2 bis 3 mm. Die 
Blätter sind so minimal entwickelt, daß die Sprosse 
fast blattlos erscheinen. Die mehrfach geflügelten 
Früchte sind ohne die Flügel etwa 2 mm im Durch- 
messer groß. Die Wurzeln sollen eine Länge von 
10 m erreichen. 
Saxaul gelangt erst im fünften Jahr zur Frucht- 
bildung. Die Samen keimen durchschnittlich nach 
7 Tagen; die Pflänzlinge bilden zunächst eine 
verhältnismäßig lange Pfahlwurzel. Im Pflanz- 
garten werden die Samen dieses Baumes nur 
2 bis 3 cm tief ausgelegt. Gegen stagnierende 
Feuchtigkeit ist die Pflanze außerordentlich emp- 
findlich, in früher Jugend auch gegen Fröste. Die 
Fähigkeit des Wurzelsystems, den Sand zu binden, 
soll bei Saxaul besonders hoch entwickelt sein. 
Dazu kommt, daß diese Pflanze ein bedeutend 
höheres Alter erreicht als Calligonum und Salsola. 
Da, wie gesagt, Saxaul erst im einigermaßen 
festgelegten Sande gedeiht, hat man versucht, die 
Samen direkt in das Dünenterrain auszusäen. Die 
Versuche waren zur Zeit meiner Anwesenheit noch 
nicht abgeschlossen, sollten vielmehr noch 5 Jahre 
hindurch fortgesetzt werden. Gelingen sie, so 
würde mit diesem Verfahren wiederum eine er- 
hebliche Kostenersparnis erzielt werden. Immerhin 
ist zu beachten, daß die Anzucht von Saxaul auch 
im Pflanzgarten nicht leicht ist; selten sollen mehr 
als 10 v. H. der Aussaat angehen. 
In früherer Zeit ist der Baum vielfach zur 
Befestigung des Dammes und der Böschungen 
verwendet worden. Als die Bahn noch unter 
militärischer Verwaltung stand, hatte General 
Kuropatkin Prämien auf die Anpflanzung von 
Saxaul ausgesetzt, um die Bahnmeister hierzu 
anzuregen. Aus dieser Zeit findet man noch 
stellenweise zahlreiche alte Stämme längs der 
Schienenstränge. 
Abseits von der Bahnlinie und außerhalb der 
Dünenzonen sind dichte, alte Bestände von Saxaul 
vorhanden. Von dort aus werden mit Kamel- 
karawanen Aste und Zweige des Baumes heran- 
geschafft, um dieses Material für die Herstellung 
von Fangzäunen zu verwenden. 
v. Schwarz') nennt Haloxylon Ammodendron 
die merkwürdigste und charakteristischste von allen 
turkestanischen Baumarten. Nach seinen Angaben 
kommt der Baum ausschließlich in den salzhalti- 
gen Steppen und Wüsten vor und tritt am rechten 
  
*) F. v. Schwarz, Turkestan. (Freiburg i. B. 
1900) S. 369.
	        
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