Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Samen alsbald nach der Reife ausgestreut. Der 
Samen verliert auch seine Keimkraft sehr schnell. 
Bei früheren Anpflanzungsversuchen hat man im 
Höchstfall einen Keimprozent von 5 erhalten. Dort, 
wo Aristida in größeren Mengen aufgekommen 
ist und zu einer gewissen Befestigung geführt hat, 
wird gern Salsola nachgepflanzt, die dann von 
dem Grase im Anfang einen gewissen Schutz 
empfängt. So hat z. B. bei dem Aufkommen 
dichter Bestände von Salsola unweit Farab 
Aristida als Vorläufer eine große Rolle gespielt. 
Man will anderseits beobachtet haben, daß bei 
der Ausbreitung von Salsola die Aristida später 
wieder verschwinde. Ebenso soll Salsola in Kon- 
kurrenz mit Calligonum der mächtigere Kon- 
kurrent sein. # 
Von den zahlreichen „sekundären“ An- 
siedlern, d. h. denjenigen Gewächsen, die erst 
in einer gewissen Phase der Bindung des 
Dünensandes festen Fuß fassen, ist vor allen 
Dingen eine Carex-Art zu nennen, die mir als 
C. fissoides bezeichnet wurde.“) Dieses ist die 
einzige Pflanze, die wirkliche Rasen zwischen 
den Anpflanzungen bildet und, sobald sie ein- 
mal den Boden besetzt hat, jede weitere Befesti- 
gung überflüssig macht. Solche Rasen sieht man 
z. B. stellenweise zwischen den Stationen Karaul— 
Kuju und Wodakatschka und ferner bei Repetek. 
Diese Rasen sind immer dünn, aber völlig aus- 
reichend; Aristica dagegen tritt stets nur in 
büschelförmigen Horsten auf. 
Zahlreich sind die einjährigen Ansiedler, die 
stellenweise, z. B. bei Repetek, im Frühjahr die 
Dünen mit einem üppigen Flor überziehen, 
aber nur ein kurzes Dasein führen, da sie der 
Dürre des Sommers nicht Widerstand leisten 
können. Eine Aufzählung ihrer Namen würde 
hier zu weit führen, da sie nur botanisches 
Interesse beanspruchen könnte. Für die Bindung 
des Dünensandes kommen diese Gewächse nicht 
in Betracht. 
Die endlichen Erfolge der Festlegung 
des Sandes durch künstliche Bepflanzung im 
Verein mit natürlicher Bewachsung zeigen — 
noch besser als es schon die beiden hier bei- 
gefügten Tafeln Besseys dartun — die Dünen- 
gelände in der Umgebung von Repetek. 
Zwischen den Anpflanzungen von Calligonum, 
Saxaul u. a. m. hat sich dort eine immer dichter 
werdende Narbe von Carex= und Aristida-Büscheln 
gebildet, die anderweitige Vertreter der Dünen- 
flora umschließt. Im vorgeschrittenen Stadium 
ist die Mitwirkung des Menschen kaum noch zu 
) Wird in Boissier, Flora Orientalis nicht er- 
wähnt. Vielleicht identisch mit C. fissirostris Ball, 
die auch in Afghanistan vorkommt. 
  
erkennen. Vollkommene Bewachsung führt, wie 
man an Abstichen sieht, zum Beginn der Humus- 
bildung zwischen dem dichten Geflecht der Carex- 
Wurzeln: an die Stelle der Sandwüste tritt 
die Steppe. Vollendete Bewachsung einzelner 
Strecken führt aber auch zur Dispersion der be- 
nachbarten, noch beweglichen Dünenzüge in zahl- 
reiche kleinere Einzeldünen von hügelartigem 
Charakter; die gesamte Wellenstruktur des Ge- 
ländes wird gestört, Abgleichung der Kämme 
erzeugt Verflachung der Wellen (s. Abb. 3). In 
wenigen Jahrzehnten wird sich das einst so er- 
schreckend tote Landschaftsbild dank der Lebens- 
arbeit Paletzkys vollkommen verändert haben. 
Wie heute schon in den Grenzländereien der Dünen- 
zone zu sehen ist, werden dann vielleicht auf dem 
einstigen Wüstensande Rinderheerden weiden. 
Außer dem endgültigen Schutz der Verkehrswege 
wird Land gewonnen für wirtschaftliche Nutzung. 
Kosten. Wie schon eingangs erwähnt, muß 
bei der Dünenbefestigung an der Mittelasiatischen 
Bahn auf die Kostenfrage große Rückjicht ge- 
nommen werden. Bis zum Jahre 1908 waren 
im Verlauf von 10 Jahren 350 000 Rubel für 
die Anpflanzungsarbeiten verausgabt worden. 
Heute rechnet man bei einer jährlichen Be- 
festigungsleistung von 5 bis 9 Werst (1 Werst 
1,067 km) und einem Pflanzenverbrauch bei 
Neubefestigungen von 150000 bis 200 000 Pflänz-- 
lingen pro Werst im ersten Jahr mit Gesamt- 
kosten von 8000 Rubel, ausgenommen die Ge- 
hälter der Beamten. Hiervon ist noch ein 
Bruchteil im Betrage von 7000 bis 8000 Rubel 
hinzuzurechnen. Die betreffenden Beamten haben 
nämlich außer den Dünenbestigungsarbeiten noch 
andere Funktionen wahrzunehmen, so z. B. die 
Unterhaltung der Gärten und Parkanlagen an 
den Bahnstationen. Auf die Desjätine Dünen- 
land (eine Desjätine = 1,09 ha) entfallen durch- 
schnittlich 35 bis 40 Rubel Arbeitskosten, ein- 
schließlich der Vorarbeiten im Pflanzgarten. Die 
Arbeiterlöhne beziffern sich auf 50 bis 60 Kopeken 
pro Tag. 
Wenn man bedenkt, daß früher die Frei- 
haltung der Strecke vom Flugsand zwischen 
Farab und der nächsten, nur wenige Kilometer 
entfernten Station allein 35 000 Rubel pro Jahr 
erforderte, so kann man ermessen, mit welchen 
Ersparnissen heute die Bahnverwaltung nach dem 
Paletzkyschen System rechnen darf.") Daß 
solche Erfolge erzielt werden konnten, ist wesentlich 
auch der geschickten Benutzung der Mithilfe der 
Natur zu verdanken, die — wie oben wiederholt 
Demgegenüber sei erwähnt, daß das Revier 
MRossitten aufe der Kurischen Nehrung jährlich allein 
0 000 bis 160 000 Mark erfordert.
	        
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