Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Futtermangel und die Dürre sich dort stark fühl- 
bar gemacht hätten. 
Die Detail-Butterpreise hielten sich im all- 
gemeinen auf gleicher Höhe wie im Vorjahre und 
schwankten in den nördlichen Teilen des Schutz- 
gebietes zwischen 2 und 4 /, in den mittleren 
und südlicheren Teilen zwischen 3 und 6 pro 
Kilogramm. Diese Preise sind im Hinblick auf 
die teilweise sehr mäßige Beschaffenheit der Butter 
als außerordentlich hoch zu bezeichnen, zumal die 
starke Preisschwankung so gut wie gar nicht auf 
die verschiedenartigen Qualitäten zurückzuführen 
ist, sondern vornehmlich darauf, daß während und 
kurz nach der Regenzeit ein Überangebot von 
Butter besteht, während besonders gegen Ende der 
Trockenzeit mit zunehmendem Futter= und Wasser- 
mangel die Butterproduktion so zurückgeht, daß 
der Bedarf kaum gedeckt werden kann. 
Diese Erscheinung ist außerordentlich wichtig 
im Hinblick auf die hier in den letzten Jahren 
bereits häufig in Interessentenkreisen erörterte 
Frage eines künftigen Butterexportes nach 
Deutschland, weil sie es selbst bei allmählich 
steigender Butterproduktion unmöglich machen 
würde, während des ganzen Jahres auch nur ein 
annähernd gleich großes Quantum Butter für den 
Export bereitzustellen. Dies wäre jedenfalls beim 
Export von frischer Butter (Gefrierbutter) als zum 
mindesten sehr wünschenswert im Hinblick auf 
einen geregelten Absatz in Europa zu bezeichnen. 
Um überhaupt ein Urteil darüber zu gewinnen, 
welche Aussichten ein Butterexport nach Deutsch- 
land zuzeiten des Butterüberflusses dem Schutz- 
gebiet bietet, hatte die Firma Woermann, 
Brock & Co. in Swakopmund in sehr dankens- 
werter Weise etwa 400 Zentner Butter, haupt- 
sächlich von Farmern des Bezirks Omaruru, 
zum Preise von 0,80 bis 2/“ pro Pfund abge- 
kauft und in drei Sendungen unter Benutzung 
ihrer Kühlräume in Swakopmund und der Kühl- 
räume auf den Dampfern der Woermann-Linie 
nach Deutschland verschickt. Die Butter war in 
kleinen Mengen, so wie sie die Farmer anliefern 
konnten, zusammengekauft und hatte etwa drei 
Monate in den Kühlräumen in Swakopmund ge- 
lagert, bis genügende Mengen beisammen waren. 
Für diese Butter hat die Firma loco Kai 
Hamburg pro 100 Pfund folgende Preise erzielt: 
im März 1913 102 7 
im Juni 1913 92 —93 - 
im Juli 1913 87⅛—88⅛½ 
Die Firma bemerkt hierbei, daß bei Zubilli- 
gung dieser Preise seitens der Käufer eine nicht 
unerhebliche Menge von Wohlwollen und Kolonial- 
liebe mit in die Wagschale geworfen wurde. Höhere 
Preise zu erzielen, sei unmöglich gewesen. 
  
Berücksichtigt man, daß zu den Einkaufs- 
preisen der Butter für die Firma noch erhebliche 
Unkosten für Nachkneten und Reinigen der Butter, 
Verpacken in importierten Kisten, Lieferung von 
Pergamentpapier und Salz für die Verpackung, 
Aufbewahrung in den Kühlräumen, Verschiffungs- 
spesen und Fracht bis Hamburg, Landungs-, Kai- 
und Verkaufsspesen in Hamburg, Verluste durch 
Verderben und Ranzigwerden der Butter usw. 
hinzutrelten, so ist ohne weitere Berechnung zu 
erkennen, daß die Firma nicht nur keinen Ver- 
dienst bei diesem Geschäft finden konnte, sondern 
noch ganz bedeutende Verluste zu verzeichnen ge- 
habt hat 
Interessant und bezeichnend für den Stand 
der Butterherstellung im Schutzgebiet sind die 
Urteile von Hamburger Sachverständigen 
über die Qualität der einzelnen Sendungen, wobei 
zu bemerken ist, daß sich in jeder der angegebenen 
Kistennummern immer nur Butter von einem be- 
stimmten Farmer befunden hat: 
Art 1 speckig, fischig: Nr. 2 gut, leicht säuerlich: 
Nr. 3. 4, 5 gut, leicht säuerlich: Nr. 6 stark sauer. 
Abinir Nr. 7, 8 stark käsig. sauer: Nr. 9 gut: Nr. 10 
stark käsig: bitter; Nr. 11 sänerlich, leicht käsig: Nr. 12 
gut, leicht säuerlich; Nr. 13 stark käsig., sauer: Nr. 14 
leicht säuerlich: Nr. 15, 16, 17 gut, leicht sänerlich: 
Nr. 18 stark käsig, sauer; Nr. 19 gut, leicht säuerliche 
Nr. 20 bitter; Nr. 21 ordinär, sauer: Nr. 22 sauer! 
r. 23 sauer, käsig; Nr. 24 fischig: Nr. 25 sänerlich 
Nr. 2 leicht bitter, sonst rein schmeckend: Nr. 27 säuer- 
lich bitter; Nr. 28 herber, saner, ordinär (die Kiste 
hatte beträchtlichen Staff und war die schlechteste von 
der Partie): Nr. 29 sauer: Nr. 30 ordinär, sauer: 
Nr. 31 ordinär, saner; Nr. 32 ordinär, sauer: Nr. 13 
Kicht säuertich. sonst gut; Nr. 34 gu: Nr. 35 fischig: 
36 sauer: Nr. 37 säuerlich: Nr. 8 leicht sänerlich. 
sone gut; ur 39 sehr gut. 
Danach sind unter 39 Kisten nur eine als 
„sehr gut“, zwei als „gut“ und weitere elf be- 
dingungsweise als „gut“ bezeichnet, die restlichen 
25 Kisten, also fast zwei Drittel der ganzen 
Sendung, waren minderwertig. Daß unter diesen 
Umständen höhere Verkaufspreise in Deutschland 
nicht erzielt werden konnten, ist sehr begreiflich. 
Damit dürfte der Beweis für die im vorjährigen 
Bericht gemachten Ausführungen erbracht sein, 
daß die Butterherstellung im Schutzgebiet zunächst 
auf ein erheblich höheres Niveau gestellt werden 
müßte, wenn überhaupt jemals an einen Export 
in irgendeiner Form gedacht werden soll. Aber 
selbst wenn dies in absehbarer Zeit gelänge, er- 
scheint es zum wenigsten sehr fraglich, ob frische 
Butter (Gefrierbutter) im Hinblick auf die ihr an- 
haftenden relativ hohen Gestehungs= und Traus- 
portkosten ein genügend hochwertiges Produkt dar- 
stellt, um mit Vorteil als Exportartikel verwendet 
werden zu können. 
Etwas günstiger würden vielleicht die Aus- 
sichten für die Herstellung von Konservenbutter
	        
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