Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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an den Stirnseiten befestigt, konnte aber bequem 
von der Höhe des Berges aus mit dem Ma- 
schinengewehr beschossen werden. Nach wenigen 
Schüssen zogen die Bewohner ab; ich ließ nur 
die Palisaden zerstören. Das Dorf ließ ich un- 
beschädigt, da es infolge seiner natürlichen Lage 
kaum ernsthaft befestigt werden kann, auch nahe 
der Straße Ngoila — Sembe günstig für die 
Beaufsichtigung durch den Posten liegt. Gegen 
Abend traf die Abteilung wieder in Ngok ein. 
Die Patrouille Momeseidu war von Mode- 
majok noch nicht zurück. Ich marschierte am 23. 
mit der ganzen Abteilung über Matadi (Les 
Rapides) nach Zerstörung von Ngok dorthin ab. 
Noch vor Matadi kam die Patronille zurück mit 
der Meldung, daß Modemajok unter starken 
feindlichen Verlusten von ihr genommen und ver- 
brannt sei. Der Häuptling und die übrigen 
Leute seien geflüchtet. 
Auf diese Nachricht hin habe ich in Matadi 
die Expedition aufgelöst und bin mit Treichel 
nach Sembe, Dr. Rautenberg und Herzog sind 
nach Molundu zurückmarschiert. Von Sembe 
schickte ich Boten an die Aufständischen mit der 
Aufforderung, sich zu unterwerfen. Die Häupt- 
linge Mekimakub und Usulabot sowie der 
älteste Sohn des Ndia kamen sofort. Letzterer 
selbst sowie Unterhändler des Kelembele waren 
im Anmarsch, als ich am 3. November von Sembe 
beschleunigt nach Jukaduma zurückkehren mußte. 
Modemajok war noch nicht ausgefunden worden. 
Als Sühne wird den Aufständischen vom Posten- 
führer in Sembe aufgegeben werden: Arbeiter- 
und Verpflegungslieferung sowie Wiederaufban 
ihrer Dörfer an den von der Verwaltung zu be- 
stimmenden Plätzen. 
Auch die Mehkub-Häuptlinge, die sich vor 
dem Eba-Aufstand zurückhaltend und abwartend 
gezeigt hatten, kamen sofort nach meiner Ankunft 
in Sembe zur Begrüßung und brachten freiwillig 
Verpflegung und Arbeiter. Bei meinem Rück- 
marsch von Sembe, den ich über die Mehkub- 
dörfer machte, zeigten sich die Eingeborenen eben- 
falls durchaus entgegenkommend und gutwillig. 
So darf ich die UÜberzeugung haben, daß die 
Maßnahme gegen die Eba erfolgreich war und 
einen tiefen, zweifellos auch nachhaltigen Eindruck 
wenigstens auf die drei Stämme Mehkub, 
Baquil und Eba im Sembe-Bezirk gemacht hat. 
Zu dem Bericht des Postenleiters Treichel 
möchte ich ergänzend bemerken: 
Der in Mekimakub angegriffene französische 
Oberleutnant Karcher, den ich noch in Ngoila 
traf, erklärte mir, daß die Franzosen im Sembe- 
Ngoila= und jetzigen Eta-Bezirk von Anfang bis 
  
Ende ihrer Herrschaft Militärverwaltung gehabt 
und ständig eine Truppenmacht von 350 Soldaten 
in allen drei Bezirken zusammen unterhalten 
hätten. Die französischen Kaufleute in Sembe 
erzählen, daß diese Soldaten sowie 100 ständige 
Gefangene aus Matadi die Arbeitsdienste (Wege- 
bau, Farmanlagen u. dgl.) geleistet hätten, die 
Eingeborenen aber nie zu solchen Arbeiten heran- 
gezogen worden seien. Diesen lag nur ob, Gummi 
für die Ngoko-Sangha oder für die geringe 
Steuerleistung zu schneiden. Die Eingeborenen 
seien auch höchst selten, manche Häuptlinge nie 
auf die Station gekommen. Diese Angaben scheinen 
auf Grund verschiedener Beobachtungen nicht un- 
glaubhaft. Die Eingeborenen sind im Wesen 
und Lebensgewohnheit von einer Wildheit und 
Ursprünglichkeit, die jedenfalls nicht auf eine läu- 
gere Kolonisierung durch eine Kulturmacht hin- 
deutet. Die Dörfer auch der diesmal ruhig ge- 
bliebenen Eingeborenen, z. B. Até, Mengelakum, 
sowie die Mehkubdörfer sind Festungen, zum jeder- 
zeitigen Kampf eingerichtet, aber nicht die Wohn- 
stätten befriedeter oder unterworfener Stämme. 
In den Hütten der eingenommenen Dörfer 
Mingemakub, Usulabot, Ndia waren reichlich 
Knochen von Menschen und kleinen Kindern zu 
finden, die nach Angabe der Soldaten und Träger 
von Menschenfraß und Medizinfesten herrühren 
müssen. Diese Dörfer sind nur zwei bis drei 
Tage von der Station Sembe entfernt. Von 
europäischen Waren, wie Hausgerät und Töpfen, 
war überhaupt fast nichts zu sehen. Es waren 
nur einheimische Erzeugnisse zu finden. (Ich be- 
merke noch, daß die Eingeborenen bei der eiligen 
Flucht in den Dörfern meist alles zurückgelassen 
hatten.) Die Weiber tragen durchweg selbsterzeugte 
Bastgewebe und Lederschurze, auch die Männer 
zumeist, außer einigen Häuptlingen und Vorleuten. 
Ebenso sind Waffen, wie Speere, Messer usw., 
durchweg Selbsterzeugnisse. Sonach scheint im 
Sembe-Bezirk das Verhältnis zwischen Europäern 
und Eingeborenen mehr auf gegenseitiger Duldung 
als auf tatsächlicher Herrschaft beruht zu haben 
mit der Verwaltungstendenz, die leicht gewinn- 
baren Produkte Gummi und Elfenbein aus dem 
Lande zu ziehen, nicht aber eine auf die Zukunft 
berechnete Kolonisation zu treiben. 
Auf diese unsicheren Verhältnisse ohne inneren, 
durch Kulturarbeit geschaffenen Halt folgte von 
Dezember 1912 bis zur Übernahme durch die 
deutsche Verwaltung im Juni 1913 eine Zeit, in 
der die Leute sich selbst überlassen waren. Es ist 
anzunehmen, daß bereits im Juni 1913 die Eba 
beabsichtigten, den Gehorsam zu verweigern. Die 
Befestigungen des für den Aufstand angelegten 
Dorfes Ndia verrieten eine vier= bis sechsmonatige 
energische Arbeit der Eingeborenen. Treiche
	        
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