Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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tätigung geboten. Auch der Viehhandel, der zur Zeit 
infolge der Tsetsegefahr, Infektion mit Lungenseuche 
usw. mit sehr großem Risiko verbunden ist, würde im 
Falle des Vorhandenseins einer Bahn in Kamerun 
einer lebhaften Entwicklung fähig sein. Der Einkaufs- 
preis der Rinder beläuft sich heute im Durchschnitt für 
das Stück ungefähr auf 50 . englischen Tarife 
rechnen auf den Wagen 15 Haupt! Groputet und für 
die englische Meile rund 50 Pf. Fracht. Das macht 
bei 712 Meilen ungefähr 24 ¾ pro Haupt. Nach den 
Erfahrungen in Duala schlachtet der Viehhändler das 
Stück Vieh ungefähr mit 150 ¼ aus. Es bleibt also 
ein genügend großer Spielraum für ein ertragreiches 
Geschäft. 
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Haben wir nun die wichtigsten Handelsproduktions- 
verhbue Nordnigeriens betrachtet, so bedarf es zur 
richtigen Würdigung der Entwicklung dieses Landes noch 
einer kurzen Ubersicht über die sonstigen wirtschaft- 
lichen Verhältnisse, soweit es möglich ist, auf 
Grund einer kurzen Reise eine solche mit Anspruch auf 
Richtigteit zu geben. 
Der Hauptteil des Landes erhebt sich nicht über 
n Höhe von 1200 Fuß. Die beiden großen Fluß= 
iten des Niger und Ben ne umklammern das Ge- 
biet mit ihren ausgedehnten Niederungen an der West., 
Süd= und Ostseite, die sich im Nordosten in die weite 
Busch- und Grassteppe des Bornu-Landes ausdehnen. 
Sie machen den größten Teil des Landes aus und 
enthalten, besonders an den unteren Läufen der beiden 
Flüsse, fruchtbare Landstrecken, welche mit der Erhebung 
und mit dem Ubergang ins Bornn-Land weniger lei- 
stungsfähig werden. Von diesen Niederungen aus steigt 
das Land nach dem zgentrum des Protektorats in den 
Zaria= und Bauchi-Provinzen allmählich bis zu einer 
Höhe von 2000 bis 2400 Fuß an, auf welcher im 
buchie Nsande ein Plateau von über 2400 Fuß auf- 
etzt ist. Der weitaus größte Teil dieses zentralen 
Hochlandes, welches sich im Norden mit breiter Front 
bis an die Grenze des französischen Sudan erstreckt. 
liegt aber nur auf einer Höhe von 1200 bis 2000 Fuß, 
während die Höhen von 2000 bis 2400 Fuß ungefähr 
nur ein Viertel der Baria- Proving und ebenso der 
Bauchi-Provinz einnehmen. Wie schon gesagt, gehen 
diese verschiedenen Höhenlagen größtenteils allmählich 
ineinander über. Die Bahn überwindet das 
plateau ohne große Schwierigkeiten, und abgesehen 
von einzelnen aus dem Gelände herausragenden Kuppen 
hat der Reisende den Anblick eines weiten ebenen 
Landes, das besonders bei der Annäherung auf Kano 
zu sich in unermeßliche Fernen zu verlieren scheint, 
dessen Weite nur unterbrochen wird von dem teilweise 
schwachen VBaumwuchs der in der Umgegend Kanos 
vollkommen aufhört. Die Bodenverhältnisse sind wech- 
selnd. Sonderlich schwere Böden kommen selten vor, 
abgesehen von den Überschwemmungsböden der Flüsse. 
Im allgemeinen ist ein leichterer sandiger Lehmboden 
  
vertreten, der besonders nach Kano zu vorherrscht 
und hier teilweise sogar sehr leicht wird. Wie mir 
mitgeteilt, ist die ganze Kano-Provinz und der 
größte Teil der Sokoto-Provinz von der hleichen Be- 
schaffenheit. Das Zaria-Platean weist einen roten 
Lehmboden auf, der besser zu sein scheint. Besonders 
ungünstige Bodenverhältnisse sind dann in der Um- 
gegend von Zungeru zu beobachten, wo in einem 
hügeligen Gebiete sich ein steiniges, wenig fruchtbares 
Land ausbreitet, dessen Bevölterung wohl aus diesem 
Grunde aßeerordemtlich dünn ist. 
völkerung Nordnigeriens besteht nach der 
Zählung von 1911 aus 9269 000 Seelen, von denen 
4 033743 männlichen und 5 235 257 weiblichen Ge- 
  
schlechts find. Das macht auf die englische Juadrat- 
meile 36,17. Das Land ist also für afrikanische Ver- 
hältnisse ziemlich dicht bevölkert. jedenfalls bedentend 
dichter als Kamernn. Die dichteste Bevölkerung be- 
findet sich in der Kano-Provinz mit 122,37, die 
geringste in Kontago ora mit 4,51 f die englische 
OQuadratmeile. In sehr weitem Kostand! folgen hinter 
Kano Zaria mit 40,82 und dann Sokoto mit 36.72. 
Das ist wohl darauf zurückzuführen, daß o seit 
Jahrhunderten das Zentrum des Sudanhandels ge- 
wesen ist. Mehr als andernorts findet man die Be- 
völkerung in großen Zentren vereinigt. Die Ortschaften 
Sokoto, Kano, Zaria, Lokoja stellen ganz ge- 
waltige Eingeborenenstädte dar 
Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist sehr 
mamnigfaltig. Unterscheiden wir zuerst Mohammedaner 
und Heiden, so sitzen die letzteren in erster Linie im 
unteren Gebiet des Niger und des Benue, besonders süd- 
lich des letzteren und in den unzugänglichen Hochläudern 
der Bauchi-Provinz, während jene in den übrigen 
Teilen des Landes vorherrschen, besonders rein natür- 
lich in den nördlichen Provinzen. Die Heiden gerfallen 
in so viele verschiedene Stämme, daß allein im Bauchi- 
Plateau eine große Anzahl verschiedener Sprachgebiete 
unterschieden werden muß. Auf sie hier einzugehen, 
entspricht nicht dem Zweck der Arbeit. Bei den Moham- 
medanern haben wir drei Klassen zu unterscheiden, die 
Fulbes, Haussahs und Nupes. Während die 
ersteren sich mehr in den nördlichen Gebieten konzen= 
trieren, sind die Haussahs infolge ihrer Handelstätig- 
keit über das ganze Gebiet verteilt, jedoch auch in 
überwiegendem Maße in den nördlichen Gebieten. Die 
Nupes sitzen auf beiden Seiten des Niger zwischen 
Jebba un aro. ie Haussahs machen einen sehr 
großen Progentsatz der Bevölkerung aus. Infolgedessen 
und besonders auch wegen ihrer Neigung für den 
Handel fallen sie dem Reisenden vor allen anderen 
auf. Als Kaufleute und Imdustrielle sieht man sie 
überall, auch in den südlicheren Gebieten, eine vor- 
herrschende Rolle spielen. Jedenfalls treten sie in 
Nigerien viel mehr in die Erscheinung als in Deutsch- 
(damana. 
Der Fullani ist auch hier in erster Linie Vieh-= 
hirt. Am meisten findet man ihn in dieser Eigenschaft 
in den nordöstlichen Niederungsgebieten. Hier haben 
wir auch wohl das Hauptgentrum der Viehzucht. ins- 
besondere der Rindviehzucht, zu suchen. Die Niede- 
rungen des oberen Benue, die in der Hauptregenzeir 
überschwemmt sind, bieten dem Fullah in der Trocken= 
zeit die Möglichkeit, seinen Herden das nötige Funer 
zu verschaffen. Bei der Talfahrt auf dem Benne siehr 
man in dieser zeit alle größeren Sandbänke des 
Flusses mit den provisorisch aus Gras gebanten Nieder- 
lassungen der viehbesiczenden Fullani besetzt, um welche 
ir des abends, von der Weide heimkehrend, die 
erden vereinigen. Es ist eins der schönsten land- 
wirtzegofiren Bilder, das Afrika zu bieten vermag, 
wenn die stolzgen langhörnigen Rinder in den nach 
Hunderten Whlenden Herden die sonst toren Sandbänle 
bevölkern. Aber es ist auch die beste Demonstration 
des in diesem Besitz steckenden Reichtums des Landes. 
Für die im englischen Bornu vorhandenen Viehherden 
bietet das Land in der Trockenzeit nicht genügend 
Weide, so daß ich auf meiner Reise in den deutschen 
Tsadsce- Ländern häufig Eingeborene aus diesem Ge- 
biete getroffen habe, welche gegen eine Viehabgabe 
  
  
ihre Herden dort durch die futterarme Zeit brachten- 
Einige Tage flußaufwärts von Ibi am Benne 
hört die Weidenutzung für die Viehherden auf, da von 
dort an fast überall die Tseise vorkommt. In den 
dichten Büschen, welche dort die Ufer und die kleinen
	        
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