Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Nebenflüsse umsäumen, finden statt dessen die zahl- 
reichen Büffel einen sicheren Unterschlupf und daneben 
üre Weide. In den Gebieten der Kano-Provinz, in 
enen die Trockenheit und der leichte Boden der Vieh- 
Mcht keine so günstigen Bedingungen bieten, ist der 
lickeroan“ außerordentlich intensiv. Besonders in der 
Iimgebung der großen Stadt sieht die Bodenkultur für 
afrikanische Verhältnisse auf höchster Stufe. Auf 
mehrere Stunden Eisenbahnfahrt vor dem Orte findet 
man längs der Bahn kaum ein Fleckchen unkultivierten 
dder nicht für Kulturzwecke in Besitz genommenen 
Landes. Saubere, künstlich gezogene Hecken grengen 
teilweise die Acker voneinander ab. Der leichte Boden 
wird durch Ausnutzung jedes überhaupt erreichbaren 
Düngers ertragfähig erhalten, so daß man in Kano 
auf den Straßen, im Gegensatz zu sonstigen Einge- 
orenen= und besonders Mohammedaner-Siedlungen, 
keine Abfälle irgendwelcher Art findet, da jeden Morgen 
eine gründliche Abfuhr durchgeführt wird. Das gleiche 
ist in Zaria der Fall. Und ich muß gestehen, daß ich 
noch nie vorher solche sanberen Ortschaften gesehen 
babe. Das Garua unseres Adamaua kann sich nicht 
damit vergleichen. 
Einen hochentwickelten Ackerbau findet man auch 
ei den Nupes und den Heidenstämmen, dagegen keine 
Großviehzucht. Hier ist besonders hervorzuheben die 
Kultur der edelsten Kola, welche dort nur in den 
Händen der Emire liegt. ie mir mitgeteilt, wurde 
früher der nicht berechtigte Anbauer dieser Sorte mit 
dem Tode bestraft. Leider habe ich die mir von einem 
Beamten versprochene Saat nicht erhalten. 
Es ist nun von besonderem Interesse, diese Ver- 
hältnisse mit denjenigen Adamauas zu vergleichen. 
Die Bodengestaltung in Adamana wird durch 
die Nähe des innerafrikanischen Randgebirges und seine 
Ausläufer dort nachteiliger beeinflußt. Wir finden 
daher in den fraglichen deutschen Gebieten nicht der- 
artige zusammenhängende Flächen, wie sie die durch 
die Kano-Bahn aufsgeschlossenen Steppen Nordnigeriens 
Farstellen. Wellig bis hügelig ist der allgemeine 
Lbaralter Mittel-Adamauas, in dem einzelne Kuppen 
And Gebirgsmassive aufgesetzt erscheinen und die weiten 
Niederungen der größeren Flüsse, des Benne, Rei, 
Mao-Kebi, Faro, mit tieferen Einschnitten das Bild 
hoch abwechslungsreicher gestalten. Das Hochplateau 
Cgaunderes ist demjenigen Zarias zu vergleichen, aber 
bei seiner größeren Ausdehnung und höheren Erhebung 
über dem Meere von ganz anderem Einfluß auf die 
Bewertung der Gesamtverhältnisse als jenes. 
Die Bodenverhältnisse Adamanas, sofern wir nur 
die kultivierbaren Flächen ins Ange fassen und in Nord- 
nigerien den Wirkungsbereich der Kano-Bahn in Ver- 
gleich dazu setzen, sind im allgemeinen als besser an- 
zusprechen, da mehr primäre Böden vorliegen. Aller- 
Augs bieten die orographischen Bodenverhältnisse der 
Bodenkultur mehr Schwierigkeiten. Doch sind sie von 
weniger großem Einfluß, sofern wir an die Kleinkultur 
her Eingeborenen denken, die ja vor der Kultur der 
hochsten Erhebungen nicht zurückschreckt. Viel günstiger 
##d aber die Verhältnisse des Ngaundere-Hochplateaus. 
Die dort vorherrschenden Basalt-Verwitterungsböden 
Und als bedeutend produktiver angusprechen und die 
er Viehzucht dort gebotenen Verhältnisse sind sicher 
voll günstigsten Innerafrikas zuzurechnen. Die Be- 
in. kerung ist. allerdings nicht so zahlreich. Sie weist 
zter herrschenden Klasse bedeutend mehr Fullani auf 
für. HOaussahs, was bei der Arbeitsscheuheit der ersteren 
lar die nächste Zukunft als ein gewisser Nachteil er- 
seinen kann. Die Heiden, welche zur Zeit als das 
* uktivste Element auf dem Gebiete des Ackerbaues 
Adamana begeichnet werden müssen, stehen denjenigen 
  
Nordnigeriens keineswegs nach. Unbotmäßigkeit und 
Schwierigkeiten bei einzelnen Stämmen findet man 
auch noch in Nigerien. 
Die in Nordnigerien kultivierten Produkte, welche 
jetzt den Markt dort beherrschen und die Rentabilität 
der Bahn garantieren, sind auch in Adamana heimisch. 
Baumwolle, Erdnüsse, Bohnen, Sesam sind neben der 
Hirse auch hier die Hauptkulturpflangen. Häute, Schi- 
nüsse, Gummiarabikum und sogenannte Guttapercha 
werden schon gehandelt, jedoch bei den niedrigen Preisen, 
welche die Niger-Compagnie dafür in Waren begahlt, 
natürlich in geringem Umfange. 
Wir sehen daher, daß in Adamaua jedenfalls 
nicht ungünstigere Verhältnisse vorliegen als 
in Nordnigerien. Erschwert wird der Aufschluß jener 
Gebiete allerdings durch das Hochplateau, welches 
Adamana von den Küstenländern abschließt. Ob aber 
die Schwierigkeiten für einen Bahnbau wirklich so groß 
sind, wie sie von Laien bisher immer hingestellt 
wurden, erscheint mir doch sehr fraglich. Der fach- 
männischen Untersuchung muß es vorbehalten bleiben, 
darüber das endgültige Urteil zu sprechen. 
ind wir zu diesem Schluß gekommen, so ist es 
nur ein Schritt weiter, uns die Frage vorzulegen: 
„Ist es auch für Adamana empfehlenswert, den Fuß- 
tapfen der Engländer zu folgen, um einen Erfolg zu 
erzielen, wie wir ihn in Nordnigerien kennen gelernt 
haben?“ Meines Erachtens kann darüber gar kein 
Zweifel sein. Der wirkliche Aufschluß dieser wertvollen 
Gebiete für die Zukunft ist nur durch die Bahn zu 
ergsielen. Der Engländer konnte sich in Nigerien immer 
noch behelfen mit der Ausnutzung des für Afrika sehr 
guten Netzes von Wasserstraßen. Die uns zur Ver- 
fügung stehenden Möglichkeiten in dieser Beziehung 
auf dem Benue sind aber so beschränkt, daß sie einer 
bedeutenden Ausdehnung nicht fähig sind und daher 
nur einen geringen Wert für die nachhaltige Erschließung 
besitzen. Trotzdem ging der Engländer an das Projekt 
heran und führte es durch, obwohl ihm nicht, wie uns 
jetzt, ein Lehrbeispiel geboten und es unmöglich war, 
den jepigen Erfolg vorausgusehen. Wir haben ferner 
gesehen, daß eine lange kulturelle Pionierarbeit eben- 
falls nicht vorgelegen hatte, um das Bahnprojekt för- 
dern zu helfen. Die jetzt allerdings der Sache dien- 
liche Entwicklung der Zinnminen im Bauchi-Hochland 
wurde seinerzeit noch nicht vorausgesehen. Sonst hätte 
man nicht den Fehler begangen und jeue durch eine 
Schmalspurbahn angeschlossen, die man jetzt schon durch 
eine 1 m-spurige zu ersetzen beginnt. Wie wir noch 
sehen werden, war selbst die Verwaltung des Landes 
nach unseren Anschauungen sehr wenig ausgebaut. In 
der Hauptsache war das Stenersystem in Angriff ge- 
nommen und von den europäischen Beamten durch- 
geführt, während sonsft die alte Eingeborenenverwaltung 
weiter bestand. Man konnte also in der Tat sagen. 
daß die dortige Entwicklung aus sich selbst heraus ent- 
standen ist, sobald die Bahn die Möglichkeit dagu er- 
öffnete. Wir dürfen daher behaupten, daß der jetzige 
Entwicklungsstand Adamanas zum mindesten 
ebenso reif für die energische Erschließung ist, 
als es seinerzeit Nordnigerien war, und es nur einen 
Zeitverlust bedeuten würde, wollte man diese Sachlage 
verkennen und mit dem Bahnbau warten, bis es zu 
spät ist, bis nämlich die Engländer das schon jetzt 
venlierte Bahnprojekrt von Calabar oder Forcadas 
über die neu entdeckten Kohlenminen am Niger, an 
unserer Westgrenze hinauf, nach Ibi und weiter durch- 
geführt haben und uns damit auch den Handel aus 
unserem westlichen Grenzgebiet herausguzgiehen be- 
ginnen. (Schluß folgt.) 
  
 
	        
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