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hier eine große Anzahl drei= bis vierjähriger
„Säuglinge“. Mehlbreie bekommen die Kinder
nur selten, dagegen reichlich Mehlsuppen, daneben
werden sie leider mit Hirsebier „genährt“, da
dieses in dieser Gegend allgemein als Nahrungs-
mittel angesehen wird.
Ssongea.
Aus Ssongea, dem Lande der Wangoni,
wird berichtet: Die Kinder bekommen in den ersten
Wochen, teilweise auch länger, reine Muttermilch.
Von der Mutterbrust werden sie nach drei bis
vier Jahren abgesetzt. Nach einigen Wochen wird
ihnen täglich ein Löffel Mehlbrei aus Hirse und
Reis sowie auch Mehlsuppe und oft Hirsebier
zugeführt, Portionen, die nach einigen Monaten
vermehrt werden. Die Kinder sind manchmal so
vollgefüttert, daß man sich nicht wundern darf,
wenn Verdauungsstörungen und andere Krank-
heiten hervortreten und daß man annehmen muß,
daß hierin wohl die Ursache der Kindersterblichkeit
in den ersten Monaten zu suchen ist. Nach ein
bis zwei Jahren bekommen die Kinder schwerere
Kost wie Bananen, Reisbrei usw. Hat der Vater
des Kindes Vieh, so bekommt das Kind neben
der Muttermilch noch Kuhmilch. Über Ammen-
wesen ist hier nichts bekannt. Ist die Mutter des
Kindes krank, so wird es unter Umständen von
der Großmutter gestillt; ist auch diese nicht dazu
fähig, so wird es mit Kuhmilch, Ziegenmilch
(soweit vorhanden), Mehlsuppen und Wasser
ernährt.
Neu-Langenburg.
Die Sanitätsdienststelle Massoko (Bezirk Neu-
Langenburg) berichtet: Die Säuglinge erhalten
vom ersten Tage ab Muttermilch und werden
ein bis zwei Monate ausschließlich von der Mutter
ernährt. In den Fällen, wo die Muttermilch
nicht reicht, erhalten die Säuglinge ungekochte
Kuhmilch. Das Alter, in dem die Säuglinge
von der Mutter abgesetzt werden, ist verschieden
und läßt sich nicht mit Gewißheit feststellen. Man
sieht noch Kinder im Alter von drei bis fünf
Jahren nach den Brüsten der Mutter langen und
den letzten Tropfen Milch auspressen. Neben der
Muttermilch erhalten die Säuglinge noch Bananen,
Reis-Maisbrei und saure Milch. Ziegenmilch wird
von den Eingeborenen hier zur Kinderernährung
nicht verwandt. In den Fällen, wo die Mutter
infolge der Geburt stirbt, erhält das Kind un-
gekochte Kuhmilch. Über Ammenwesen konnte
bei den hiesigen Eingeborenen nichts in Erfahrung
gebracht werden.
Stabsarzt Dr. Geisler berichtet aus Neu-
Langenburg: Der Säugling erhält — wohl
bei allen Volksstämmen des Bezirks in gleicher
Weise — von den ersten Lebenstagen an neben
der Muttermilch noch frische ungekochte und un-
verdünnte Kuhmilch, Mehlbreie oder reife rohe
oder gekochte Bananen. Saure Milch erhält das
Kind erst später, wohl im zweiten oder dritten
Lebensjahre. Die Verwertung von Ziegen-, Schaf-
und Eselmilch ist bei den Eingeborenen unbekannt.
Bis in das dritte, vierte, mitunter auch bis in das
fünfte, sechste Lebensjahr hinein erhalten die
Kinder, soweit sie nicht einem jüngeren Säugling
weichen müssen, die Mutterbrust. Ein peinlicher
Anblick, wenn so große Kinder alle Augenblick
zur Mutter kommen und durch Ziehen und Drücken
der lang ausgezogenen Brüste noch ein paar
Tropfen Milch erhalten wollen! Etwa vom
Ende des zweiten Jahres an erhalten die Kinder
dasselbe Essen wie die Erwachsenen. Zuweilen
habe ich jedoch auch gesehen, daß jüngere, etwa
halb= bis einjährige Kinder gekochte Fische oder
Mehlbrei, der bereits in alkoholische Gärung
übergegangen war, neben der Muttermilch er-
hielten. Von einer ausschließlich künstlichen Er-
nährung habe ich nichts in Erfahrung bringen
können, ebenso auch nichts über Ammenwesen.
Nur im Fall des Todes der Mutter soll vielfach
der Säugling von einer noch stillenden Frau der
Verwandtschaft oder Bekanntschaft angenommen
und mitgestillt werden. Doch sollen solche Kinder
häufig sterben. Die lange Dauer des Still-
geschäftes wird von den Frauen vielfach künstlich
aufrecht erhalten, da die Sitte, solange ein Kind
gestillt wird, kein weiteres zur Welt zu bringen,
ihnen ja viel Erleichterung gewährt. Jedoch wird
diese Sitte besonders von den Wasokiri (Konde-
land) nicht mehr streng durchgeführt.
Aruscha.
Aus Aruscha schreibt Dr. Greisert: Die
Ernährung des Säuglings bei den Waruscha und
Wamern geschieht mit Muttermilch, etwa ein Jahr
hindurch. Die Muttermilch wird aber nicht für
ausreichend für das Fortkommen des Säuglings
erachtet. Etwa vom dritten Monat ab wird neben
der Muttermilch eine Suppe gereicht. Diese wird
zubereitet durch Kochen von Bananenmehl in
saurer Milch. Ganz vereinzelt wird auch Mais=
mehl statt Bananen zu dieser Suppe verwandt,
ein Brauch, der sich ganz allmählich bei den
Waruscha einzubürgern scheint. Bisher wurde
Mais stets nur unzerkleinert gekocht und genossen.
Diese Nahrung ist die übliche vom zweiten Lebens-
jahre ab. Die Mutterbrust wird stets neben der
künstlichen Ernährung gegeben. Über Ammen-
wesen ist mir bekannt, daß, wenn die Mutter
aus irgendwelchen Gründen das Kind nicht weiter
nähren kann, die Großmutter, obwohl diese längere
Zeit nicht geboren hat, die Milchabsonderung
wieder hervorrufen und das Enkelkind nähren