393 2
sollte mir den Anschluß an die nördlich führende Route
geben, ich beabsichtigte dann über Marna wieder
östlich an den Logone in das Gebiet der Musgum-
Heiden zu marschieren. Da ich aber in Mora die
Nachricht vom Einsetzen der Regenzeit in Garua er-
hielt, reiste ich über Marna auf direktem Wege nach
itoa, da der dort inzwischen eingetroffene land-
wirtschaftliche Assistent mit den einschlägigen Verhält-
nissen unbekannt war und ich daher glaubte, ihm die
Bestellungsarbeiten auf Grund bloßer schriftlicher An-
weisung nicht überlassen zu dürfen.
Nach Beendigung dieser Arbeiten plante ich die
Fortsetzung der unterbrochenen Reise und habe daher
diesen Bericht hinansgeschoben, um ein abgeschlossenes
Bild geben zu können. Die Beratung des Oberleut-
nants Dühring hat mich aber von dieser Absicht
Abstand nehmen lassen mit Rücksicht auf die damals
einsetzenden schwierigen Marschverhältnisse in dem
wasserreichen Bongor-Gebiet, sowie wegen der durch
den hohen Graswuchs sehr erschwerten Beurteilung
der Vodenbeschaffenheit, welche bei der mir zur Ver-
sügung stehenden kurzen Zeit für die zu treffenden
Reisedispositionen besonders schwer ins Gewicht fallen
mußte.
Ich sehe im vorliegenden Berichte von der Schilde-
rung der innerhalb des Bezirkes der heesidemtr. Shüde
gewonnenen Eindrücke ab, da dieser Teil der Reise so
Krundsätlich verschiedene Verhältnisse zeigte, daß die
Schilderung besser gemeinsam mit derjenigen Mittel-
Adamanas geschieht, mit dem jene Gebiete geologisch
und wirtschaftlich zusammengehören.)
2. Bodenverhältnisse. Die Bodenverhältnisse
des von mir bereisten Teils der Tschadseeländer sind
dank ihrer gleichartigen Entstehung außerordentlich
einfach. Mit Bezug darauf kann man das Gesamt-
gebiet in drei Teile teilen. Und zwar erstens in das
Lentrum des Bezirkes, zweitens in das Uferland des
dogone bzw. Schari und drittens in das Uferland
des Fadseram.
Zult gehört ferner noch das Gebiet des Mandara-
von n - dazu. Das dem Mandara-Gebirge nördlich
dorgos#erte Land ist aber dem entsprechenden Teile
1en burna-Lamidat), also am Osthange der Gebirge,
66 *W yulich und muß zusammen mit diesem betrachtet
antden- Ind die weiteren, ebenen Flächen, welche
gemecseene# der Tschadseeländer grenzen, können
#ome vam mit den Niederungen bei Issga und Dure,
em Uferland des Jadseram behandelt werden.
D
in seinn Zentrum der Tschadseeländer nimmt
in Ausdehnung bei weitem die größte Fläche
und ti ". wird charakterisiert. durch einen sehr humosen
Fertichgründigen, fruchtbaren Boden, den sogenannten
eine enen. ) Orographisch stellt es sich dar als
wo der e Ebene, welche in der Zeit, als ich sie sah,
war, m lick durch nichts an der Fernsicht gehemmt
Regeliuchucherorts den Vergleich mit der Weite und
flache ireit des Meeres nahelegt. Nur kleine, sehr
5m bellundige Hügel, von meistens nicht viel über
eintöni attver Höhe, unterbrechen hier und da das
dem ale Vib. In dem östlichen Teile, meistens auf
Ulbergangsboden von den Hügeln in den eigent-
*
#bandner betreffende Vericht br. Wolffs über
gen des Mt inzwischen in Nr. 6 der „Veröffentlichun-
Schutzgebi * (Der Baumwollbau in den Deutschen
Jena. G cten, seine Entwicklung seit dem Jahre 1910“,
*4) Nähischer, 1914) veröffentlicht worden.
Böden d#eres über die „Ferki“= (oder „Firli“)
D. Schutzge bei Marquardsen in „Mitt. g. d.
„D. Kol Ve- XVIII 5) S. 341 f.; ferner
Kol. Bl.“ 1914, Nr. 5, S. 132 f
lichen Ferkiboden, aber auch in großem Umfange auf
reinem Ferkiboden, beweisen ausgedehnte Bestände
von Gummi-Akazien, daß diese schwarzen öden
Flächen auch Leben zu geben vermögen. Der Ferki-
boden ist in der Trockenzeit bis auf große Tiefe aus-
gedörrt. Bis 10 cm und mehr breite Risse durchziehen
ihn nach allen Seiten, die Oberfläche in steinharte
Quadern spaltend, welche für Reittiere nur auf Fuß=
pfaden einigermaßen passierbar sind, wo der Tritt des
Verkehrs diese Quader in walluußgroße Stücke zer-
malmt und mit diesen die größten Spalten ausgefüllt
hat. Diese steinharten Reste der Bodenkruste bilden
aber ihrerseits unter den Strahlen der sengenden
Sonne eine Qual für Mensch und Tier und machen
den obigen Nutzen teilweise wieder zuschanden. Das
Grundwasser ist dank der sich tief hinabziehenden
Bodenrisse bis auf große Tiefe gesunken. Und der
Eingeborene ist gezwungen, seinen Wasserbedarf aus
bis 10 m und mehr tiefen Brunnen zu decken, aus
denen er es mit an Stricken befestigten und in einen
Stockring gespannten kleinen Eimern aus Rinderhaut
mühsam heraufholt. Es gibt Strecken, wo es in der
Trockenzeit dreitägigen Wanderns bedarf, um wieder
an eine Siedlung oder Wasserstelle zu gelangen, wie
3. B. von Kutelaha nach Bama.
Innerhalb dieses entmutigenden Bildes in der
Trockengeit gibt es nun einzelne Lichtpunkte. Das
sind die Flächen, welche in der Nähe der in dieser
Zeit nur als flache Mulden kenntlichen, auf den Karten
als Flüsse eingetragenen Arme auch zur Trockenzeit
Pflanzenwuchs erzeugen. Man findet dann in der
Richtung dieser Wasserläufe einzelne Wasserstellen,
welche am Ende der Trockenzeit zwar zu schmutzigen
Tümpeln werden, in deren Verlauf aber der Grund-
wasserstand so hoch bleibt, daß sich trotz einer Tempe-
ratur von 40 und mehr Grad und trotz sehr großer
Lufttrockenheit eine Grasvegetation zu entwickeln
vermag, die den großen Rinderherden der Schuas und
den nach Hunderten zählenden Wildrudeln die Grund-
lage der Existenz bietet. Diese ganz und gar nicht in
das allgemeine Bild hineinpassenden Oasen setzen den
Reisenden zuerst sehr in Erstaunen, da die an diesen
Stellen zu beobachtenden Höhenunterschiede gegen die
bereits geschilderten vegetationslosen Flächen außer-
ordentlich gering sind. Wohl sind es flache Mulden,
aber — wie schon oben dargelegt — ist der Grund-
wasserstand andernorts so tief, daß man kanm auf die
Annahme verfallen kann, das hier vorhandene Wasser
als zutage tretendes Grundwasser anzusprechen. Diese
Mulden stehen wohl in Verbindung mit den ständigen
Wasserläufen, welche ihnen in der Trockenzeit unter-
irdisch den Ersatz des verdunstenden Wassers liefern
und so den Fortbestand der Tümpel garantieren. Die
in den Karten eingezeichneten Wasserläufe kennzeichnen
ungefähr die Lage dieser Teiche zueinander, die in der
alles gleich machenden Regenzeit verschwinden und
bei Ausgang dieser Periode vielleicht für kurze Dauer
als Flußläufe anzusprechen sind. Sie können aber
keine starke Geschwindigkeit besitzen, da ich an den
oberen Läufen keine Erosion feststellen konnte, was
bei diesen leicht abschlämmbaren Böden auffallen muß.
Das ist das Bild der Trockenzeit. Die Regenzeit
bietet an Uberfluß, was jene zu wenig hat. Sind
durch die ersten Regenfälle die Bodenrisse zugeschlämmt
sowie die Oberschichten von Wasser gesättigt, dann ist
der Boden für weitere Niederschläge schwer durch-
lässig; diese vermehren daher nur den unpassierbaren
Schlamm, bis beim Einsetzen der stärkeren Nieder-
schläge eine weite Wasserfläche alles bedeckt. Aus ihr
ragen die kleinen Hügel mit ihren Siedlungen wie
Inseln heraus, so daß der Verkehr nur mit Hilfe von