Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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sollte mir den Anschluß an die nördlich führende Route 
geben, ich beabsichtigte dann über Marna wieder 
östlich an den Logone in das Gebiet der Musgum- 
Heiden zu marschieren. Da ich aber in Mora die 
Nachricht vom Einsetzen der Regenzeit in Garua er- 
hielt, reiste ich über Marna auf direktem Wege nach 
itoa, da der dort inzwischen eingetroffene land- 
wirtschaftliche Assistent mit den einschlägigen Verhält- 
nissen unbekannt war und ich daher glaubte, ihm die 
Bestellungsarbeiten auf Grund bloßer schriftlicher An- 
weisung nicht überlassen zu dürfen. 
Nach Beendigung dieser Arbeiten plante ich die 
Fortsetzung der unterbrochenen Reise und habe daher 
diesen Bericht hinansgeschoben, um ein abgeschlossenes 
Bild geben zu können. Die Beratung des Oberleut- 
nants Dühring hat mich aber von dieser Absicht 
Abstand nehmen lassen mit Rücksicht auf die damals 
einsetzenden schwierigen Marschverhältnisse in dem 
wasserreichen Bongor-Gebiet, sowie wegen der durch 
den hohen Graswuchs sehr erschwerten Beurteilung 
der Vodenbeschaffenheit, welche bei der mir zur Ver- 
sügung stehenden kurzen Zeit für die zu treffenden 
Reisedispositionen besonders schwer ins Gewicht fallen 
mußte. 
Ich sehe im vorliegenden Berichte von der Schilde- 
rung der innerhalb des Bezirkes der heesidemtr. Shüde 
gewonnenen Eindrücke ab, da dieser Teil der Reise so 
Krundsätlich verschiedene Verhältnisse zeigte, daß die 
Schilderung besser gemeinsam mit derjenigen Mittel- 
Adamanas geschieht, mit dem jene Gebiete geologisch 
und wirtschaftlich zusammengehören.) 
2. Bodenverhältnisse. Die Bodenverhältnisse 
des von mir bereisten Teils der Tschadseeländer sind 
dank ihrer gleichartigen Entstehung außerordentlich 
einfach. Mit Bezug darauf kann man das Gesamt- 
gebiet in drei Teile teilen. Und zwar erstens in das 
Lentrum des Bezirkes, zweitens in das Uferland des 
dogone bzw. Schari und drittens in das Uferland 
des Fadseram. 
Zult gehört ferner noch das Gebiet des Mandara- 
von n - dazu. Das dem Mandara-Gebirge nördlich 
dorgos#erte Land ist aber dem entsprechenden Teile 
1en burna-Lamidat), also am Osthange der Gebirge, 
66 *W yulich und muß zusammen mit diesem betrachtet 
antden- Ind die weiteren, ebenen Flächen, welche 
gemecseene# der Tschadseeländer grenzen, können 
#ome vam mit den Niederungen bei Issga und Dure, 
em Uferland des Jadseram behandelt werden. 
  
D 
in seinn Zentrum der Tschadseeländer nimmt 
in Ausdehnung bei weitem die größte Fläche 
und ti ". wird charakterisiert. durch einen sehr humosen 
Fertichgründigen, fruchtbaren Boden, den sogenannten 
eine enen. ) Orographisch stellt es sich dar als 
wo der e Ebene, welche in der Zeit, als ich sie sah, 
war, m lick durch nichts an der Fernsicht gehemmt 
Regeliuchucherorts den Vergleich mit der Weite und 
flache ireit des Meeres nahelegt. Nur kleine, sehr 
5m bellundige Hügel, von meistens nicht viel über 
eintöni attver Höhe, unterbrechen hier und da das 
dem ale Vib. In dem östlichen Teile, meistens auf 
Ulbergangsboden von den Hügeln in den eigent- 
* 
#bandner betreffende Vericht br. Wolffs über 
gen des Mt inzwischen in Nr. 6 der „Veröffentlichun- 
Schutzgebi * (Der Baumwollbau in den Deutschen 
Jena. G cten, seine Entwicklung seit dem Jahre 1910“, 
*4) Nähischer, 1914) veröffentlicht worden. 
Böden d#eres über die „Ferki“= (oder „Firli“) 
D. Schutzge bei Marquardsen in „Mitt. g. d. 
„D. Kol Ve- XVIII 5) S. 341 f.; ferner 
Kol. Bl.“ 1914, Nr. 5, S. 132 f 
  
lichen Ferkiboden, aber auch in großem Umfange auf 
reinem Ferkiboden, beweisen ausgedehnte Bestände 
von Gummi-Akazien, daß diese schwarzen öden 
Flächen auch Leben zu geben vermögen. Der Ferki- 
boden ist in der Trockenzeit bis auf große Tiefe aus- 
gedörrt. Bis 10 cm und mehr breite Risse durchziehen 
ihn nach allen Seiten, die Oberfläche in steinharte 
Quadern spaltend, welche für Reittiere nur auf Fuß= 
pfaden einigermaßen passierbar sind, wo der Tritt des 
Verkehrs diese Quader in walluußgroße Stücke zer- 
malmt und mit diesen die größten Spalten ausgefüllt 
hat. Diese steinharten Reste der Bodenkruste bilden 
aber ihrerseits unter den Strahlen der sengenden 
Sonne eine Qual für Mensch und Tier und machen 
den obigen Nutzen teilweise wieder zuschanden. Das 
Grundwasser ist dank der sich tief hinabziehenden 
Bodenrisse bis auf große Tiefe gesunken. Und der 
Eingeborene ist gezwungen, seinen Wasserbedarf aus 
bis 10 m und mehr tiefen Brunnen zu decken, aus 
denen er es mit an Stricken befestigten und in einen 
Stockring gespannten kleinen Eimern aus Rinderhaut 
mühsam heraufholt. Es gibt Strecken, wo es in der 
Trockenzeit dreitägigen Wanderns bedarf, um wieder 
an eine Siedlung oder Wasserstelle zu gelangen, wie 
3. B. von Kutelaha nach Bama. 
Innerhalb dieses entmutigenden Bildes in der 
Trockengeit gibt es nun einzelne Lichtpunkte. Das 
sind die Flächen, welche in der Nähe der in dieser 
Zeit nur als flache Mulden kenntlichen, auf den Karten 
als Flüsse eingetragenen Arme auch zur Trockenzeit 
Pflanzenwuchs erzeugen. Man findet dann in der 
Richtung dieser Wasserläufe einzelne Wasserstellen, 
welche am Ende der Trockenzeit zwar zu schmutzigen 
Tümpeln werden, in deren Verlauf aber der Grund- 
wasserstand so hoch bleibt, daß sich trotz einer Tempe- 
ratur von 40 und mehr Grad und trotz sehr großer 
Lufttrockenheit eine Grasvegetation zu entwickeln 
vermag, die den großen Rinderherden der Schuas und 
den nach Hunderten zählenden Wildrudeln die Grund- 
lage der Existenz bietet. Diese ganz und gar nicht in 
das allgemeine Bild hineinpassenden Oasen setzen den 
Reisenden zuerst sehr in Erstaunen, da die an diesen 
Stellen zu beobachtenden Höhenunterschiede gegen die 
bereits geschilderten vegetationslosen Flächen außer- 
ordentlich gering sind. Wohl sind es flache Mulden, 
aber — wie schon oben dargelegt — ist der Grund- 
wasserstand andernorts so tief, daß man kanm auf die 
Annahme verfallen kann, das hier vorhandene Wasser 
als zutage tretendes Grundwasser anzusprechen. Diese 
Mulden stehen wohl in Verbindung mit den ständigen 
Wasserläufen, welche ihnen in der Trockenzeit unter- 
irdisch den Ersatz des verdunstenden Wassers liefern 
und so den Fortbestand der Tümpel garantieren. Die 
in den Karten eingezeichneten Wasserläufe kennzeichnen 
ungefähr die Lage dieser Teiche zueinander, die in der 
alles gleich machenden Regenzeit verschwinden und 
bei Ausgang dieser Periode vielleicht für kurze Dauer 
als Flußläufe anzusprechen sind. Sie können aber 
keine starke Geschwindigkeit besitzen, da ich an den 
oberen Läufen keine Erosion feststellen konnte, was 
bei diesen leicht abschlämmbaren Böden auffallen muß. 
Das ist das Bild der Trockenzeit. Die Regenzeit 
bietet an Uberfluß, was jene zu wenig hat. Sind 
durch die ersten Regenfälle die Bodenrisse zugeschlämmt 
sowie die Oberschichten von Wasser gesättigt, dann ist 
der Boden für weitere Niederschläge schwer durch- 
lässig; diese vermehren daher nur den unpassierbaren 
Schlamm, bis beim Einsetzen der stärkeren Nieder- 
schläge eine weite Wasserfläche alles bedeckt. Aus ihr 
ragen die kleinen Hügel mit ihren Siedlungen wie 
Inseln heraus, so daß der Verkehr nur mit Hilfe von
	        
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