Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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die Patrouille überraschend aus dem hohen Korn 
von den Männern dieser aufgegriffenen Weiber 
angefgllen; sie wehrte jedoch den Angriff ab. 
Dabei wurde ein Soldat an der Hand erheblich, 
einer am Kopfe leicht verwundet. 
Noch am 20. gegen Abend stellte sich ein Mann 
und gab an, der Häuptling bitte um Frieden; er 
wolle sich am nächsten Tage stellen. Am folgenden 
Tage erschienen drei Unterhäuptlinge von Nan- 
gire-Eige und teilten im Auftrage des Häupt- 
lings mit, er käme morgen, er wolle erst all seine 
Leute versammeln. 
Am 22. August morgens erschien mit fünf 
Leuten der Bruder des Häuptlings und gab vor, 
sein Bruder, der Häuptling, selbst könne nicht 
erscheinen, er sei krank. Erst auf energisches Auf- 
treten und auf die Drohung hin, daß dann eben 
die Feindseligkeiten wieder ausgenommen würden, 
bequemte sich der Häuptling, ohne sichtbares 
Zeichen einer Krankheit, zu erscheinen. 
Als ihm die einzelnen Verbrechen vorgehalten 
wurden, gab er an, er sei an dem Tag gar nicht 
in seiner Landschaft gewesen. Erst bei seinem 
Zurückkommen habe er gehört, daß ein Soldat 
erschlagen worden sei. Er habe die Tat nicht an- 
gestiftet. Die Soldaten hätten wohl die Leute 
gereizt. Darauf hingewiesen, daß ja der erste 
UÜberfall fast eine ganze Stunde vor seinem Dorf 
stattgefunden habe, erklärte er, er wisse weiter von 
nichts, er sei nicht anwesend gewesen. 
Die Landschaft wurde mit der Gestellung von 
15 Pferden bestraft. 
Daß der Häuptling an den Überfällen und 
Raubzügen gegen die Orte Tjebilä, Ngigena, 
Ndaluna ufw. beteiligt und sogar teilweise 
Anstifter war, gab er, von zahlreichen Zeugen 
überführt, zu. 
Wegen der ihm zur Last gelegten Verbrechen 
wurde Häuptling Nangire-Eige in Unter- 
suchungshaft genommen und das Verfahren gegen 
ihn eröffnet. Die anwesenden Unterhäuptlinge 
und Leute entließ der Expeditionsführer nach 
ernsten Verwarnungen für die Zukunft mit der 
Anweisung, ihre Weiber und Kinder aus dem 
Busch zurückzuholen. 
* 
Oberarzt Dr. Bergeat fand bei seiner An- 
kunft in Schoa am 23. August das Dorf eben 
wieder verlassen. Belästigungen hatten unterwegs 
durch die Eingeborenen nicht stattgefunden; feind- 
liche Reiter als Beobachter begleiteten zu beiden 
Seiten auf größere Entfernungen die Kolonne. 
Oberleutnant Wanka marschierte über Dalibiän, 
Nangire-Gibson östlich liegend lassend, gegen 
den Logone, um die dortige Gegend zu erkunden, 
etwaige Zufluchtstätten der Nangire-Schoa-Leute 
  
aufzuspüren und diese Flüchtlinge nach dem Land- 
innern zurückzudrängen. Gleichzeitig wollte er 
eine Klage des Häuptlings Nangire-Gibson gegen 
ein in dortiger Gegend liegendes Dorf unter- 
suchen. Näher wie 2—3 km an den Logone 
heranzukommen, war im Überschwemmungsgebiet 
infolge der hohen Regenzeit nicht möglich. Auch 
versicherten die Wegeführer, daß dort kein Dorf 
sei; ferner schien es ausgeschlossen, daß sich in 
diesem Sumpfgebiet Leute auch nur kürzere Zeit 
aufhalten könnten. Nach dreistündigem Marsche, 
wobei teilweise bis fast an den Unterleib durchs 
Wasser gewatet werden mußte, wurde das von 
Schoa-Leuten zerstörte Dorf Gombul erreicht, 
dessen Bewohner zur Hälfte nach Nangire-Gibson 
geflohen, zur anderen Hälfte auf französisches 
Gebiet übergetreten waren. Nach weiterem fast 
einstündigem Marsche gelangte die Truppe in das 
zu Kulong gehörende Dorf Gogoro, wo die 
Leute ernstlich verwarnt wurden, für die Zukunft 
ihre räuberischen Streifzüge zu unterlassen. Nach 
dreistündigem Marsche, teilweise durch tiefen 
Sumpf und Morast und von Moskiten sehr 
belästigt, erreichte die Abteilung Schoa. 
Bald nach der Ankunft trafen die Häuptlinge 
von Kulong und Mere ein. Ersterer gab an, 
es sei ihm nicht gelungen, mit dem Häuptling 
von Schoa in Verbindung zu treten; er hätte nur 
gehört, daß Häuptling Schon in Mberim oder 
Dale sei. Häuptling Mere sagte aus, daß zu 
ihm Leute aus Schoa gekommen seien und ge- 
fragt hätten, was der Europäer wolle; er habe 
die Leute aufgeklärt, sie sollten sich doch stellen. 
Die Schoa-Leute hätten gesagt, sie würden gerne 
um Frieden bitten, aber ihr Häuptling mit An- 
hang käme nicht; allein hätten sie nicht den Mut, 
zum Europäer zu gehen und fürchteten zudem, 
für ihr selbständiges Handeln später vom Häupt- 
ling gezüchtigt zu werden. 
Der Häuptling Mere erhielt den Auftrag, 
den Schoa-Leuten gütlich zuzureden, sich zu stellen. 
In der Frühe des 24. August kamen drei 
Schoa-Leute und gaben an, daß sie um Frieden 
bitten wollten. Auf die Frage, ob der Häuptling 
auch gewillt sei, sich zu stellen, sagten die Leute, 
Nsondo selbst werde wohl im Laufe des Tages 
kommen. Gegen Mittag erschien Häuptling Kulong 
mit einem Großen des Häuptlings Schoa, der nach 
Angabe des Kulong gebeten hatte, zum Europäer 
geführt zu werden. Er sagte aus, sowohl er 
wie alle Leute aus Schoa hätten Nsondo ge- 
beten, sich zu stellen; dieser jedoch ließe sich nicht 
zum Frieden bewegen. Nsondo sei in Dale, 
einem ungefähr fünf Stunden entfernten Dorfe 
seines Machtbereiches. Oberleutnant Wanka- 
schickte diesen Großen nochmals zu Nsondo, ließ 
ihn darauf aufmerksam machen, daß sein Wider-
	        
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