Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Gonvernement verfolgt werden. Das Bestreben des 
Gonvernements geht in erster Linie dahin, Kamerun 
zunächst in der ganzen Länge von Süden nach Norden 
aufzuschließen, und an diese Bahn als dem Rückgrat für 
ein künftiges Eisenbahnnetz verschiedene Stichbahnen 
anguschließen. 
Was die Hauptlinie anbelangt, so hatte man 
ursprünglich gedacht, von der Mittellandbahn abzwei- 
gend, Jaunde zu berühren und dann über Garna 
nach Dikoa und Kusseri zu gehen. Es wird indessen 
laum möglich sein, die Linie direkt über Jaunde und 
arna zu führen, sondern man wird diese Punkte 
voraussichtlich durch kleinere Stichbahnen anschließen 
müssen. Die Verhältnisse in Kamerun liegen nun 
einmal so, daß man dort nicht nach Belieben die Bahn- 
linien führen kann, sondern sich nach dem Terrain 
richten muß. 
Es ist wohl unzweifelhaft, daß eine derartige 
Linie, welche die Kolonie vom Hafen Duala bis nach 
dem Tschadsee hinauf erschließt, vor allem zur Aus- 
führung kommen muß. Um eine möglichst beschleunigte 
Ausführung herbeizuführen, ist vom Gonvernement 
cabsichtigt, wenn die jetzige Mittellandbahn ihren 
Endpunkt am Njong erreicht hat, den Njong zur 
Beförderung des Eisenbahnmaterials zu benutzen, um 
den Bahnbau zugleich auch von einem weiter im 
Innern gelegenen Punkte beginnen zu können. Denn 
wenn wir den Bahnbau, wie es bis jetzt geschehen 
mußte, nur vom Kopf aus durchführen, so ist selbst- 
verständlich, daß bei den großen Terrainschwierigkeiten 
eine ziemlich lange Frist für die Ausführung einer 
solch großen Bahn von etwa 1000 bis 1100 km not- 
wendig ist. Der Gouverneur hat infolgedessen den 
Vorschlag gemacht, vom Endpunkte des schiffbaren 
Njong eine Feldbahn bis ungefähr zu dem Punkte 
Bertua zu legen; man würde, wenn man auf diese 
Weise den Materialtrausport bewirken kann, die Mög- 
lihteit haben, von Bertug auch nach vorwärts zu 
bauen. Diesen Plan halte ich für durchaus ausführbar 
und praktisch, um so mehr, als man damit gleichzeitig 
das Ziel verbinden kann, sich den Dume als Zu- 
bringerstraße soweit wie möglich nutzbar zu machen. 
aß das Gonvernement ernstlich mit dem Planc um- 
92 E. den Bahnbau in dieser Weise zu beschlennigen, 
geht daraus hervor, daß Herr Michell zur Zeit 
damit beschäftigt ist, den Njong für eine Schiffahrt 
vorzubereiten, so daß, wenn die Mittellandbahn den 
Njong erreicht, zu dieser Zeit auch die Schiffahrt auf 
dem Njong ausgenommen werden kann. Dieser Plan 
bietet die einzige Möglichkeit, einen zweiten Angriffs- 
punkt zu bekommen, während ich den anderen Plan, 
der früher einmal auftauchte, nämlich von Garna 
aus unter Benutzung der Benue-Schiffahrt nach 
Süden zu bauen, für ausgeschlossen erachte. 
Es muß also erstrebt werden, diese Hauptlinie 
in Kamerun so schnell wie möglich zur Durchführung 
zu bringen. Da die Mittellandbahn ungefähr Mitte 
1916 fertig sein wird, so könnte mit dem Bau der 
Bahn innerhalb zweier Jahre begonnen werden. Wenn 
dem Reichstag so frühzeitig die entsprechende Vorlage 
gemacht und die Bewilligung der Geldmittel ausge- 
sprochen wird, können die Vorarbeiten, d. h. die Projekt- 
aufstellung, schon so weit gediehen sein, daß man nach 
Fertigi tellung der Mittellandbahn bis zum Njong von 
zwei Stellen zugleich den Bau dieser Hauptstrecke in 
Angriff nehmen kann. 
Neben dieser Hauptlinie erachte ich die - 
der Kamernn-Nordba hn, wenigstens bis in das 
Bamumgebiet, für unerläßlich und bin der Ansicht, 
#er man auch damit so bald wie möglich vorgehen 
  
  
Bis jetzt ist Kamerun betreffs der Eisenbahnen 
stiefmütterlich behandelt worden. Man hat, allerdings 
notgedrungen durch den Aufstand, Südwestafrika stark 
vorgezogen und neuerbings Ostafrika den Vorrang ge- 
lassen. Ob die anderen Kolonien in wirtschaftlicher 
Begiehung mit Kamernn konkurrieren können, ist eine 
strittige Frage. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß 
Kamerun bicsenige Kolonie ist, die am allerersten eine 
Rente abwerfen und uns auch am meisten Produkte 
für das Mutterland liefern wird Mit den vorliegen- 
den Resultaten kann man dem Reichstag heute ohne 
weiteres den Beweis erbringen, daß, wenn man für 
die Kolonien überhaupt Bahnbauten bewilligen will, 
es am allerersten für Kamerun geschehen solle, denn 
keine Kolonie wird so schnell die investierten Kapitalien 
verzinsen wie Henern Das folgende Beispiel der 
Kamerun-Nordbahn beweist diese Meinung. 
Die Nordbahn ist zur Seit nur ein Torso, 160 km 
lang, und wurde am 1. April 1911 eröffnet. Sie hat ein 
Kapital von 16 610 000 ¼, 1 11 Millionen Mark 
als Stammaktien vom Reiche mit 3 v. H. garantiert 
sind und 5 610 000 ¼ als Vorzugsaktien vorweg mit 
3prozentiger Verzinsung ausgestattet sind. Die Bahn 
hat in den neun Monaten des ersten Vetriebsjahres 
einen Uberschuß gebracht. adie Deckung der Be- 
triebskosten und der sämtlichen Rücklagen, und die Ver- 
teilung einer Dividende von ½ v. H. auf die Vorzugs= 
aktien zuließ es war ein Überschuß von 69 000 % 
vorhanden. Im nächsten Jahre 1912 war dieser Über- 
schuß auf 1720 gestiegen, und gestattete die 
3 prozentige Verzinsung der Vorzugsaktien und die 
Ablieferung von 2850 ' für die Reichsgarantie. Das 
jetzt abgeschlossene Jahr 1913 schließt mit einem Über- 
schuß von 316 000 / ab. 
Bekanntlich gehört zu der Bahn eine Landesson- 
zession; die Kan hat diese 
zur wirtschaftlichen Entwicklung des Gchalt 9enu. in 
glücklicher Weise benutzen können. Für den Tabakbau 
sind Flächen in ungefährer Größe von 18 000 ha in 
Benutzung gegeben worden. Weil ferner die Olpalme 
ausgezeichnet gedeiht, ist ein großer Teil der Land- 
flächen in Olpalmenkultur genommen worden. Die 
Eisenbahngesellschaft hat drei Pflanzungen angelegt, 
die heute ein Gebiet von 1100 ha umfassen, teilweise 
Neupflanzungen, teilweise ältere Bestände. Das Syn- 
dikat für Olpalmenkultur hat an der Bahn eine Fabrik 
zur Verarbeitung der Früchte der Olpalme errichtet 
und eine erfreuliche Tätigkeit entwickeln können. Mit 
diesen Pflanzungsanlagen Hand in Hand haben wir 
auch mit Erfolg versucht, den Waldbestand zur Holz- 
gewimmun nutzbar zu machen. Aus diesen Betrieben 
at die Eisenbahn ein recht erfreuliches Resultat erzielt; 
nach Berzinsung des investierten Kapitals und nach 
reichlich bemessenen Abschreibungen ist noch ein Über- 
schuß von 90 000 .// zu verzeichnen, der dem Eisen- 
bahnüberschuß zuzuzählen ist. 
In dem verflossenen Geschäftsjahr konnte daher, 
neben den Rücklagen für den Erneuerungs= und Reserbe- 
fonds und neben der Entschädigung für die Betriebs- 
führung, die 3 prozentige Dividende für die Vorzugs- 
aktien vorlge wlt und für die Reichsgarantie ein Betrag 
von 244.000., Gabgefüch 1 werden. Für letzteren Zweck 
sind notwchich 374000 x. Wenn wir nach dem 
zweiten vollen dt- schon 244 000 Ac à Konto 
dieser Summe abgeliefert haben, so fehlen nur noch 
130 000 /#. Daß diese bald erreicht werden, geht dar- 
aus hervor, daß die ersten drei Monate des Jahres 
1914 im Vergleich zum Vorjahre einen Mehrüberschuß 
von 22 500 gebracht haben. 
resümiere also: 
läd erster Linie Durch- 
führung einer Aufschlußlinie ' 
anschließend an die
	        
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