Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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für die Bahn vom Victoriasee nach dem Kageraknie 
hinzukommen würden. Das Ergebnis der Aufwendung 
ieser 101,.2 Millionen Mark würde für Ruanda und 
Urundi eine sehr mangelhafte Verkehrsgelegenheit sein, 
mit ihrem zweimaligen Umladen ungleich ungünstiger 
als die im Etat vorgeschlagene für die Hälfte des 
Geldes. herzustellende Eisenbahn. Ob es ohne die die 
Bahneinnahmen schwer beeinträchtigende Tarifmaß- 
nahmen überhaupt gelingen würdc, den Warenverkehr 
von und nach Ruanda und Urundi bei der Konkurrenz 
er Ugandabahn auf die deutsche Gietoriaserbahn zu 
ziehen, erscheint außerdem noch zweifelhaft. Eine 
Bahnlinie von Muansa aus südlich um den Muansa- 
golf herum würde noch erheblich teurer werden. Dem 
chutzgebiete würde eine Zinsenlast aufgebürdet, an 
deren Deckung vorläufig noch nicht zu denken wäre. 
Zum Schluß möchte ich noch auf einen Punkt ein- 
geben, der in früheren Erörterungen der Bahnfragen 
eine gewisse Rolle gespielt hat. Von seiten der 
Plantagenbesitzer in den Nordbegirken wird die Ver- 
längerung der Usambarabahn angeblich vor allem aus 
dem Grunde verlangt, weil damit der Zuzug der Ar- 
beiter erleichtert und verkürgt werde; sie erwarten 
einen besseren, schnelleren und wohljeileren Zuzug von 
Menschenmaterial. Diese Erwartung vermag ich nicht 
zu teilen. Durch den Bahnbau werden die Löhne 
zweisellos nicht niedriger werden, wie dies das Bei- 
spiel der Tanganjikabahn gezeigt hat. Aber auch der 
Zuzug dürfte kaum steigen. Die Wasukuma, die haupt- 
sächlich als Arbeiter in Betracht kommen würden, haben 
jetzt schon durch ihre ausgedehnte Viehwirtschaft und 
durch Anbau von Baumwolle, Reis, Mais und Erd- 
nüssen derartig günstige Existenzbedingungen, daß sie 
als freie Bauern ein weit besseres Einkommen wie 
als Plantagenarbeiter haben. Sie gehen daher jetzt 
schon nur in Heringer Anzahl auf die Plantagen. Die 
Bahn wird in dieser Hinsicht für die Pflanzungen 
voraussichtlich beine Verdesserung. sondern eher eine 
Verschlechterung bringen, da sie die Absatzmöglichkeit 
der Produkte der Eingeborenen noch günstiger gestaltet. 
An eine Heranholung der Wahntu aus Ruandaf und 
Urundi als Arbeitskräfte für die tiefgelegenen Küsten- 
gegenden ist überhaupt nicht zu denken. Höchstens 
würde bei entsprechender Verkehrsmöglichkeit, die aber 
auch die vorgeschlagene Ruandabahn bieten würde, 
und ausreichender Fürsorge für Gesundheit und Ver- 
pflegung in späterer Zeit eine Verwendung solcher 
Eingeborenen auf Pflanzungen in hochgelegenen 
Gegenden in Frage kommen, deren klimatische Ver- 
hälinisee nicht zu weit von denen Ruandas und Urundis 
abwei 
Schnec. 
An 
den Herrn Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts, 
Anlage 1a. 
Bericht 
über die eisenbahntechnische Erkundung Aruscha— 
Victoriasce. 
Teil A. Südliche Linienführungen. 
J. der Linie Aruscha — Manjarasee — 
  
  
II. Wahllinie Aruscha—Manjarasee —Spekegols. 
Omienbeschreibung 
Stationen und Wneestellen. 
III. St! 
IV. Bankoster 
Teil n. Nördliche Linienführungen. 
    
    
  
    
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der Linie Aruscha—Natronsee — 
der Linie Aruscha—Natronsee— 
# 
* 
5) 
Teil C. Zusammenstellung der Längen aller 
untersuchten Linien. 
Teil D. Erkundungen am Spekegolf. 
Teil A. Südliche Cinienführungen. 
I. Linie Aruscha—-Manjarasee—Muansa. 
1. Allgemeine Gesichtspunkte für die Linien-ä 
führung. 
In technischer Beziehung stellt der in süd-nördlicher 
Richtung sereichende= sogenannte ostafrikanische Graben, 
der si das ganze in Betracht kommende Gebiet 
duer zur Jahnsuhrh zieht, im vornherein das wesent- 
lichste Hindernis für die Bahnverbindung Aruscha— 
Victoriasee dar. 
Ein Blick auf die Karte zeigt, daß die Linie über 
das Nordende des Manjarasees sehr gut die Mitte des 
zu erschließenden Gebiets, d. h. der ganzen zwischen der 
Einflußgrenze der Tanganjikabahn und der englischen 
Grenze gelegenen Zone einhält, er zeigt ferner, daß diese 
Linie nur wenig von der Luftlinie Aruscha-Muansa 
abweicht. 
Nach Festlegung des Anfangs und eines Zwangs- 
punktes in der Mitte, bleibt noch der Endpunkt der 
Bahn am Victoriasee zu bestimmen. 
Ein Blick auf die Karte zeigt wiederum, daß ein 
am Spekegolf zu wählender Endpunkt eine beträchtliche 
Verkürzung gegenüber dem Endpunkt in Muansa dar- 
stellt. Auf der anderen Seite ist zu berücksichtigen, 
daß Muansa als Sitz der Verwaltung und als alter 
Handelsplat, in welchem nicht unbeträchtliche Kapitalien 
angelegt sind, Anspruch darauf erhebt, als Endpunkt 
gewählt uaör Werden- 
Fi Wahl der Muansalinie sprechen folgende 
E— 
1. Die Linie durchschneidet das eigentliche Herz des 
Bezirks, in dem sie die fruchtbarsten und vieh- 
reichsten Landschaften durchquert und den an- 
schließenden Landschaften gute Anschlußmöglich- 
keiten gibt, so daß ein großer Teil des Bezirks 
wirksam aufgeschlossen wird. 
Muansa ist, wie bereits ausgeführt, das be- 
stehende Handelszentrum des Bezirks. Neben 
Sitz der Verwaltung ist hier der Standort 
einer Schutztruppenkompagnie, sowie eine Station 
für drahtlose Telegraphie. Es ist schön und 
geschützt gelegen und kann mit verhältnis- 
mäßig geringen Aufwendungen auch gesund 
gemacht werden.
	        
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