Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Zweck erreichen zu können. Diese Patrouille von 
20 Askaris wurde von zwei Weißen geführt, sie 
verirrte sich, und die beiden deutschen Führer 
wurden als Kriegsgefangene nach Nairobi ge- 
bracht. Eine zweite Patrouille, geführt vom 
Leumant d. R. von Busse, wagte, sich Anfang 
September vor und wurde zersprengt; von Busse 
geriet bei Bura in Gefangenschaft. 
In den weiteren Scharmützeln bei Voi und 
am Tsavo sollen geringfügige deutsche Streitkräfte 
gegen numerisch weit überlegene indische Truppen 
gekämpft haben. 
Am 10. September drang — wiederum nach 
der „Daily Mail“ — am Ostufer des Victoria= 
Sees in der Gegend von Karungu (englische 
Grenzstation nördlich der deutschen Station 
Schirati) eine deutsche Abteilung in annähernder 
Stärke von 400 Mann einschl. 50 Europäern 
in britisches Gebiet ein und besetzte am 11. 
Kisii. Am 12. griff dann eine englische Kolonne 
die Deutschen an, die am 13. Kisii räumten und 
sich auf Karungu zurückzogen. Die englischen 
Truppen stießen vor und nahmen Kisi wieder. 
Dort hätten sie 10 tote Europäer gefunden und 
6 verwundete gefangen genommen. Die eng- 
lischen Verluste betrugen: 1 Offizier tot und 2 ver- 
wundet. Diese gehörten dem IV. Bataillon der 
King's African Rifles an. (Das betreffende Ba- 
taillon steht in Uganda.) 
Einige Tage später kam es bei Karungu zum 
Austausch von Schüssen zwischen den zur Flottille 
der Ugandabahn gehörenden Dampfern „Winifred“ 
und „Kavirondo“ und dem deutschen Dampfer 
„Muansa“, nachdem vorher „Winifred“ allein 
sich zunächst vor der „Muansa“ zurückgezogen 
hatte. Beide englische Dampfer besetzten dann 
wiederum Karungu, das von den Deutschen ge- 
räumt worden war. Zur richtigen Einschätzung 
dieser Vorgänge muß man beachten, daß sowohl 
„Winifred“ als auch „Kavirondo“ Schiffe von 
600 bzw. 900 Reg.-Tonnen und somit weit über 
doppelt so groß als „Muansa“ sind! 
Am 19. September griff in dem Gebiet des 
Tsavoflusses eine deutsche Abteilung den Posten 
in Campi ya Narabu') an, soll jedoch nach 
zweistündigem Gewehrfeuer zurückgeschlagen worden 
sein und sich in einzelnen Gruppen auf deutsches 
Gebiet zurückgezogen haben, 13 Tote (nach anderer 
Lesart 8) auf dem Gefechtsfeld zurücklassend. Ein 
englischer Offizier, der Führer des Postens, fiel. 
Sein Nachfolger im Kommando lobt die vor- 
zügliche Haltung der King's African Rifles und 
hebt hervor, daß der von den englischen Streit- 
kräften errungene Erfolg den Mut der in der 
*) Genaue Lage nicht bekannt. 
  
Nachbarschaft lebenden Massai bedeutend gehoben 
habe. (!) 
Am 23. September hätten die Deutschen, 
100 Mann stark, den englischen Außenposten 
Majoreni“) in der Nähe von Kisii angegriffen, 
wären aber geworfen und hätten sich über den 
ebenfalls noch auf britischem Gebiet gelegenen 
Mwenafluß zurückgezogen. Ein englischer 
Offizier und ein anderer Europäer seien ver- 
wundet worden. # 
Anderen Nachrichten zufolge soll am 25. Sep- 
tember ein Gefecht in dem Gebiet zwischen der 
Magadi-Eisenbahn (Zweigbahn der Uganda- 
bahn nach dem au der Grenze liegenden Magadi- 
see) und der Grenze stattgefunden haben. Danach 
hätte eine deutsche Abteilung in Stärke von etwa 
35 Europäern und 150 Eingeborenen — gemeint 
sind wohl Askaris, also farbige Soldaten — mit 
zwei Maschinengewehren, eine Abteilung der 
Britisch -Ostafrikanischen berittenen Schützen 
(europäisches Freiwilligenkorps) in der Stärke 
von nur 30 Mann angegriffen. Nach etwa ein- 
stündigeem heftigen Kampfe in dichtem Busch- 
gelände wären die Deutschen geworfen worden 
und eiligst auf Longido zurückgegangen. Wir 
sollen dabei 33 Mann, darunter 11 Tote ver- 
loren haben. Von den berittenen Schützen seien 
acht gefallen und vier verwundet worden. (Diese 
Nachrichten erscheinen recht unwahrscheinlich.) 
Das letzte Gefecht, über das Nachrichten hier 
eingetroffen sind, fand am 26. September bei 
MzZima am Tsavofluß statt. Eine starke 
deutsche Abteilung, einschließlich 50 Europäern 
und 6 Maschinengewehren, griff die aus King's 
African Rifles bestehenden englischen Streitkräfte 
an. Auch hierbei sollen die Deutschen geschlagen 
worden sein und sich unter Zurücklassung von 
17 gefallenen Eingeborenen (gemeint sind wohl 
wiederum Askaris) zurückgezogen haben. Es ist 
anzunehmen, daß auch der Feind schwere Verluste 
unter den, seinen Streitkräften angegliederten 
Europäern hatte, und die englischen Verluste nicht 
nur, wie gemeldet wird, zwei verwundete Ein- 
geborene betragen haben. 
Es ist bemerkenswert, daß die Engländer auch 
hier trotz ihrer angeblichen Erfolge gegenüber den 
eingedrungenen Deutschen nichts von einer Ver- 
folgung des geschlagenen Gegners und vom Nach- 
drängen in deutsches Gebiet zu melden wissen! 
Die Gefechtskraft ihrer Truppen scheint demnach 
in den einzelnen Kämpfen doch stark gelitten zu 
haben. Bezeichnend sind auch das Verschweigen 
bzw. die ungenauen Angaben der Verluste bei 
ihren farbigen Truppen. 
Einen schönen Erfolg errang allem Auschein 
*) Genaue Lage nicht bekannt.
	        
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