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gestalten, wie jetzt angenommen wird. Hat doch
auch die heimische Leitung wiederholt die Vor-
schläge des Ingenieurs beanstandet und Anderungen
veranlaßt. Es ist richtig, daß augenblicklich die
Bahn nicht die sich meldenden Arbeiter anstellen
und ihre Arbeiter für Pflichtwidrigkeiten mit der
Entlassung bestrafen kann, während das Gouverne-=
ment z. B. kaum freiwillige Arbeiter findet. Das
ist einmal das Verdienst des augenblicklichen,
besonders geschickten, leitenden Ingenieurs und
wird auch anders werden, wenn das erste Be-
dürfnis der Baluba und Lulua nach europäischen
Artikeln und nach Geld für die Steuerzahlung
gedeckt ist. Wird doch gleichzeitig diese Zahl der
Felderbestellung entzogen. Anderseits sind die
Arbeiter nicht ganz billig. Sie erhalten 12 Fr.
monatlich plus Ration, die sich im Durchschnitt
auf 0,07 Fr. pro Kopf und Tag stellt.
In wirtschaftlicher Beziehung sind für die
Linienführung folgende Gesichtspunkte maßgebend
gewesen:
In erster Linie soll die Bahn die künftigen
Massenerztrausporte aus Katanga dem belgischen
Hafen Matadi zuführen und den Transport zum
Meer einer eigenen Eisenbahn sichern. Alsdann
soll die Bahn dem an Menschen und Lebensmitteln
armen Katanga beides in ausreichender Menge
aus dem Kasai= und Kwangobezirk zuführen und
schließlich die gesamten durchzogenen Gebiete
wirtschaftlich erschließen.
Für die Minenbezirke Katangas ist die Ar-
beiterbeschaffung und die Heranbeförderung geeig-
neter Lebensmittel für die Arbeiter eine Lebens-
frage. Die vorstehenden Ausführungen haben
gezeigt, daß der Kasaibezirk aus seinem Bevöl-
kerungsreichtum die zweite Aufgabe zum bedeu-
tenden Teil erfüllen könnte. Läßt die Linie auch
die jetzigen Hauptorte links liegen, so durch-
schneidet sie doch die dichten Bevölkerungszentren
von Thielen St. Jaques, von Tshitadi und süd-
lich Hemptinne St. Benoit, und die Orte selbst
ließen sich wohl für diesen Zweck durch Zu-
bringerwege in ausreichender Weise an die Bahn
anschließen. Auch der dritten Absicht wird die
Bahn in gewisser Weise gerecht. Die Bahn be-
rührt folgende Bölkerschaften: Am Stanleypool
die Bateke, ein Fischervolk ohne besonderen all-
gemeinen wirtschaftlichen Wert. Auf dem 700 m
hohen Plateau am Pool sitzen Bafumunga, die
früher in erster Linie die Träger für die berüchtigte
Route des Caravanes von Matadi nach Léopold-
ville stellten und auf dieser fast ausgestorben sind.
Heute sind sie noch zum Teil Kautschuksammler,
aber ohne besondere Bedeutung. Das gleiche
gilt von den Banko am Kwango und den Ba-
jaka und Bajansi zwischen Kwango und Kwilu.
Alsdann folgen dichter bevölkerte Gegenden. Am
Kwilu selbst sitzen die Pambala, die Barungana,
die Badinga, am Kamtscha die Babunda, sämtlich
brauchbare Arbeiter und namentlich die letzteren
außerordentlich zahlreich. Am Lubue sitzen die
Bakongo, am Loange die Bashilele, unmittelbar
westlich des Kasai einige Batshokwe, alle drei ver-
halten sich jedem europäischen Einfluß gegenüber
in ihrer Mehrzahl noch gänzlich ablehnend. Östlich
des Kasai bis zum Luebo wohnen die Biombo
und die Benawula, beide als Arbeiter brauchbar,
ebenso zwischen Luebo und Lulua die schon jetzt
hauptsächlich als Träger und Arbeiter verwandten
Lulua. Noch besser sind die zwischen Lulua und
Lubi wohnenden Baluba, ausgezeichnet als
Träger, Arbeiter und Ackerbauer. Zwischen Lubi
und Bushimaie wohnen einige Bakete, denen eine
wirtschaftliche Bedeutung nicht zukommt. Um so
besser sind dann wieder die östlich bis Bukama
sich anschließenden Kanioke, die zum Teil mit
Baluba untermischt sind. Südlich Bukama ist
das Land angeblich menschenarm. Doch fällt die
Erschließung dieser Gegend ja nicht mehr in das
Programm der Bahn Bascongo—Katanga. Es
dürfte auch kaum einem Zweifel unterliegen, daß
in der reich bevölkerten Gegend bei systematischer
und gediegener Arbeit sich Kulturen finden ließen,
die unmittelbar oder in der Form der ersten
Verarbeitung oder Aufbereitung eine Ausfuhr
gestatteten. In Frage kommen Palmöl, Palm-
kerne, Kapok, Baumwolle, Erdnüsse, Tabak,
Kaffee, Vanille, Kakao, Agaven und auch Kaut-
schuk aus den westlichen und südöstlichen Ge-
genden, in denen sich noch reiche Bestände finden,
als Ausfuhrprodukte für die westliche Richtung
dem Meere zu, für die südöstliche Richtung sämt-
liche Nahrungsmittel für die Eingeborenen: Mais,
Sorghum, Maniok, Hirse, die bisher für die Ar-
beiter im Katanga noch immer aus Rhodesfien
bezogen werden müssen. Die in der Konzession
vorgesehenen Maximaltarife suchen eine Ausfuhr
dieser Produkte zu begünstigen. Es fragt sich
aber, ob nicht dieser Zweck wesentlich billiger und
einfacher einmal durch den Ausbau des Wasser-
straßen= und des sich anschließenden Wegenetzes
geschehen könnte. Alle jene Ausfuhrprodukte find
bisher auf ihre Ausfuhrfähigkeit nicht untersucht
worden, weil einmal der Kautschuk das gesamte
Interesse in Anspruch nahm und andererseits die
hohen Tarife der Kongobahn und der Dampferlinien
jeden derartigen Versuch fast unmöglich machten.
Mit einer wesentlichen Herabsetzung der Tarife
der Kongobahn muß aber die Bahn Bascongo—
Katanga selbst rechnen, soll sie überhaupt der-
artige Güter ausführen können. Die Schiffahrts-
gesellschaften haben schon mit einer erheblichen
Herabsetzung der Tarife begonnen und werden