C 103 20
unter Major v. Stümer aus deutschem Gebiet
herausgeworfen und englisch Kisiba besetzt.“
Wie erinnerlich, hatten die Engländer am
14. September v. Is. die Nordgrenze des Bezirks
Bukoba überschritten und das Gebiet bis zum
Kagera besetzt. Später verbreitete das englische
Pressebureau die Meldung, daß am 20. November
eine starke deutsche Abteilung westlich des Victoria-
sees in Uganda eingefallen, aber unter Verlust
von 60 Mann zurückgeschlagen worden sei, wäh-
rend die englischen Verluste nur sechs Verwundete
betragen hätten. Jetzt zeigt sich, daß auch
diese englische Meldung falsch war.
Zu einem schönen Erfolg führte ein Vorstoß
einer Abteilung unserer Schutztruppe in englisches
Gebiet am Südende des Tanganjikasees,
unterstützt durch die beiden Dampfer „Hedwig
von Wissmann“ und „Kingani“. Der amtliche
Bericht vom 20. November sagt hierüber folgendes:
„Belgische Kompagnie mit zwei Maschinen-
gewehren angriff deutsche Stellung unter Leutnant
Hasselbacher bei Pambete und Kasakalawe
auf britischem Gebiet am Tanganjikasee, während
„Kingani“ und „Hedwig von Wissmann“ auf Ab-
wansport erbeuteten Telegraphenmaterials ab-
wesend. „Hedwig von Wissmann“ kehrte zurück
und teilnahm am Kampfe. Nach fünfstündigem
Gefecht zurückging Gegner unter Zurücklassung von
fünf toten Askari und unter Mitnahme von
mehreren toten und verwundeten Europäern und
Askari. Auf Land liegender englischer Dampfer
„Cecil Rhodes“ wurde gesprengt. Englischer
Dampfer von „Kingani“-Größe bei Kituta am
Tanganjikasee von „Hedwig von Wissmann“ und
„Kingani“ unter Kapitänleutnant Hendrick zer-
stört. Ferner englisches Stahlboot genommen.“
Interessante Einzelheiten über den Vorfall bei
Kituta liefert der nachstehend wiedergegebene
Privatbrief eines Engländers aus Abercorn in
Nordwest-Rhodefia, der anfangs Februar aus der
„Morning Post“ in die deutsche Presse über-
nommen wurde.
In dem englischen Brief vom 3. Dezember
heißt es: „Nachdem ich Euch letzte Woche ge-
schrieben hatte, kam hier eine große Erregung.
Der belgische Major, der das Kommando über
die Truppen hatte, die herunter nach Kituta ge-
sandt wurden, gab Nachricht, daß die Deutschen
eine Streitmacht von 1000(!) Mann gelandet hätten,
und alles sich nach Abercorn zurückgezogen habe.
Mir gingen auf einen Abstand von 10 Meilen
heraus und hörten das Feuer. Die Mannschaften
kamen dann zurück. In der Tat war die An-
gelegenheit ein Fiasko. Die Deutschen hatten
eine kleine Streitkraft gesandt und unter Deckung
ihrer beiden Dampfer (auf dem Tanganzjikasee),
welche Zehnpfünder-Schrapnells abgeschossen hatten,
hielten sie uns sern und wurden uns unbequem.
Der Oberst, ein Engländer, war wütend, und wir
marschierten alle am nächsten Tage zurück und
fanden dann, daß die Deutschen Telegraphen-
material im Werte von 30 000 Pfund mitge-
nommen hatten. Es war in der Tat ein großer
Coup für die Deutschen. Hätten wir nur unseren
Siebenpfünder hier gehabt, dann würden wir
ihre Schiffe zum Sinken gebracht haben. Wir
waren 800 Mann.“
Erläuternd sei hierzu noch folgendes bemerkt:
Kituta und Kasakalawe sind Hafenplätze
mit kleinen Dörfern am Südende des Tanganjika.
Ersteres gilt als Hafenplatz für den auf dem
Tanganjikaplateau liegenden Ort Abercorn, dem
Sitz der Verwaltung von Nordost-Rhodesia; Kasa-
kalawe, westlich von Kituta, war Stapelplatz für
das noch in großen Mengen vorhandene Tele-
graphenmaterial, das seinerzeit für den Weiterbau
der Cecil-Rhodes'schen Transkontinental-Tele-
graphenlinie Kap-Kairo (die aber 1902 nur bis
Udjidji gelangte) dort niedergelegt worden war.
Kasakalawe war auch der Liegeplatz für den im
Jahre 1901 zum Weitertransport des Materials
auf den See gebrachten kleinen Dampfer „Cecil
Rhodes“, von der Größe der „Hedwig von Wiss-
mann“. Dieser erlitt dort 1903 infolge Auf-
laufens auf einen Felsen Havarie und wurde, da
vorläufig nicht mehr benötigt, auf Strand ge-
zogen. Der andere englische Dampfer (von
„Kingani“-Größe"“) ist die „Good-News“. Sie
war der älteste der den Tanganjika befahrenden
Dampfer. — Nachdem am 22. August v. J. auch
der belgische Dampfer am Lukuga-Ausfluß von
„Hedwig von Wissmann“ schwer beschädigt worden
ist, befindet sich nunmehr kein fremdes
Fahrzeug mehr auf dem Tanganjika. Der
deutsche Dampfer „Hedwig von Wissmann“ befährt
den See seit 1900, „Kingani“ diente früher an der
ostafrikanischen Küste als sogenannter Zollkreuzer
und war jetzt wohl nach Kriegsausbruch mit der
Bahn von Daressalam nach dem Tanganjika ge-
bracht worden. Es handelt sich um zwei win-
zige Schiffe.
Über eine, angeblich am 15. Dezember v. J.
erfolgte Beschießung von Daressalam er-
fuhren wir zuerst Anfang Januar d. J. durch
eine von Reuter verbreitete, aus Nairobi, der
Hauptstand Britisch-Ostafrikas, stammende Mit-
teilung.
Danach machten die englischen Kriegsschiffe
„Goliath“ und „Fox“ am 15. Dezember einen
erfolgreichen Vorstoß auf Daressalam. Sie
näherten sich dem Ort bei völlig undurchsichtigem
Regenwetter, lagen mehrere Stunden in Schuß-
weite auf dem hohen Meere, ohne vom Feinde