Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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die englische Meldung wohlweislich. Um aber 
der Beschießung wenigstens den Schein einer Be- 
rechtigung beizulegen, werden schleunigst einige 
„Forts“ hinzugedichtet. Das englische Vorgehen 
gegen Daressalam nach Mißbrauch der weißen 
Flagge und gröblichem Vertragsbruch, ebenso wie 
die durch nichts gerechtfertigte Beschießung der 
offenen Stadt auch am 29. November ist und 
bleibt ein Bruch des Völkerrechts. 
In der letzten Veröffentlichung war berichtet 
worden, daß unser kleiner Kreuzer „Königsberg“ 
sich vor den überlegenen englischen Seestreitkräften 
in den Rufijifluß zurückgezogen habe und nach 
englischen Angaben durch ein versenktes Kohlen- 
schiff blockiert worden sei. Das Bestreben der 
Engländer ging nun dahin, die „Königsberg“ 
von der See her durch Geschützseuer zu ver- 
nichten. Das ist ihnen bis jetzt nicht gelungen 
und wird ihnen voraussichtlich auch nicht ge- 
lingen. 
Vom 2. bis 4. November v. J. beschossen der 
englische Kreuzer „Chatham“ und zwei weitere 
Kreuzer das Rufijidelta ohne Erfolg. Nur zwei 
Mann der Küstenwache wurden leicht verwundet. 
Am 6. und 7. erfolgte eine erneute heftige, aber 
ebenso erfolglose Beschießung durch die drei 
Kreuzer, unter deren Schutz die Engländer mit 
vier armierten Barkassen und einem Dampfer in 
den Fluß einzudringen versuchten, aber durch 
Maschinengewehrfeuer abgewiesen wurden. Am 
11. November endlich wurde in der Simba 
Uranga-Mündung des Rufiji ein großer englischer 
Dampfer versenkt, der unter dem Schutze des 
Feuers der englischen Kreuzer und in Begleitung 
von vier armierten Barkassen und einem Dampfer 
einfuhr. Bei dem sich entspinnenden Gefecht 
wurden vier Mann der Küstenwache verwundet. 
Die Verluste beim Feinde konnten nicht festgestellt 
werden. Nach englischen Berichten sollen dabei 
vier Offiziere und eine Reihe von Soldaten 
schwer verletzt worden sein. 
Endlich sei noch erwähnt, daß die englische 
Regierung soeben eine, in der Nacht vom 28. Fe- 
bruar zum 1. März beginnende Blockade der 
Küste von Deutsch-Ostafrika bekannt gegeben 
hat. Die Blockade soll außer der Küste auch die 
vorgelagerten Inseln, d. h. die gesamte Küsten- 
zone zwischen 4° 41 östl. Br. und 10° 40 füdl. Br. 
umfassen. Den neutralen Schiffen wird eine Frist 
von vier Tagen bewilligt, um die blockierte Zone 
verlassen zu können. 
Abgesehen von letzterem Zusatz handelt es sich 
lediglich um die amtliche Notifizierung eines schon 
seit längerer Zeit tatsächlich bestehenden Zustandes. 
(Abgeschlossen am 27. Februar 1915.) 
M 
  
  
II. Kamerun. 
Über die kriegerischen Ereignisse in Kamerun 
sind in den letzten beiden Monaten Berichte des 
Kommandeurs der Schutztruppe von Ka- 
merun, Oberstleutnants Zummermann, und des 
Gouverneurs Ebermaier eingegangen. Sie 
ergänzen sich teilweise und vervollständigen die 
Darstellungen unserer zweiten Beröffentlichung; 
zugleich bringen sie Aufschluß über den Fortgang 
der Ereignisse von Ende September bis Anfang 
Dezember 1914. Das sonst hier eingegangene 
Material, das aus englischen, französischen und 
privaten deutschen Quellen stammt, bringt Schil- 
derungen über Ereignisse, die bis Ende Januar 
1915 eingetreten find. . 
Im folgenden ist das gesamte Material nach 
den Vorgängen im Norden und mittleren Teil 
Kameruns und nach denjenigen im Süden und 
Osten angeordnet. 
Die amtlichen Nachrichten über den nörd- 
lichen und Mittelkameruner Kriegsschauplatz 
lauten: · 
„Kusseri geräumt nach langer erfolgreicher 
Verteidigung am 25. September. Seine Be- 
satzung 20 Gewehre, schlagen sich durch nach 
Mora, wo die 3. Kompagnie ihre befestigte 
Stellung gegen 2 und Franzosen bislang 
behauptet. Abteilung in Banjo beunruhigt 
feindliche Gebiete. 
Nach den Schlägen von Garua 30. August 
und Rssanakang 6. September Gegner längs 
Nordwestfront untätig.“ 
„Alle verfügbaren Kräfte sind offenbar gegen 
die Küste Duala herangezogen, wo 5 Kriegs- 
schiffe: „Cumberland“, „Challenger“, „Dwarf“, 
„Bruix“ und „Surprise“, etwa 1 Dutzend Fluß- 
kanonenboote und 5 Barkassen, je 5 große eng- 
lische und französische Transportdampfer, zahl- 
reiche, teils mit Lem-Geschützen armierte Barre- 
dampfer und außerdem etwa 2000 englische und 
französische farbige Truppen unter Befehl des 
Generalmajors Dobell zusammengezogen sind. 
Wesentliche Unterstützungen durch zahl- 
reiche Dualaüberläufer, die dem Feind 
Fahrwege und zahlreiche, bislang ihm un- 
bekannte Krieks zur Annäherung verraten. 
Überwachung der Duala und viele Umgehungs- 
gelegenheiten der befestigten Stellung Duala 
schwächten die Besatzung empfindlich, die aus 
rund 600 Gewehren einschließlich Europäer- 
abteilung, 4 alten Geschützen 73, 5 Maschinen- 
gewehren und der Armierung von „Herzogin“ 
und „Nachtigal“ bestand. Unter dem Schutz 
schwerer Schiffsartillerie beseitigten Gegner die 
angelegte Barresperre, ankerten mit „Chal- 
lenger", „Dwarf“ und „Ivy“ 3 km von Duala- 
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