Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Am 7. Oktober wurden in Duala unsere sechs 
Kamvagnien mit einem Bataillon der W. A. F. F. 
(#est African Frontier Force) und zwei kleinen Feld- 
geschützen in Barkassen und Leichtern verladen, um 
gegen den 65 km aufwärts am Wuri liegenden Ort 
Jabassi zu fahren. Dort waren stärkere Abteilungen 
des Feindes in festen Stellungen gemeldet. Wir ver- 
brachten etwa zwölf langweilige Stunden in unsern 
unbequemen Barkassen und stießen dann auf einen 
vorgeschobenen feindlichen Posten; diesen vertrieben 
wir mit zwei Schüssen aus einem 15 cm-Geschütz auf 
unserer Barkasse. Unsere Kompagnie landete dort und 
blieb die ganze Nacht auf Wache. Am andern Morgen 
um 6 Uhr gingen wir, etwas weiter oben, am rechten 
Ufer an Land, etwa 5 bis 7 km unterhalb Jabassi, 
wo der Feind stand. Unweit seiner Stellung, etwa 
t) m davon, befand sich eine kleine Gruppe von 
Wellblechhäusern; von dort erhielten wir die ersten 
Schusse. Meine Kompagnie war die dritte im Vor- 
marsch. Wir stießen so weit vor, wie wir konnten, um 
zu sehen, woher das Feuer kam. Es war recht un- 
angenehmes Maschinengewehrfeuer. Wir mußten, etwa 
50 um den HLäusern gegenüber. Deckung hinter einem 
niedrigen Zaun suchen und ließen etwa 10 Minuten 
lang einen Hagel von Geschossen über uns ergehen, 
die kaum einen oder zwei Fuß über unseren Köpsen 
durch den Zaun schlugen. Wir fanden uns bald damit 
ab. daß wir das feindliche Feuer nicht niederkämpfen 
würden. Daher beschloß unser Kompagnieführer, auf 
cigene Faust einen Flankenangriff zu versuchen. Hierbei 
kamen wir mit drei anderen Kompagnien zusammen, 
die nun mit uns vorgingen. Unser Angriffsplan ging 
dabin, zwei halbe Kompagnien in der Feuerlinie zu 
balten, zwei weitere zur Unterstützung bereitzuhalten 
und zwei weitere als Reserve zurückzuhalten. Ich 
befand mich mit meiner Halbkompagnie in der Feuer- 
linie. Als alles bereit war, stießen wir etwa 400 m 
entschlossen vor. erhielten aber von dem Gegner einen 
recht unzgiemlichen Empfang, und zwar von rechis und 
links sowie in der Front. Wir warteten ab, bis das 
Feuer etwas nachließ, und gingen dann zurück; denn 
cs war unmöglich, ohne Unterstützung der Geschütze 
vorzudringen; diese konnten aber nicht nach vorn 
gebracht werden. Bald darauf erhielt die ganze 
Nolonne Befehl zum Rückzug, den wir in guter 
Orduung vollzgogen. Unsere Leute, Eingeborene, hatten 
sich trefflich gehalten;: obwohl sie 48 Stunden nichts 
zu essen gehabt hatten, kämpften sie den ganzen Tag 
obne Murren. Und was ist das für ein Tag ge- 
wesen! Die Sonnenstrahlen drangen einem regel- 
recht durch den Leib. Unsere Wasserflaschen waren 
bald geleert. An Verlusten hatten wir unter unsern 
16 Weißen: 1 Offizier tot, 1 verwundet, 2 Unter- 
offziere tot. Am 10. kam der General in einer Barkasse 
an und befahl uns allen, nach Duala zurück zugehen, wo 
wir uns gegenwärtig befinden.“ 
Eine zweite Expedition konnte Mitte Oktober 
Jabassi besetzen, nachdem sich unsere Abteilung 
vor den überlegenen Kräften zurückgezogen hatte. 
Anfang November kam es hierauf zwischen Jabassi 
und Njamtam, wo sich eine Station der Bap- 
tisten -Mission befand, fortgesetzt zu Patrouillen= 
gefechten, die für die Engländer verlustreich ver- 
liefen. 
Am 6. November suchten die Engländer den 
Platz Njamtam heim; auch bei diesem Zug 
haben sie sich nicht mit Ruhm bedeckt. Nach 
Schilderungen von Missionaren der Baptisten- 
  
Mission haben sie sich in Njamtam in der rück- 
sichtslosesten Weise über die Freiheit von fried- 
lichen Bewohnern, über den in der Kongoakte 
besonders geregelten Schutz von Missionaren und 
die Sicherheit des Privateigentums hinweggesetzt 
und selbst die Neutralität amerikanischer Bürger 
nicht geschont“). 
Die Verteidigung der Nordbahn war einer 
etwa 150 Mann starken Abteilung unter Haupt- 
mann von Engelbrechten zugefallen; ihr waren 
an Offizieren noch zugeteilt: Leutnant Abra- 
mowski, Leutnant d. R. Gouvernementssekretär 
Losch, Leutnant d. R. Regierungslandmesser 
Gröpke, Leutnant d. R. Forstassessor Pfitzen- 
mayer und Stabsarzt Stechele; an Unteroffi- 
zieren: Vizefeldwebel d. R. Warnicke und Feldwebel 
Schwab, und zwei Förster der Oberförsterei Mujuka. 
Außerdem waren aus dem Gebiet der Nordbahn 
noch weitere 12 Europäer, meist Pflanzer, zur 
Verstärkung herangezogen. Später kam noch als 
weitere Verstärkung aus dem Ossidinge-Bezirk 
eine Abteilung von 50 schwarzen Soldaten unter 
Leutnant d. R. Stationsassistent Klimowitz 
hinzu. Diesen Kräften stand ein Feind mit 500 
bis 1000 Mann gegenüber. 
Hauptmann von Engelbrechten war mit 
seiner Abteilung Ende September vom Gebiet 
des Kamerunberges zur Verstärkung der Be- 
satzung von Duala befohlen worden; er mußte 
an der Nordbahn haltmachen, da es ihm nicht 
mehr gelungen war, vor der Einnahme TDualas 
dieses zu erreichen. · 
Als erste Basis für seine Verteidigungsmaß— 
nahmen an der Nordbahn wählte von Engel- 
brechten den Ort Susa bei km 25. Die Ver- 
teidigung war im Verhältnis zu der kleinen Zahl 
der Verteidiger eine besonders schwierige Auf- 
gabe; vor allem mußte das Augenmerk darauf 
gerichtet werden, zu verhindern, durch den über- 
mächtigen Feind umgangen und abgeschnitten zu 
werden. Daher war es nötig, nicht nur die Bahnlinie 
als solche zu sichern, sondern auch den Mungofluß, 
die zwischen Susa und der Bomono-Brücke vorhan- 
denen zahlreichen Wasserläufe und die in diesem 
sehr bevölkerten Gebiet vorhandenen zahlreichen 
Zubringerstraßen nach der Bahnlinie. Diese 
Maßnahmen wurden sehr erschwert durch das ver- 
räterische Verhalten der Duala und der ihnen 
nahestehenden Eingeborenen, die in dem Ver- 
teidigungsabschnitt Bomono—Maka—Susa— Mu- 
juka Mbanga des Nordbahngebietes wohnen. 
Nur mit deren Hilfe konnten sich die Engländer 
vor Uberraschungen sichern und auf Schleichwegen 
  
*) Agl. dazu die eingehenden Berichte von An- 
gehörigen der Baptisten-Mission im Deutsch. Rol. 
Blatt Nr. 4 vom 15. Februar 1915.
	        
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