Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Kaufleute, die sich in ihren Faktoreien aupfhielten, 
gefangen. 
Leicht ist dem Feind die Eroberung der von 
ihm besetzten Plätze ja nicht gemacht worden; 
er hat recht bedeutende Verluste erlitten. 
Die Franzosen waren bis Gasa bei Baturi 
vorgerückt, von wo sie aber zurück mußten“. 
Schließlich schildert der gleiche Kaufmann die 
Lage an der Südküste — am 29. Januar d. Is. — 
wie folgt: „unsere Feinde kommen nicht 
recht voran; seie sitzen allerdings in Kribi mit 
800 Senegalesen, wagen aber anscheinend nicht 
den Vormarsch. Ebenso ist Kampo besetzt; auch 
dorr kein Vormarsch ins Innere. Unsere 
Truppen beunruhigen täglich diese beiden Be- 
satzungen; Dehane soll noch in unserem Besitz sein.“ 
Im Südosten der Neukameruner Grenze 
hatte im Oktober 1914 die Abteilung 
Heigelin bedeutende Erfolge zu ver- 
zeichnen. Sie war durch 123 Gewehre ver- 
stärkt worden, mit denen Bezirksamtmann 
Eltester von Ukoko nach Ojem, wahrscheinlich 
durch das spanische Munigebiet, durchgekommen 
ist. Darauf unternahm von Heigelin Ende 
Oktober mit etwa 500 Gewehren einen Vorstoß 
auf französisches Gebiet nach Ebom am Mkam 
und warf die französische Besatzung unter 
erheblichen Verlusten nach Essone zurück. 
Er erbeutete in Mekumekoge am Mgwe größere 
Mengen Lebensmittel und zog sich darauf nörd- 
lich Abiane hinter den Wolö zurück. 
Noch Anfang Dezember 1914 ist Neukamerun 
südlich der Altkameruner Grenze vom Feinde 
frei gewesen. Daß im Zusammenhang mit der 
Ende Dezember erfolgten feindlichen Besetzung 
Kampos der Feind von Süden bzw. Südosten durch 
Neukamerun an die Altkameruner Grenze vorge- 
drungen ist, darüber liegen Nachrichten nicht vor, 
ist übrigens nach den genannten Privatnachrichten 
vom 29. Januar d. IJs. unwahrscheinlich. 
Der französische Kolonialminister hat 
Mitte Dezember im „Petit Parisien“ folgenden 
Plan der Eroberung Kameruns durch die 
vereinigten Engländer und Franzosen bekannt 
gegeben: 
„In Kamerun operieren drei Kolonnen, jede große 
Effektivbestände umfassend, gleichzeitig; die erste, 
stärkste, wird vom englischen General Dobell be- 
fehligt, besteht aus englischen, französischen Truppen; 
letztere aus Westafrika gekommen. Kolonne Dobell 
arbeitet an der Küste und bemächtigte sich hinter- 
einander der Städte Duala, Victoria. Die in der 
Nähe befindlichen Schiffe halfen dabei. Zweite 
Kolonne unter Kommando Generals Aymerich hatte 
Aufgabe, den Deutschen die bekannten An- 
  
tennen") wiederzunehmen, die ihnen nach 
Agadir geschlossenem französisch-deutschem Vertrag 
zugefallen waren. Hierbei entspannen sich äußerst 
heftige Kämpfe, bei denen belgische Truppen mit- 
halfen; verbündete Truppen nahmen Antennen 
und kämpfen jetzt Kamerun. Dritte Kolonne 
unter General Largeau besteht aus französischen 
Elementen aus Gegend des Tschad und Wadaiz; 
sie operiert zusammen mit einem starken englischen 
Kontingent von Nigeria. Sie bemächtigte sich 
Kusseris, wo eine erste Expedition Mißerfolg hatte. 
Die drei Kolonnen verfolgen jetzt das Werk der 
Eroberung Kameruns. Zu Beginn des Krieges 
begegneten sie großen Schwierigkeiten; Deutsche 
waren vorzüglich vorbereitet, hatten namentlich 
zahlreiche Mitrailleusen zur Verfügung. Die 
Operationen nehmen mit Methode Fortgang; die 
dort befindlichen Kräfte der Verbündeten find 
ausreichend.“ 
Werden an diesem Plan die militärischen 
Operationen der Feinde, wie sie aus den bis 
heute vorliegenden amtlichen und privaten 
Meldungen hervorgehen, gemessen, so ist das Er- 
gebnis folgendes: 
Die nördliche Heeresgruppe Largeau hat 
Kusseri genommen und bedroht die Gebiete von 
Mora und Garua. 
Die Heeresgruppe Dobell an der Küste hat 
in Mittelkamerun Rio del Rey, Victoria, Duala, 
Buea und Johann-Albrechts-Höhe besetzt und die 
Grenze zwischen Urwaldgebiet und Grasland beim 
Endpunkt der Nordbahn erreicht, auch südlich 
von Duala Edea und die Küstenplätze Kribi, 
Kampo und Ukoko eingenommen; sie hat damit 
die ganze Küste im Besitz und die Zufuhr von 
See her abgeschnitten. 
Die östliche Heeresgruppe Aymerich hat im 
Osten mit ihrem rechten Flügel den Ssanga- 
und Ubangi-Zipfel erobert und hat die Alt- 
kameruner Grenze gegen den Kadêi und Dume- 
Fluß überschritten, steht aber im Südosten mit 
ihrem linken Flügel noch an den Grenzgebieten 
von Neukamerun und Französisch -Aaquatorial- 
Afrika. 
Die unter wechselndem Waffenglück errungenen 
Einzelerfolge der vereinigten Engländer und Fran— 
zosen sind auch als Fortschritt im ganzen anzu— 
erkennen. Ein Teil der Peripherie Kameruns im 
Innern und die Küste ist in der Gewalt des 
Feindes und teilweise von ihm überschritten, der 
andere Teil der Peripherie unmittelbar bedroht. 
Dieses Resultat konnte in Anbetracht der bis- 
herigen Dauer des Krieges und bei der er- 
drückenden Übermacht des Feindes an 
— — 
*) Gemeint sind die Ssanga= und der Ubangi- 
Zipfel in Neukamerun. (NR. K. A.) 
 
	        
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