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zur selben Zeit das Fort und die Truppen, die
an der Süd= und Ostfront verteilt waren, bom-
bardierten, wodurch wir uns von hinten an-
gegriffen sahen. Man muß bemerken, daß die
Stellungen der Unfrigen ungefähr 1 bis 1½ km
vom Fort entfernt waren. Der Kommandant
Rocadas erwartete, am 18. angegriffen zu werden,
und wirklich bei Sonnenaufgang wurde der An-
griff durch ein plötzliches und fürchterliches Feuer
der vereinigten Infanterie und Artillerie aus-
geführt. Die Deutschen hatten einen großen
Umweg nach Süden gemacht, bis sie Stellungen
während der Nacht etwa 200 bis 300 m entfernt
von den Laufgräben nahmen, dort ihre Artillerie
installierten, wovon keiner der Unfrigen etwas
merkte. Die Häuser des Forts waren mit Gras
bedeckt. Die feindliche Artillerie versuchte sie
durch Bomben in Brand zu setzen. Die Baracke,
in der die Munition lag, wurde als erste ge-
troffen und flog in die Luft. In der Einfrie-
digung des Forts befand sich auch ein Waggon
mit Munition. Dieser wurde ebenfalls aufs Korn
genommen und flog bald in die Luft. Nachdem
der Kampf vier Stunden gedauert hatte, und
unsere Truppen ihre Munition, die sie in der
Patrontasche bei sich führte, verschossen hatten,
mußte gezwungenerweise der Rückzug an-
getreten werden, da keine Reserve von Pa-
tronen und Granaten mehr existierte.
Die Deutschen waren vollständig unterrichtet
über unsere Stellungen, und nur so kann man
für das Ereignis eine Erklärung finden. Der
Kommandant hatte in seinen Diensten einen Mann,
der ihn verriet, er war sozusagen ein Norweger,
halb Bur, halb Deutscher, der vor einigen Jahren
von Deutsch-Südwest nach der Hochebene über-
siedelte, indem er angab, ein Opfer der Deutschen
gewesen zu sein. Dieser Mann entfernte sich
jeden Tag von unserem Lager, um, wie er stets
angab, Auskundschaftungen zu unternehmen. Er
erzählte dem Kommandanten Rocadas, daß die
Deutschen nur 350 Mann stark wären, eine
Kanone und ein Maschinengewehr besäßen, und
daß sie in der südlichen Front angreifen würden.
An dem Abend vor der Schlacht verschwand der
Norweger. Und man sah ihn niemals wieder .
Unsere 1. Schwadron führte sich am besten.
Fast alle ihre Offiziere und ein großer Teil der
Leute blieben im Karree, ohne die Pferde mit-
zurechnen; von letzteren 130 wurden 100 ge-
tötet. Die Deutschen zielten zuerst immer auf
die Pferde. Nachstehend eine Liste der toten und
vermißten Offiziere, welche jedoch auch als ge-
fallen zu betrachten sind: Hauptmann Homem
Ribeiro, Infanterie Nr. 14; Leutnant Aragao,
von der Schwadron; Unteroffizier Andrade, Ar-
tilleri, von der 1. Schwadron; Unteroffizier
Serene, von der 1. Schwadron (beim Ereignis
am 18. Oktober); Unteroffizier Alves von der
Schwadron; Leutnant Marques gefangen.
Außer uns erlitten die „Landins“ aus Mo-
zambique die meisten Verluste. Die Anzahl der
Toten und Gefangenen ist nicht bekannt, einige
sagen 150, während andere 300 angeben.
Als die Schlacht zu Ende ging und die
Munition fehlte, war die Panik allgemein,
und man zog sich in Unordnung und in kleineren
Gruppen in der Richtung nach Denguena--Humbe
zurück.
Rocadas machte äußerste Anstreugungen, um
die Geschütze zu retten; nur ein durch Granaten
zerstörtes Maschinengewehr wurde zurückgelassen.
Bevor Rocadas mit dem Reste seiner Truppen
nach Denguena abzog, befahl er die Räumung
sämtlicher Forts und folglich der ganzen Region
von Cuamato, da er eine Verfolgung der Deutschen
befürchtete, welche ihm den Rückzug hätten ab-
schneiden können. Glücklicher= und unbegreiflicher-
weise fand die Verfolgung nicht statt. Alle
Offiziere stimmen darin überein, daß, wenn
die Deutschen unsere Truppen verfolgt
hätten, nicht ein Mann entschlüpft wäre.
Sollten daher die Deutschen nur die Absicht
gehabt haben, das Fort von Naulila zu zerstören,
um die Tat vom 18. Oktober zu rächen?
Oder wollten sie sich erst wieder reorganisieren,
ehe sie den Vorstoß zu unternehmen gedenken?
In Kürze wird man darüber urteilen können!
Unsere Truppen kamen ausgehungert
und verdurstet am 19. zwischen 11 und
12 in Humbe an. Die Soldaten hatten
die Maffen weggeworfen, um schneller
fliehen zu können. Rocadas hatte Befehl
erteilt, daß man die gesamte Munition des
Forts „Rocadas“, gegenüber von Humbe, an
der anderen Seite des Flusses, vor dessen Räumung
zerstören solle.
Um 2 Uhr fand eine fürchterliche Explosion
statt, verursacht durch die aufeinanderfolgenden
Erxplosionen von Tausenden von Patronen. Man
kann sich daher die Wirkung auf die Soldaten
und die Einwohner von Humbe vorstellen!
Diese waren von nichts unterrichtet, und man
vermutete einen Angriff der Deutschen vom Fort
„Rocadas"“ aus. Die Panik war fürchterlich.
Alle stürzten in der Richtung nach Mipilenge
davon; keiner dachte daran, Lebensmittel mitzu-
nehmen. Rocadas bezeichnete Cahama und
nachher Gambos als Sammelpunkt. Er befindet
sich heute mit dem Hauptquartier in Chibemba
(Gambos). Die Truppen sind in der Umgegend
von Tiepepe, einer Kalkgrube, verteilt, wo sich
etwas Wasser befindet!