Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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zur selben Zeit das Fort und die Truppen, die 
an der Süd= und Ostfront verteilt waren, bom- 
bardierten, wodurch wir uns von hinten an- 
gegriffen sahen. Man muß bemerken, daß die 
Stellungen der Unfrigen ungefähr 1 bis 1½ km 
vom Fort entfernt waren. Der Kommandant 
Rocadas erwartete, am 18. angegriffen zu werden, 
und wirklich bei Sonnenaufgang wurde der An- 
griff durch ein plötzliches und fürchterliches Feuer 
der vereinigten Infanterie und Artillerie aus- 
geführt. Die Deutschen hatten einen großen 
Umweg nach Süden gemacht, bis sie Stellungen 
während der Nacht etwa 200 bis 300 m entfernt 
von den Laufgräben nahmen, dort ihre Artillerie 
installierten, wovon keiner der Unfrigen etwas 
merkte. Die Häuser des Forts waren mit Gras 
bedeckt. Die feindliche Artillerie versuchte sie 
durch Bomben in Brand zu setzen. Die Baracke, 
in der die Munition lag, wurde als erste ge- 
troffen und flog in die Luft. In der Einfrie- 
digung des Forts befand sich auch ein Waggon 
mit Munition. Dieser wurde ebenfalls aufs Korn 
genommen und flog bald in die Luft. Nachdem 
der Kampf vier Stunden gedauert hatte, und 
unsere Truppen ihre Munition, die sie in der 
Patrontasche bei sich führte, verschossen hatten, 
mußte gezwungenerweise der Rückzug an- 
getreten werden, da keine Reserve von Pa- 
tronen und Granaten mehr existierte. 
Die Deutschen waren vollständig unterrichtet 
über unsere Stellungen, und nur so kann man 
für das Ereignis eine Erklärung finden. Der 
Kommandant hatte in seinen Diensten einen Mann, 
der ihn verriet, er war sozusagen ein Norweger, 
halb Bur, halb Deutscher, der vor einigen Jahren 
von Deutsch-Südwest nach der Hochebene über- 
siedelte, indem er angab, ein Opfer der Deutschen 
gewesen zu sein. Dieser Mann entfernte sich 
jeden Tag von unserem Lager, um, wie er stets 
angab, Auskundschaftungen zu unternehmen. Er 
erzählte dem Kommandanten Rocadas, daß die 
Deutschen nur 350 Mann stark wären, eine 
Kanone und ein Maschinengewehr besäßen, und 
daß sie in der südlichen Front angreifen würden. 
An dem Abend vor der Schlacht verschwand der 
Norweger. Und man sah ihn niemals wieder . 
Unsere 1. Schwadron führte sich am besten. 
Fast alle ihre Offiziere und ein großer Teil der 
Leute blieben im Karree, ohne die Pferde mit- 
zurechnen; von letzteren 130 wurden 100 ge- 
tötet. Die Deutschen zielten zuerst immer auf 
die Pferde. Nachstehend eine Liste der toten und 
vermißten Offiziere, welche jedoch auch als ge- 
fallen zu betrachten sind: Hauptmann Homem 
Ribeiro, Infanterie Nr. 14; Leutnant Aragao, 
von der Schwadron; Unteroffizier Andrade, Ar- 
tilleri, von der 1. Schwadron; Unteroffizier 
  
Serene, von der 1. Schwadron (beim Ereignis 
am 18. Oktober); Unteroffizier Alves von der 
Schwadron; Leutnant Marques gefangen. 
Außer uns erlitten die „Landins“ aus Mo- 
zambique die meisten Verluste. Die Anzahl der 
Toten und Gefangenen ist nicht bekannt, einige 
sagen 150, während andere 300 angeben. 
Als die Schlacht zu Ende ging und die 
Munition fehlte, war die Panik allgemein, 
und man zog sich in Unordnung und in kleineren 
Gruppen in der Richtung nach Denguena--Humbe 
zurück. 
Rocadas machte äußerste Anstreugungen, um 
die Geschütze zu retten; nur ein durch Granaten 
zerstörtes Maschinengewehr wurde zurückgelassen. 
Bevor Rocadas mit dem Reste seiner Truppen 
nach Denguena abzog, befahl er die Räumung 
sämtlicher Forts und folglich der ganzen Region 
von Cuamato, da er eine Verfolgung der Deutschen 
befürchtete, welche ihm den Rückzug hätten ab- 
schneiden können. Glücklicher= und unbegreiflicher- 
weise fand die Verfolgung nicht statt. Alle 
Offiziere stimmen darin überein, daß, wenn 
die Deutschen unsere Truppen verfolgt 
hätten, nicht ein Mann entschlüpft wäre. 
Sollten daher die Deutschen nur die Absicht 
gehabt haben, das Fort von Naulila zu zerstören, 
um die Tat vom 18. Oktober zu rächen? 
Oder wollten sie sich erst wieder reorganisieren, 
ehe sie den Vorstoß zu unternehmen gedenken? 
In Kürze wird man darüber urteilen können! 
Unsere Truppen kamen ausgehungert 
und verdurstet am 19. zwischen 11 und 
12 in Humbe an. Die Soldaten hatten 
die Maffen weggeworfen, um schneller 
fliehen zu können. Rocadas hatte Befehl 
erteilt, daß man die gesamte Munition des 
Forts „Rocadas“, gegenüber von Humbe, an 
der anderen Seite des Flusses, vor dessen Räumung 
zerstören solle. 
Um 2 Uhr fand eine fürchterliche Explosion 
statt, verursacht durch die aufeinanderfolgenden 
Erxplosionen von Tausenden von Patronen. Man 
kann sich daher die Wirkung auf die Soldaten 
und die Einwohner von Humbe vorstellen! 
Diese waren von nichts unterrichtet, und man 
vermutete einen Angriff der Deutschen vom Fort 
„Rocadas"“ aus. Die Panik war fürchterlich. 
Alle stürzten in der Richtung nach Mipilenge 
davon; keiner dachte daran, Lebensmittel mitzu- 
nehmen. Rocadas bezeichnete Cahama und 
nachher Gambos als Sammelpunkt. Er befindet 
sich heute mit dem Hauptquartier in Chibemba 
(Gambos). Die Truppen sind in der Umgegend 
von Tiepepe, einer Kalkgrube, verteilt, wo sich 
etwas Wasser befindet!
	        
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