Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Professoren Külz und Leber, die zur Zeit der 
Epidemie in Rabaul waren, haben die Zell- 
einschlüsse kultiviert; doch sind mir Impfungs- 
resultate nicht bekannt geworden. Die Krankheit 
wurde von Dr. Wick als „Morbilloid“ bezeichnet; 
sie ist unter Schwarzen sehr infektiös, besiel jedoch 
auch einige Europäer und Malaien. 
In Maron wurden zwei Fälle von Fram- 
bösie mit Salvarsan behandelt, in Ablingi zwei 
Fälle von Granuloma venereum (Salvarsan), 
ein Bubo operiert. 
Der Stamm der Lufleute ist im Aussterben. 
Er besteht aus 22 Männern, 18 Frauen und 
nur 3 Kindern. Von diesen ist eins nicht von 
einem Lufer Vater, sondern einem Bukajungen 
gezeugt. Die Untersuchung von sechs Frauen 
ergab bei sämtlichen eitrigen Ausfluß aus der 
Scheide, bei zweien auch ulceröse Schleimhaut= 
wucherungen. 
  
Der Biß des Hundertfußes (Centipus), der 
häßliche eitrige Entzündungen hervorruft, wird 
mit dem Saft der weißen Lilie erfolgreich be- 
handelt (Enzymwirkung?). 
Die eitrig sezernierenden Gesichtsflächen be- 
legen die Eingeborenen mit am Feuer gerußten 
Bimbsoblättern, und ich Überzeugte mich durch 
Augenschein, in wie ausgezeichneter Weise dieser 
federleichte und wohl auch fast keimfreie Klebe- 
verband den Wunden anliegt. (Beobachtet bei 
dem obenerwähnten Fall von schwerer Gesichts- 
lepra.) 
Sitten und Bräuche, Kultur. 
Außerst unhygienisch ist die Bestattung der 
Leichen auf Manus. 
Die Toten werden in den Pfahlhäusern hin- 
gelegt, bis die, in Fäulnis übergegangenen Weich- 
teile durch die Bodenlatten abgeflossen sind; der 
  
  
  
  
  
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Sehr eigenartig war bei einem jungen Weibe 
ein rauschartiger Zustand durch andauerndes Betel- 
kauen. 
Ein Mann in Dade mit akuter Pneumonie 
verweigerte die Annahme von Medizin und be- 
schränkte sich auf das Tragen eines Blätterringes 
um den Hals; er meinte: „das andere nutze 
alles nichts: der Teufel wolle ihn nun einmal 
töten“. 
Schädel wird dann im Hause bewahrt, während 
die übrigen Knochen auf Inseln meist in Höhlen 
aufgehäuft werden. Bisweilen fand man auch 
außer dem Schädel noch Arm und Schlüsselbein 
pietätvoll in Schalen aufgehängt. In dem bestia- 
lischen Gestank, der während der Verwesungs- 
periode die Häuser erfüllt, muß an manchen 
Orten die Frau acht Tage lang leben. Sie hält 
meist den Kopf heraus, ja sie mischt sogar flüssige 
 
	        
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