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Nr. 10 vom 29. September 1914: „Haupt-
mann Baumstark hat Lager von Madorini')
lauf dem Marsch nach Mombassa) ange-
griffen, welches von Engländern flucht-
artig verlassen wurde. Vorgefunden zwei
Vorderladergeschütze mit Munition, Verpflegung
und Gewehre mit viel Munition. Nach Ein-
geborenen-Nachrichten ist Shimoni-“") eben-
falls verlassen. Gegner hat sich auf Gazi““)
zurückgezogen. Durch Schwarzpulverexplosion
Feldwebel Hersing tödlich, Oberleutnant d. R.
(Erster Referent) Methner schwer verwundet.“
Es ist von besonderem Interesse, daß schon
zu damaliger Zeit — Ende September —
deuticherseits Vorstöße in der Richtung auf Mom-
bassa unternommen wurden; die englische Presse
hat sich mit den dortigen Vorgängen erst zwei
Monate später beschäftigt — in welchem Sinne,
das wird bei Besprechung des Telegramms Nr. 13
noch zu beleuchten sein.
Nr. 11 vom 30. September 1914: „Nach
nichtamtlichen Nachrichten ist belgische Sta-
tion Goma am Kiwu von deutschen
Truppen genommen. Auf Kiwusee kreuzt
armiertes deutsches Motorboot. Insel Kwi-
dschwi soll von Belgiern geräumt sein.“
Amtliche Bestätigung der belgischen Niederlage
auf letztgenannter Insel bringt das Telegramm
Nr. 11. In den Mitteilungen der feindlichen
Presse über die dortigen Vorgänge war Station
Goma bis jetzt nicht erwähnt worden.
Nr. 12 vom 4. Oktober 1914: „Nach Mel-
dung Kommandos ist über das Gefecht von
Loldureish am 26. September 1914 festge-
siellt: Hauptmmann Schulz mit 4. und 13. Kom-
pagnie Patrounillenkorps ging gegen feindliches
Lager in Stärke von zwei bis drei Inderkom-
dagnien, Somali und Europäern, ferner drei
Maschinengewehren und ein bis zwei kleinen
Geschützen am Zusammenfluß von Tsavo und
Loldureishfluß vor, um sie mit sechs Ma-
schinengewehren zu beschießen. Nach kurzer
Beschießung wurde wieder in das Lager zurück-
marschiert. Zehn Engländer, 20 englische
Farbige sollen gefallen sein.
Diesseits schwer verwundet: Hauptmann
Schulz, Feldwebel Roehrig, Feldwebel d.
Landw. Reinhardt, Reservist Fromm; leicht
verwundet: BVizefeldwebel d. Beurl. Standes
Wiedeweg, zwei Askari; ein Askari vermißt.
*) Liegt vermutlich in der Gegend der Umba-
müundung in den Indischen Ozean.
"*) Ort gegenüber der Wasin-Insel löstlich der
Umbamündung).
*") Oder „Ngasi“, in einer späteren Schilderung
des „Daily Chronicle“ „Gaza“" genannt, liegt südlich
von Mombassa an der Küste von Britisch-Ostafrika.
Auf dem Gefechtsfelde des Leutnants Klein
am 20. September 1914 wurden mehrere
große Massengräber gefunden.“
In den englischen Meldungen war als Ort
des hier erwähnten Gefechts vom 26. September
Msima am Tsavo angegeben worden. Bei Be-
sprechung der englischen Darstellung in unserer
ersten Mitteilung hatten wir bereits als auffallend
hervorgehoben, daß die Engländer die Verfolgung
der angeblich unter Verlust von 17 Agskaris ge-
schlagenen deutschen Abteilung nicht aufgenommen
haben sollten. Ferner wurde damals schon die
Vermutung ausgesprochen, daß die Verluste des
Feindes sich wohl nicht nur auf „zwei verwundete
Eingeborene“ beschränkt hätten. Durch das Tele-
gramm des Gouverneurs wird die Richtigkeit un-
serer damaligen Annahme erwiesen. Offenbar
war die Gefechtskraft der englischen Truppen durch
unsere Beschießung derart geschwächt worden, daß
der Feind sich nicht entschließen konnte, den an-
scheinend ganz geordneten Rückzug der Deutschen
zu stören.
Wo das am Schluß des Telegramms erwähnte
Gefechtsfeld des Leutnants Klein vom 20. Sep-
tember gelegen war, läßt sich vorläufig nicht fest-
stellen; vermutlich handelte es sich aber auch dabei
um einen Platz im Gebiet des Tsavo-Flusses.
Nr. 13 (ohne Datum): „Kigali berichtet:
Am 4. Oktober griffen vier belgische Kompagnien
am Kiwusee nördlich von Kissenji die deut-
schen Truppen unter Hauptmann Wintgens
an. Gegner erlitt schwere Verluste und
wurde zurückgeworfen. Verwundet: Haupt-
mann Wintgens, Leutnant der Res. Lank,
Sanitätsfeldwebel Dormeyer, VBizefeldwebel
d. Beurl. Standes Pursche, Vermessungsmaat
Walter.
In früher gemeldetem Gefecht bei NRgazi")
erlitt Gegner anscheinend schwere Ver-
luste, besonders an Europäern. Von
unseren Truppen wurden erbentet drei Fahnen
von farbigen Truppen, Gewehre, Instrumente
einer indischen Musikkapelle und 120 Ziegen.“
Nr. 14 vom 16. Oktober: „Belgischer
Posten in Nyakalengo auf Insel Kwidschwi
wurde am 24. September von unseren Truppen
unter Hauptmann Wintgens angegriffen und
ergab sich nach eineinhalbstündigem Ge-
fecht. Verluste des Gegners: sechs Askari ge-
fallen, sieben verwundet. Unsererseits ein Askari
verwundet. Kriegsgefangen ein Offizier und
vierundvierzig Askari. Erbeutet etwa fünfzig
Mausergewehre und viel Munition sowie das
zweite belgische Stahlboot.“
*) = Gazi, s. o.