Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Residentur, zurückgeschickt! Aus weiteren, im Frieden unerhörten Anzeichen, wie Anhalten deutscher 
Boten in Nigerien, Festsetzen farbiger deutscher Schutzbefohlener in Yola und ähnlichen Vorkomm- 
nissen läßt sich der Schluß ziehen, daß schon zu damaliger Zeit in den britischen Besitzungen West- 
afrikas Vorbereitungen für einen allgemeinen Kolonialkrieg inner= und außerhalb des Kongobeckens 
getroffen worden sind. Wenn anderseits die Regierung in London die belgische Anfrage vom 
7. August zehn Tage lang unbeantwortet ließ, so findet das eine zwanglose Erklärung in der Tat- 
sache, daß am 15. August der erste deutsche Angriff (bei Taveta, Britisch-Ostafrika) erfolgt war, 
und die britische Regierung erst nunmehr einen Vorwand für ihre ablehnende Haltung in der Neu- 
rralisierungsfrage in die Hand bekam. Der Verlauf der späteren kriegerischen Ereignisse in den 
afrikanischen Gebieten hat keinen Zweifel mehr darüber gelassen, daß England von vornherein fest 
entschlossen war, die Machtstellung und das Ansehen Deutschlonds in Afrika wo und wie nur immer 
möglich zu erschüttern. Frankreich und danach auch Belgien haben sich dem Vorgehen Englands 
gegen die deutschen Schutzgebiete angeschlossen und damit die Solidarität der an der Kulturmission 
in Afrika beteiligten Mächte gespalten, sowie das Ansehen der weißen Rasse bei den primitiven 
Völkerschaften Afrikas nachhaltig untergraben. 
Den Regierungen der verbündeten Staaten muß also nach Lage der Dinge die volle Ver- 
antwortung für alle Folgen zufallen, welche die UÜbertragung des Kriegszustandes auf die Gebiete 
des konventionellen Kongobeckens und Aquatorialafrikas überhaupt nach sich ziehen wird. 
  
  
NUachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
—. 
Kamerun. 
Das Kuftreten der Engländer bel der Besetzung 
des GCouvernementssitzes Buea. 
Aus den bisherigen amtlichen Veröffentlichungen 
ist bekannt, in welch rücksichtsloser, ja brutaler 
Weise Engländer und Franzosen gegen die deutsche 
Zivilbevölkerung und deren Eigentum in Duala, 
Edea, Jabassi, Njamtam in Kamerun vor- 
gegangen sind. Auch bei der Besetzung des 
Gouvernementssitzes Buea haben sich die Eng- 
länder in gleich empörender Weise aufgeführt. 
Hierüber geben die beeidigten Aussagen des 
Vorstandes der Baseler Mission, Missionars 
Lutz aus Buea, die folgende Schilderung: 
„Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich 
ausschließlich auf die Engländer. Die Franzosen 
kamen nur zur Flaggenhissung nach Buea und 
zogen dann nach dem etwa ¾ Stunden ent- 
fernten Soppo (Sitz der Schutztruppe). Sie wur- 
den, wie ein englischer Offizier sich mir gegenüber 
äußerte, mit Rücksicht darauf, daß sie zu schlimm 
hausen würden, von Buea ferngehalten. 
Nachdem in den Tagen vom 12. bis 14. No- 
vember am Fuße des Kamerunberges (Victoria, 
Tiko und Mpondo) größere Truppenansamm- 
lungen stattgefunden hatten, wohl zum Zweck der 
Umzingelung von Buca, zogen die Feinde Sonn- 
tag, den 15. November, etwa mittags 1 Uhr, in 
Buea ein. Es mögen nach oberflächlicher Schätzung 
wohl gegen 2000 Mann schwarzer Truppen und 
mehr als 1000 Träger gewesen sein. Die Feinde 
  
ließen zwei große Geschütze den Kamerunberg 
heraufschaffen, zerlegbare Revolverkanonen mögen 
es etwa acht gewesen sein und außerdem noch 
eine Angahl Maschinengewehre. Die Ausrüstung 
der schwarzen Soldaten war sehr gut; sie hatten 
durchweg neue Gewehre. Die ganze Ausrüstung 
erweckte den Eindruck, daß das Hereintragen 
des Krieges in unsere Kolonie bei unseren 
Feinden längst beschlossene Sache war. 
Bei der großen Ubermacht der Feinde, die 
von drei Seiten hereinbrachen, blieb unserer kleinen, 
unter dem Befehl von Hauptmann Gaiser stehen- 
den Truppe nichts übrig, als sich zurückzuziehen. 
Leutnant von Behr hielt den auf dem Weg 
Tiko —Buea vordringenden größeren Truppenteil 
mit seiner etwa aus 40 Mann bestehenden Ab- 
teilung längere Zeit auf. Heldenmütig scheint 
diese kleine Schar gekämpft zu haben. Fast völlig 
erschöpft mußte sich Herr von Behr nach Buea 
zurückziehen, wo er Aufnahme im Hospital fand. 
Die Feinde hatten bereits zu einem großen Teil 
das Bakwiri-Gebiet besetzt, so daß manche unserer 
Kämpfenden in die Hände der Feinde gefallen 
sind. Nach dem, was ich von Weiß und Schwarz 
hörte, fand geradezu eine Hetzjagd gegen die 
wenigen Deutschen statt. Dabei sind Dr. Bor- 
chert, Leutnant d. Res. Scheer und Zahlmeister 
Wiese hoch oben am Kamerunberg gefallen. 
Von Eingeborenen wurde uns mitgeteilt, daß die 
Aufforderung ergangen sei, die der Schutztruppe 
angehörigen Deutschen aufzusuchen und einzu-
	        
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