Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten. 
Vierte Mitteilung. 
I1. Deutsch-Ostafrika. 
Nach den letzten hier eingetroffenen amtlichen 
Nachrichten aus dem Schutzgebiet, welche die 
Ereignisse bis zum 7. Februar d. Is. umfassen, 
kann die dortige Lage weiterhin als durch- 
aus günstig bezeichnet werden. Wiederum 
sind die englischen Versuche, in Deutsch-Ostafrika 
einzudringen, gänzlich gescheitert. Nur die dem 
Festland vorgelagerte Insel Masfia geriet nach 
tapferem Widerstand der kleinen Besatzung in die 
Hände der Feinde. 
Auf Grund des gesamten vorliegenden Nach- 
richtenmaterials, das auch fremdländischen, in erster 
Linie natürlich englischen Quellen entstammt, 
ergibt sich solgender Verlauf der Ereignisse: 
Nach den bei Tanga und am Longidoberg, 
nordwestlich des Kilimandscharo, am 3. bis 5. No- 
vember v. Is. erlittenen Niederlagen haben die 
Engländer bis Mitte Dezember anscheinend nichts 
gegen Deutsch-Ostafrika unternommen. Erst um 
diese Zeit begannen sie wieder mit Vorstößen, und 
zwar von Mombassa aus in Richtung Tanga. 
Der im „East African Standard“ (Nairobi) 
veröffentlichte amtliche englische Bericht vom 
15. Januar d. Is. sagt hierüber: 
„Am 18. Dezember 1914 rückten wir gegen 
das Umbatal vor, um den Feind, der diesen Teil 
in bedeutendem Umfange seit einigen Monaten 
besetzt hielt, wieder über die Grenze zu treiben. 
Am Abend des 20. Dezember war dieser Zweck 
erreicht, und wir vervollständigten unseren Besitz 
am 22. Dezember, indem wir Posten am Südufer 
des Umba besetzten und Jassini im deutschen 
Gebiet nahmen. Kürzlich hat der Feind in dieser 
Gegend seine Tätigkeit wieder aufsgenommen, aber 
seine Anstrengungen waren ohne Erfolg, und wir 
hielten den Platz.“ 
Aus dem Bericht des Gouverneurs von 
Deutsch-Ostafrika geht nicht hervor, daß das an 
der Grenze gelegene Umbatal in „bedentendem“ 
Umfang besetzt war. Wäre das der Fall ge- 
wesen, so hätte sich das Vordringen der Engländer 
über die Grenze und ihre Besetzung von Jassini 
am 22. Dezember nicht ohne größere Kämpfe 
  
abgespielt. Davon spricht aber der englische Be- 
richt nicht, sondern nur von dem erreichten Zweck. 
Anscheinend haben bei dieser Gelegenheit, wie 
auch aus anderen englischen Quellen hervorgeht, 
nur Patrouillengefechte stattgefunden. Auch 
ein deutscher amtlicher Bericht von Anfang 
Januar d. Is. spricht von einem Patrouillen-- 
gefecht bei Wanga, wobei ein Schütze schwer 
verwundet wurde. 
In dem amtlichen englischen Bericht heißt es 
auch, daß die deutsche Truppe kürzlich ihre Tätig- 
keit in jener Gegend, jedoch ohne Erfolg, wieder 
aufgenommen habe. Hierauf bezieht sich auch ein 
in der in Beira (Portugiesisch-Ostafrika) erscheinen- 
den englischen Zeitung „Beira- Post“ veröffent- 
lichter Bericht vom 9. März, in dem es über 
die Ereignisse von Jassini heißt: „Diese (d. h. 
die englische Besatzung von Jassini) wurde am 
12. Januar von etwa 300 Mann angegriffen, 
die jedoch zurückgeschlagen wurden.“ 
Das gleiche behaupten ein späterer amtlicher 
englischer Bericht im „East African Standard“ 
vom 20. Januar, sowie eine Mitteilung des 
englischen Pressebureaus vom 27. April d. Is. 
Der amtliche Bericht des Gouverneurs Dr. Schnee 
enthält hierüber nichts. Die Richtigkeit der eng- 
lischen Berichterstatmung muß daher vorläufig 
bezweifelt werden. 
Auf jeden Fall haben es die Engländer nicht 
gewagt, über Jassini hinaus nach Süden vor- 
zugehen. Sie kamen auch nicht dazu; denn am 
18. Januar wurden sie deutscherseits dort an- 
gegriffen, in zweitägigem schweren Gefecht voll- 
kommen geschlagen und über die Grenze zurück- 
geworfen. 
Der bis jetzt vorliegende, nur kurze amtliche 
Bericht des Gonverneurs sagt hierüber fol- 
gendes: 
„In zweitägigem Gefecht am 18. und 
19. Januar wurde starker Gegner bei Jassini 
geschlagen. Verlor 200 Tote; 4 Kompagnien 
gefangengenommen. Gesamtverlust wird etwa 
700 Mann betragen. 350 Gewehre, 1 Maschinen- 
gewehr, 2 Reittiere, 60 000 Patronen erbentet." 
1“
	        
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