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Nähere Einzelheiten über das Gefecht sind
noch nicht bekannt, aber hoffentlich bald zu er-
warten. Erst nach Eintreffen der deutschen
Meldungen wird man den englischen amtlichen
Berichten entgegentreten können, welche zwar die
eigene Niederlage zugeben, anderseits aber die
amtliche deutsche Darstellung bezüglich der eng-
lischen Verluste als unrichtig bezeichnen. Der
Bericht des englischen Kriegsministeriums gibt
nämlich die englischen Verluste auf insgesamt
280 Mann an, von denen 242, also zwei Kom-
pagnien, gefangen worden seien.
Dem entgegen werden im „East African
Standard"“ die Verluste wie folgt angegeben:
Tot 3 indische Offiziere, 35 Mann,
verwundet. 4 europäische — "
- .2 indische - 86
vermift 9 - - 239 —
18 Offiziere, 360 Mann.
Ferner wird hier die Zahl der gefangenen
Kompagnien auf drei angegeben nebst zwei weiteren
englischen (also doch europäischen) Offizieren. Das
englische Kriegsministerium scheint demnach nicht
genügend unterrichtet worden zu sein. Sehr be-
zeichnend ist es, daß das Zurückziehen der eng-
lischen Truppen nach der Gegend von Mombassa
mit den durch den Beginn der Regenzeit un-
günstig gewordenen klimatischen Verhältnissen
begründet wird.
Der englischerseits über das Gefecht von
Jassini im „East African Standard“ veröffent-
lichte Bericht lautet:
„Nairobi, den 20. Januar 1915. Schwere
Gefechte fanden statt in der Nähe von Vanga
an der Küste. Wie erinnerlich, trieben unsere
Truppen im Dezember die deutschen Truppen aus
dem Umbatal und errichteten Posten am Flusse
entlang, sowie einen Vorposten in Jassini auf
deutschem Gebiet. Kurz darauf griff der Feind
Jasin an, wurde jedoch ohne große Schwierig-
keiten wieder vertrieben. Am 18. Jannuar jedoch
versammelte der Feind heimlich eine große Macht
von beinahe 2000 Mann mit 6 Kanonen und
14 bis 16 Maschinengewehren und griff Jassini
von neuem an. Er konnte eine starke Stellung
erobern und schnitt unsern vorgeschobenen Posten
von seinen Verstärkungen ab. Unsere Garnison
in Jassini war nur klein, die Umbatal-Streitkräfte
unter General Tighe griffen den Feind zweimal
an, aber seine Stellung war so stark und seine
Geschützüberlegenheit’) so hervorragend,
zusammen.
*) Im englischen Tert heißt es „kun power“.
also „Geschütnzüberlegenheit“ und nicht „zun powder“
= „Pulver“, wie es in deutschen Zeitungen übersetzt
worden war. (R. K. A.)
daß beide Versuche, Jassini zu entsetzen, fehl-
schlugen, obgleich unsere Truppen tapfer kämpften.
Die Besatzung von Jassini verteidigte sich groß-
artig, aber am Morgen des 19. war die Mu-
nition verbraucht, so daß sich die Besatzung er-
geben mußte. Der Feind erlitt schwere Verluste.
Unsere Stellung am UmbasFlusse ist unverändert.“
Eine weitere ausführlichere Darstellung gibt
das amtliche englische Pressebüro wie nach-
stehend:
„Obschon am 7.Oktober bei Gasi kräftig zurück-
geschlagen, hielten die deutschen Streitkräfte sich
auf britischem Gebiet nördlich des Umbaflusses.
Es erschien daher angezeigt, in diesem Teile des
Schutzgebietes ein Vorgehen einzuleiten, um deimt
Feind aus britischem Gebiete zu vertreiben. Eine
Kolonne von etwa 1800 Mann, bestehend aus
Indern und afrikanischen Schützen (die gewöhn-
liche Schutztruppe) mit Artillerie, wurde zu diesem
Zwecke abgesandt. Am 2. Januar war der Feind
über seine eigene Grenze zurückgeschlagen, und
die britische Kolonne hatte sich mit Hilfe der
Flottenstreitkräfte unter nur geringen Verlusten
längst des Umbatales festgesetzt. Unsere Truppen
besetzten wiederum den Ort Vanga, den die
Deutschen seit Beginn der Feindseligkeiten inne-
gehabt hatten, sowie einen vorgeschobenen Posten
in Jassini, etwa 30 km innerhalb des feindlichen
Gebietes. Diesen Posten hielten drei Kompagnien
indischer Infanterie, im ganzen etwa 300 Mann.
Am 12. Jannar griff eine beträchtliche deutsche
Streitmacht Jassini an, wurde jedoch mit schweren
Verlusten zurückgeschlagen. Nachdem die
Deutschen darauf eine größere Streitmacht in
Stärke von etwa 200“) Mann mit sechs Ge-
schützen und zahlreichen Maschinengewehren zu-
sammengezogen, griffen sie den Posten am 18. Januar
an. Von dem Umbatale her taten die Truppen
alles mögliche, um die Besatzung von Jassin zu
entsetzen, was sich jedoch nicht rechtzeitig bewirken
ließ, da am Morgen des 19. die Besatzung, die
sich verschossen und ihren Befehlshaber, Obersten
Ragbir Singh, verloren hatte, genötigt gewesen
war, sich zu ergeben. Sowohl bei der Ver-
teidigung von Jassin wie bei den Kriegshandlungen
zum Entsatz des Postens fand der in Britisch-
OÖstafrika kommandierende General Anlaß, die
Tapferkeit der indischen und afrikanischen Truppen
zu loben.
Bei Eintritt der Regenzeit zog sich die Kolon ne
aus der ungesunden Gegend am Umbaflusse in
das gesündere Gebiet um Mombassa zurück."
Die „Times“ veröffentlichten ferner um Ende
April folgenden Bericht aus dem „East African
*) Soll doch wohl 2000 heis:en. (R. K. A.)