Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Nähere Einzelheiten über das Gefecht sind 
noch nicht bekannt, aber hoffentlich bald zu er- 
warten. Erst nach Eintreffen der deutschen 
Meldungen wird man den englischen amtlichen 
Berichten entgegentreten können, welche zwar die 
eigene Niederlage zugeben, anderseits aber die 
amtliche deutsche Darstellung bezüglich der eng- 
lischen Verluste als unrichtig bezeichnen. Der 
Bericht des englischen Kriegsministeriums gibt 
nämlich die englischen Verluste auf insgesamt 
280 Mann an, von denen 242, also zwei Kom- 
pagnien, gefangen worden seien. 
Dem entgegen werden im „East African 
Standard"“ die Verluste wie folgt angegeben: 
Tot 3 indische Offiziere, 35 Mann, 
verwundet. 4 europäische — " 
- .2 indische - 86 
vermift 9 - - 239 — 
  
18 Offiziere, 360 Mann. 
Ferner wird hier die Zahl der gefangenen 
Kompagnien auf drei angegeben nebst zwei weiteren 
englischen (also doch europäischen) Offizieren. Das 
englische Kriegsministerium scheint demnach nicht 
genügend unterrichtet worden zu sein. Sehr be- 
zeichnend ist es, daß das Zurückziehen der eng- 
lischen Truppen nach der Gegend von Mombassa 
mit den durch den Beginn der Regenzeit un- 
günstig gewordenen klimatischen Verhältnissen 
begründet wird. 
Der englischerseits über das Gefecht von 
Jassini im „East African Standard“ veröffent- 
lichte Bericht lautet: 
„Nairobi, den 20. Januar 1915. Schwere 
Gefechte fanden statt in der Nähe von Vanga 
an der Küste. Wie erinnerlich, trieben unsere 
Truppen im Dezember die deutschen Truppen aus 
dem Umbatal und errichteten Posten am Flusse 
entlang, sowie einen Vorposten in Jassini auf 
deutschem Gebiet. Kurz darauf griff der Feind 
Jasin an, wurde jedoch ohne große Schwierig- 
keiten wieder vertrieben. Am 18. Jannuar jedoch 
versammelte der Feind heimlich eine große Macht 
von beinahe 2000 Mann mit 6 Kanonen und 
14 bis 16 Maschinengewehren und griff Jassini 
von neuem an. Er konnte eine starke Stellung 
erobern und schnitt unsern vorgeschobenen Posten 
von seinen Verstärkungen ab. Unsere Garnison 
in Jassini war nur klein, die Umbatal-Streitkräfte 
unter General Tighe griffen den Feind zweimal 
an, aber seine Stellung war so stark und seine 
Geschützüberlegenheit’) so hervorragend, 
zusammen. 
*) Im englischen Tert heißt es „kun power“. 
also „Geschütnzüberlegenheit“ und nicht „zun powder“ 
= „Pulver“, wie es in deutschen Zeitungen übersetzt 
worden war. (R. K. A.) 
  
daß beide Versuche, Jassini zu entsetzen, fehl- 
schlugen, obgleich unsere Truppen tapfer kämpften. 
Die Besatzung von Jassini verteidigte sich groß- 
artig, aber am Morgen des 19. war die Mu- 
nition verbraucht, so daß sich die Besatzung er- 
geben mußte. Der Feind erlitt schwere Verluste. 
Unsere Stellung am UmbasFlusse ist unverändert.“ 
Eine weitere ausführlichere Darstellung gibt 
das amtliche englische Pressebüro wie nach- 
stehend: 
„Obschon am 7.Oktober bei Gasi kräftig zurück- 
geschlagen, hielten die deutschen Streitkräfte sich 
auf britischem Gebiet nördlich des Umbaflusses. 
Es erschien daher angezeigt, in diesem Teile des 
Schutzgebietes ein Vorgehen einzuleiten, um deimt 
Feind aus britischem Gebiete zu vertreiben. Eine 
Kolonne von etwa 1800 Mann, bestehend aus 
Indern und afrikanischen Schützen (die gewöhn- 
liche Schutztruppe) mit Artillerie, wurde zu diesem 
Zwecke abgesandt. Am 2. Januar war der Feind 
über seine eigene Grenze zurückgeschlagen, und 
die britische Kolonne hatte sich mit Hilfe der 
Flottenstreitkräfte unter nur geringen Verlusten 
längst des Umbatales festgesetzt. Unsere Truppen 
besetzten wiederum den Ort Vanga, den die 
Deutschen seit Beginn der Feindseligkeiten inne- 
gehabt hatten, sowie einen vorgeschobenen Posten 
in Jassini, etwa 30 km innerhalb des feindlichen 
Gebietes. Diesen Posten hielten drei Kompagnien 
indischer Infanterie, im ganzen etwa 300 Mann. 
Am 12. Jannar griff eine beträchtliche deutsche 
Streitmacht Jassini an, wurde jedoch mit schweren 
Verlusten zurückgeschlagen. Nachdem die 
Deutschen darauf eine größere Streitmacht in 
Stärke von etwa 200“) Mann mit sechs Ge- 
schützen und zahlreichen Maschinengewehren zu- 
sammengezogen, griffen sie den Posten am 18. Januar 
an. Von dem Umbatale her taten die Truppen 
alles mögliche, um die Besatzung von Jassin zu 
entsetzen, was sich jedoch nicht rechtzeitig bewirken 
ließ, da am Morgen des 19. die Besatzung, die 
sich verschossen und ihren Befehlshaber, Obersten 
Ragbir Singh, verloren hatte, genötigt gewesen 
war, sich zu ergeben. Sowohl bei der Ver- 
teidigung von Jassin wie bei den Kriegshandlungen 
zum Entsatz des Postens fand der in Britisch- 
OÖstafrika kommandierende General Anlaß, die 
Tapferkeit der indischen und afrikanischen Truppen 
zu loben. 
Bei Eintritt der Regenzeit zog sich die Kolon ne 
aus der ungesunden Gegend am Umbaflusse in 
das gesündere Gebiet um Mombassa zurück." 
Die „Times“ veröffentlichten ferner um Ende 
April folgenden Bericht aus dem „East African 
*) Soll doch wohl 2000 heis:en. (R. K. A.)
	        
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