Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Englische Blätter bringen auch die Namen 
von drei englischen Offizieren und einem Unter- 
offizier, die in einem, am 9. März stattgehabten 
Gefecht in Ostafrika gefallen sind. Da Näheres 
darüber nicht mitgeteilt wird, ist anzunehmen, 
daß es sich um ein, für die Engländer ungünstig 
verlaufenes Gefecht handelt. 
Aus verschiedenen ihrer Maßnahmen geht 
hervor, daß die Engländer erneute An- 
griffspläne auf Deutsch-Ostafrika vor- 
bereitet haben. 
So haben sie aus Rhodesien vier Kom- 
pagnien europäischer Truppen mit der Bahn durch 
portugiesisches Gebiet nach Beira gebracht 
und in diesem ebenfalls portugiesischen 
Hafen am 9. März mit der Marschrichtung Zan- 
zibar eingeschifft. Die in Beira erscheinende eng- 
lische Zeitung „Beira-Post“ vom 9. März d. Js. 
schildert die Ankunft und Verschiffung dieser Truppe 
und erwähnt auch, wie sie von den Spitzen der 
portugiesischen Behörden empfangen und begrüßt 
worden sind. Auch ein Beitrag zu dem Kapitel 
„Achtung der Neutralität kleiner Staaten durch 
England“! 
Aus Beira kommt auch die Nachricht, daß die 
Engländer seit Anfang März große Mengen Lebens- 
mittel und Munition nach dem südlichen Teil des 
Katanga-Bezirks und Rhodesien schaffen. Es 
verlaute, daß ein kombinierter Angriff englisch- 
belgischer Streitkräfte über Abercorn auf Deutsch- 
Ostafrika geplant sei. 
Wie dem auch sei — nach allen bisherigen 
Ereignissen in Ostafrika können wir die feste Zu- 
versicht hegen, daß unsere Schutztruppe inzwischen 
ihre Gegenmaßnahmen getroffen hat und erneuten 
Angriffen zu begegnen wissen wird. 
Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse 
in der Kolonie müssen als durchaus zu- 
friedenstellend bezeichnet werden. Daslassen 
auch Privatmitteilungen aus Handels= und Pflanzer- 
kreisen erkennen, welche gelegentlich auf Umwegen 
hierher gelangt sind. Die Ein= und Ausfuhr ist 
zwar infolge der Blokade unterbunden, trotzdem 
ist aber in allen Geschäften und auf fast allen 
Betrieben bis in die neueste Zeit ununterbrochen 
und mit befriedigendem Ergebnis weitergearbeitet 
worden. Einige Luxusartikel werden bei weiterer 
längerer Dauer des Krieges in Ostafrika aller- 
dings zu fehlen beginnen, wirkliche Schwierig- 
keiten, namentlich hinsichtlich der Ernährung der 
europäischen Bevölkerung, sind aber nicht zu be- 
sorgen. Dafür sind die natürlichen Hilfsquellen 
des Landes zu ergiebig. 
(Abgeschlossen am 11. März 1915.) 
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II. Kamerun. 
In einer Veröffentlichung über die Kriegfüh- 
rung der Verbündeten in Kamerun hat kürzlich 
das französische Ministerium der Kolonien 
ausgeführt, daß die deutschen Truppen nach den 
schweren Kämpfen der letzten Monate gezwungen 
seien, sich auf die Hochebene im Zentrum des 
Schutzgebiets zurückzuziehen. Die deutsche Ver- 
waltung sei nach Jaunde verlegt, der Vormarsch 
der Verbündeten dorthin dauere an. 
Diese amtliche französische Nachricht soll und 
muß den Eindruck erwecken, als ob die Waffen 
der Verbündeten in den letzten Monaten von 
großem Erfolg begleitet gewesen seien, und die 
Kriegslage im Schutzgebiet Kamerun sich erheblich 
zu unseren Ungunsten gestaltet habe. Ob und 
inwieweit diese Ansicht der französischen Regierung 
berechtigt ist, möge an der Hand der vorliegenden, 
von Mitte Februar stammenden deutschen amt- 
lichen Berichte aus Kamerun, die durch 
Privatnachrichten und anderweitige Veröffent- 
lichung der feindlichen Regierungen ergänzt 
wurden, geprüft werden. 
Ende Dezember v. Js. befand sich der ge- 
samte Küstenstrich von Rio del Rey bis Ukoko 
unter der Herrschaft der feindlichen Schiffsgeschütze. 
Zehn Kriegsschiffe, zehn bis zwölf Transport- 
dampfer und mehrere armierte große Barkassen 
lagen vor Duala und anderen Plätzen der 
Kamerun-Küste. Von diesen Kriegsschiffen müssen 
drei inzwischen zurückgezogen worden sein, da 
nach englischen Zeitungsnachrichten die unter dem 
25. April 1915 erklärte Blockade von zwei 
Kreuzern und fünf Kanonenbooten ausgeübt wird. 
Vor Kampo liegt ständig ein von zwei Schleppern 
begleitetes englisches Schiff. Rio del Rey, 
Victoria, Duala, Kribi und Ukoko waren 
vom Gegner besetzt, ebenso Buea-Soppo. 
In Kampo, das französische Kriegsschiffe bereits 
im Oktober zusammengeschossen hatten, waren in 
den letzten Tagen des Dezembers englische 
Truppen gelandet worden. Diese hatten im ersten 
Zusammenstoß mit unseren Vortruppen zwei Euro- 
päer und sieben Soldaten verloren. Da ihre 
Versuche, landeinwärts vorzudringen, am Wider- 
stande unserer Truppen scheiterten, räumten sie am 
17. Januar wieder den Platz, nachdem dieser 
völlig zerstört und seine Pflanzungen vernichtet 
worden waren. Späterhin soll, wie eine Privat- 
nachricht besagt, eine französische Abteilung 
Kampo wieder besetzt haben, ohne daß es ihr 
jedoch bisher gelang, in das Innere vorzudringen. 
Nachdem bereits aus Groß= und Klein- 
Batanga, Longji und Plantation die fran- 
zösischen Besatzungen verjagt worden waren, 
wurden in einem Gefecht am 6. Dezember 
die Franzosen vom Hauptmann v. Hagen
	        
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