Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Brücke) besetzt worden sei. Ein 
Beunruhigung würde selbst dann nicht vorliegen, 
wenn diese Nachricht zutreffen sollte. 
Am 14. November v. J. war Buea-Soppo 
den gleichzeitig von Victoria, Tiko und Mpundu 
angesetzten Angriffen weit überlegener englischer 
und französischer Truppen erlegen. Die Reste 
der Besatzung hatten sich teils nach Johann 
Albrechtshöhe zurückgezogen, teils waren sie 
zum Hauptmann von Engelbrechten, dem 
Führer der mit dem Bahnschutze beauftragten 
Abteilung, bei Nlohe an der Nordbahn gestoßen. 
Der Einnahme von Buea folgte der Vormarsch 
der Engländer entlang der Nordbahn auf Bare, 
während gleichzeitig eine französische stärkere Ab- 
teilung über Johann Albrechtshöhe, das nach 
einem Gefechte bei Malende südöstlich der 
Station am 21. November von unseren Truppen 
geräumt wurde, auf Nguschi-Esosong vorrückte. 
Durch diese in der rechten Flanke bedroht, sah 
sich von Engelbrechten trotz glücklicher Gefechte 
bei Njanga am 24. November und 4. Dezember, 
Nlohe am 5. Dezember und Ndunge am 8. bis 
10. Dezember veranlaßt, Nkongsamba und 
Bare aufzugeben und sich zur Verteidigung der 
auf das Hochplateau von Dschang führenden 
Straßen bereitzustellen. Seiner Bewegung schloß 
sich die bei Jabassi stehende Abteilung unter 
Oauptmann Haedicke an; sie nahm eine Stellung 
bei Fontjabesa. Zur Unterstützung der Ab- 
teilung von Engelbrechten zog Major Ramm- 
stedt, dem nach Genesung von schwerer Verwundung 
der Befehl über die auf dem Hochplatean von 
Dschang bis zur englischen Grenze vereinigten 
Truppen übertragen worden war, noch die im 
Ossidinge-Bezirk stehende Abteilung Schaade 
heran. Die Beobachtung der an der deutsch- 
englischen Grenze im Kroßflußgebiet stehenden 
feindlichen Truppen führte die Abtcilung des 
Hauptmanus von Sommerfeld aus. 
In diesem Gebiet hatten englische Truppen, 
die in Stärke von etwa drei Kompagnien von 
Ikom ans, einer etwa 20 km westlich der Grenze 
am Kroßfluß gelegenen englischen Station, vor- 
gestoßen waren, am 25. August 1914 den deutschen 
Zollposten Nsanakang besetzt. Am 6. September 
1914 waren sie von deutschen Truppen, gleich- 
falls in Stärke von drei Kompagnien, angegriffen 
worden und hatten eine schwere Niederlage er- 
litten. Rsanakang wurde wieder von unseren 
Truppen besetzt. Uber das Gefecht am 6. Sep- 
tember schreibt ein deutscher Reserveoffizier an 
seine Angehörigen: 
„Anfangs September besetzten englische Truppen 
den deutschen Zollposten NRsanakang an der ni- 
gerianischen Grenze mit drei Kompagnien. Unsere 
Truppen, ebenfalls drei Kompagnien, griffen am 
Grund zur 
  
frühen Morgen des 6. September, durch den 
umgebenden Wald heranschleichend, die stark be- 
festigte englische Stellung an. Nach dreistündigem, 
harten Kampfe konnten wir Nsanakang stürmen. 
Die Engländer wurden vollständig vernichtet, 
viele Tote, Verwundete; noch mehr ertranken bei 
dem Versuch, die großen, Hochwasser führenden 
Flüsse zu durchschwimmen. Wir erbeuteten 200 Ge- 
wehre, 5 Maschinengewehre und 2 Geschütze, vor 
denen die schwarzen Soldaten großen Respekt 
haben. Für afrikanische Verhältnisse war das 
eine ? Schlacht#e; denn Kamerun hatte bislang nie 
drei Kompagnien konzentriert gesehen. Natürlich 
war ich auch dabei, mein Zug erbeutete drei 
englische Maschinengewehre." · 
Nach dieser schweren Niederlage verhielten 
sich die Engländer zurückhaltend. Ihre Stärke 
war auf etwa sechs Kompagnien und eine Artillerie- 
abteilung festgestellt, von denen Ende November 
zwei Kompagnien weggezogen wurden. 
Ende Dezember 1914 überschritten starke 
englische Kräfte unter Umgehung unserer, an 
der Ossidinge-Grenze aufgestellten Vortruppen 
den Mun-Aja in Richtung auf Ossidinge, 
während gleichzeitig unsere, an der englischen 
Grenze bei Kentu und Esu stehenden Sicherungs- 
truppen beschäftigt wurden, und am 29., 30. und 
31. Dezember Vorstöße überlegener, von Artillerie 
unterstützter Erkundungsabteilungen auf den nach 
Mbo und Kikem führenden Straßen stattfanden. 
Der Ubermacht weichend, räumte Hauptmann von 
Sommerfeld Ossidinge und zog sich nach 
Widekum zur Sicherung der nach Bali führen- 
den Straße an den Rand des Hochplateaus zurück. 
Ossidinge wurde am Neujahrstage von den 
Engländern besetzt. Am nächsten Tag erzwang 
der Gegner durch seine außerordentliche Über- 
macht, die ihm immer wieder die Möglichkeit bot, 
unsere Stellungen zu umfassen, und vor allem 
durch seine Artillerie, die in dem übersichtlichen 
Gelände auf weite Eutfernung die Straßen bestrich, 
den Ausstieg zum Plateau von Dschang bei 
Fong-Donera. An demselben Tage noch besetzte 
er Dschang, das von unseren Truppen nach recht- 
zeitiger Bergung der Vorräte geräumt war. 
In anschaulicher Weise schildert ein Missionar 
die bei der Besetzung Dschangs sich abspielenden 
Vorgänge: 
„Als am 29. Degember 1914 belannt wurde. daß die 
14. Kompagnie v. Eugelbrechten ihre guten Stellungen 
am Ausstiege zum Dschang-Oochlande infolge zehnfacher 
Uberlegenheit des Feindes aufgegeben habe, rechneten 
auch wir Missionare mit der baldigen Ankunft der Eng- 
lünder. Nachdem alle entbehrlichen Missionsmitglieder 
sich in Sicherheit gebracht hatten, verblieben nur noch 
ein Pater und zwei Brüder und die Schwestern auf 
der Station. Bei den Schwestern waren noch drei 
weisse Frauen mit zusammen sechs Kindern unter- 
gebracht. Im Hause der Paters befand sich ein Leut-
	        
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