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Was den zur Zeit in französischen Händen
befindlichen Teil Togos anlangt, so ist in dem
Geheimbericht über die Besetzung Togos, den die
englische Regierung Mitte März d. Is. dem Unter-
haus vorgelegt hat, davon die Rede, „daß der
Norden der deutschen Togokolonie sich bis jetzt
noch nicht unterworfen habe“. Diese englische
Mitteilung ist nach Privatnachrichten insoweit zu-
treffend, als in Nordtogo, und zwar in gewissen,
mit mohammedanischen Elementen durchsetzten
Teilen des Sokodebezirks, die Eingeborenen sich
geweigert haben, die französische Herrschaft anzu-
erkennen: sie seien nur den Deutschen untertan.
Inwieweit diese Auflehnung etwa auf Bewegungen
zurückgeführt werden kann, die aus der Verkündung
des „heiligen Krieges“ hervorgehen, entzieht sich
vorläufig der Beurteilung. Hierbei ist es an-
scheinend zu einzelnen blutigen Zusammenstößen
mit den Eingeborenen gekommen, ohne daß aber
diese durch Deutsche geführt oder sonst unterstützt
worden wären.
Dieser Widerstand hat naturgemäß auf die
militärische und politische Besitzergreifung des öst-
lichen Teils von Togo durch die Franzosen keinen
dauernden Einfluß ausüben können. Dagegen
hat die von der französischen Regierung angeordnete
Schließung der deutschen Faktoreibetriebe und die
dadurch hervorgerufene Unterbindung des Handels-
verkehrs zu einer solchen Unzufriedenheit der Ein-
geborenen geführt, daß sich die französische Ver-
waltung veranlaßt sah, für die Läden deutscher
Firmen im Anecho= und Atakpamebezirk und
wahrscheinlich auch im Sokodebezirk seit Januar
d. Js. die Wiedereröffnung zuzulassen. Bezeich-
nenderweise hatte sie aber in der vorhergegan-
genen Zeit aus den von ihr geschlossen ge-
haltenen deutschen Faktoreien nach Belieben Waren
entnommen, ohne den schwarzen Angestellten
irgendwelche Empfangsbescheinigungen dafür aus-
zuhändigen. Der Handelsbetrieb wird ausschließ-
lich durch Schwarze geführt, weil es nach wie
vor keinem Deutschen erlaubt ist, in das von den
Franzosen besetzte Gebiet hinüberzugehen. Der
Betrieb beschränkt sich, wie in dem englischerseits
besetzten Teil Togos, wohl in der Hauptsache auf
den Ausverkauf der vorhandenen Warenbestände.
Dagegen ist der Abtransport von Bargeld seitens
der französischen Verwaltung in Togo bisher nicht
zugelassen worden.
(Abgeschlossen am 7. Mai 1915.)
MO
IV. Deutsch= Südwestafrika.
Über die nach Abschluß der letzten Mitteilung in
Südwestafrika stattgehabten kriegerischen Ereignisse
liegen noch keine amtlichen deutschen Meldungen
vor. Wir sind vielmehr für die folgenden Dar-
legungen gänzlich auf ausländische, in erster Linie
englische, durch Reuter verbreitete Berichte an-
gewiesen. Da letztere erfahrungsgemäß fast durch-
weg eine einseitige Darstellung geben, so läßt
sich daraus ein einwandfreies Bild der Lage natür-
lich nicht gewinnen. Aus der vielfach gewundenen
und verschleiernden Art der Berichterstattung ist
insbesondere nicht zu entnehmen, wie hoch die
Erfolge der englisch-südafrikanischen Streitkräfte
im Einzelnen einzuwerten sind.
Immerhin ist die Tatsache nicht zu leugnen,
daß die feindlichen Truppen bereits weit ins
Innere des Schutzgebiets vorgedrungen sind.
Dies gilt besonders vom Süden, dessen Besetzung
aus drei Richtungen, anscheinend ohne größeren
Widerstand von deutscher Seite, erfolgt ist. Da-
gegen scheinen die von Swakopmund aus in
Richtung Windhuk unter persönlicher Führung
Bothas vorgehenden Truppen erheblicheren Wider-
stand gefunden zu haben.
Im einzelnen wäre über die neueren Be-
wegungen in Südwestafrika folgendes zu sagen:
Nachdem es den nur schwachen deutschen
Abteilungen gelungen war, im Laufe des Februar
und in der ersten Hälfte des März die aus der
Richtung Lüderitzbucht, vom Oranje über Warmbad
und ferner über die Südostgrenze vorrückenden
feindlichen Streitkräfte aufzuhalten, mußten sie in
der zweiten Märzhälfte beginnen, sich vor der
andringenden Ubermacht allmählich nach Norden
zurückzuziehen.
So gelang es der von Südosten über Hasunr,
Plattbeen und Ukamas vorgehenden feindlichen
Kolonne, in den Besitz der Gegend östlich der
Karasberge zu gelangen, von wo aus sie dann
den Vormarsch in Richtung Kabus, etwa 30 km
nördlich Keetmanshoop, fortsetzte. Die vom Süden
anrückende Kolonne gelangte über Warmbad nach
Kalkfontein, dem Endpunkt der Südbahn, von
wo sie weiter über Seeheim auf Keetmanshoop
vorstieß, das sie am 20. April besetzte, nachdem
der Ort angeblich am 19. von den Deutschen
bis auf 100 weiße Bewohner geräumt worden
war. Die Stadt soll unbeschädigt sein; nur
wurden Telephon= und Telegraphenämter zerstört.
Die dritte, von Lüderitzbucht seinerzeit bis
Garub gelangte Kolonne hatte nach dem miß-
glückten Vorstoß vom 22. Februar am 2. April
Aus erreicht und war von dort, ohne auf Wider-
stand zu stoßen, über Schakalskuppe und Knuibis
auf Brackwasser und Bethanien vorgerüdkt,