Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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11. August, geordnet in zwei Abteilungen; eine 
nördliche marschierte unter Feldwebel Kühn über 
Boda auf Makandsja, mit ihr der größte Teil 
der Lasten. Alles Wesentliche wurde mitgenommen 
(Waffen, Munition, Geld, Maschinengewehre, Ver- 
pflegung). Der andere Teil marschierte unter 
Führung von Leutnant Künzlen über Buaka, 
Bossui auf Samba Ngotto. Letztere Abteilung 
hatte bei Buaka ein Nachtgefecht mit dem nach- 
dringenden Feinde zu bestehen, in welchem die 
Franzosen zurückgeschlagen wurden. In Samba 
Ngotto traf die Abteilung Künzlen mit dem 
von Oberleutnant Meyer geführten, auf Mbaiki 
marschierenden Teile der 6. Kompagnie zusammen, 
bei welchem sich auch die Expedition des Pro- 
fessors Werner befand. Es wurde entsprechend 
dem bei dem Abzuge aus Mbaiki gegebenen 
Marschbefehle — mit dem nördlich marschierenden 
Teile der Kompagnie fehlte die Verbindung — 
beschlossen, den Rückmarsch auf Makandja fort- 
zusetzen. Beim Abmarsch aus Samba Ngotto 
(14. August) wurde die Kanuwache in Samba 
Ngotto beschossen. Eine unter Führung des 
Sanitätsunteroffiziers Patschke über den Lobaje 
vorgehende Patrouille stieß bei Bossui auf den 
Gegner und griff ihn an. Der Feind hatte eine 
Stärke von etwa 40 Gewehren und stand unter 
Führung von zwei Europäern, während die Pa- 
trouille Patschke nur acht Gewehre stark war. Bei 
dem Zusammenstoß wurden auf unserer Seite zwei 
farbige Soldaten verwundet, während auf feind- 
licher Seite ein Europäer und mehrere Farbige 
fielen. Der Feind räumte den Platz, der 
auch am nächsten Morgen noch frei vom Feinde 
war. Der weitere Marsch der Kompagnie, die 
nach dem Zusammenstoß bei Bossui nicht mehr 
von den Franzosen verfolgt wurde, ging zunächst 
auf Makandsa, von wo sie sich mit Rücksicht auf 
dringliche Verstärkungsgesuche über Bula auf 
Nola zurückgezogen hatte. Dort traf die 6. Kom- 
pagnie am 28. August ein. 
Inzwischen ist Nola der Übermacht erlegen 
— nach gegnerischen Meldungen — leider unter 
schweren Verlusten und unter Gefangennahme 
moehrerer Offiziere. Es fehlen Nachrichten darüber, 
wie weit die Franzosen, nachdem sie bei Kolongo 
sowohl am 18. September als auch am 25. Sep- 
tember geschlagen worden sind, im weiteren 
Verlauf der Kämpfe Erfolge dort errungen haben. 
Die deutsche Schilderung besagt weiter: 
Durch das Eintreffen der 6. Kompagnie in 
Nola wurde es der aus Inkaduma herangezogenen 
Abteilung von der Marwitz ermöglicht, in den 
Bezirk Molundu zu marschieren, wohin größere 
französische Abteilungen aus dem Süden gelangt 
waren. Die Abteilung bestand Anfang oder 
  
Mitte September im Bezirk Molundu am Dschah 
ein für sie günstiges Gefecht gegen Franzosen, 
die den Fluß mit Dampfern heraufgefahren waren. 
Schließlich war um Mitte September die deutsche 
Ostabteilung unter Hauptmann Eymael im An- 
marsch auf den Dschah begriffen. Sie bestand 
aus der 9. Kompagnie, den Polizeiabteilungen 
von Junkaduma, von Baturi und Teilen derjenigen 
von Lomie und hatte Auftrag, auf Wesso durch- 
zustoßen. Über die Erfolge dieser Aktion fehlen 
bis jetzt Nachrichten. — 
Im OjemsBezirk scheint nach den Nachrichten 
des Gouverneurs und bei dem Mangel gegen- 
teiliger feindlicher Nachrichten aus neuerer Zeit 
unsere Lage günstig. Die Angriffe der Franzosen 
sind dort an der Neukameruner Grenze vorläufig 
zum Stehen gebracht worden. 
Bemerkenswert ist auch die Art der Krieg- 
führung der Franzosen im shüdöstlichen Teil 
Kameruns. Dort haben sie wehrlose Flußdampfer 
der Kameruner Schiffahrtsgesellschaft ohne weiteres 
beschossen. Darüber gibt folgender Privatbericht"“) 
Aufschluß: 
Am 18. Juli d. Js. war ich in Kinshassa 
angekommen und bekam Order, am 22. Juli mit 
dem Dampfer „Diah“ eine Reise als Passagier 
zu meiner Orientierung über die Fahrt und zum 
Anfertigen einer Karte des Ssangaflusses anzu- 
treten. Die Reise verlief ohne nennenswerte 
Zwischenfälle, abgesehen davon, daß wegen des 
außerordentlich geringen Wasserstandes des Ssanga 
die Reise nur äußerst langsam vonstatten gehen 
konnte. Auf der Talfahrt wurde uns schon immer 
von den Eingeborenen von einem großen 
„Palaver“ der Weißen erzählt; doch legten wir, 
Kapitän Quadbeck, der Führer der „Dijah“, und 
ich, diesen Gerüchten keine Bedeutung bei, da bei 
den Schwarzen ja alle Augenblicke solche Neuig- 
keiten auftauchen. In der Nähe von Pikunda 
trafen wir den Dampfer „Bonga“ mit dem 
Postenführer von Bonga, Mellenthin, und einem 
anderen deutschen Herren aus Bonga an Bord. 
Diese erzählten uns, daß sie vor einer bewaffneten 
Erpedition, die mit Kanonen von einem fran- 
zösischen Dampfer aus Bonga beschossen hätte, 
die Flucht stromaufwärts ergriffen hätten. Da 
die Aussagen der Herren auf die Frage, 
ob Krieg ausgebrochen sei, sehr ungenau 
waren, zumal sie keinerlei Nachricht von Weißen 
bekommen hatten, so entschloß sich Herr Quad- 
beck, mit der „Djah“ vorsichtig den Ssanga her- 
unterzufahren, um erst einmal genauer zu erfahren, 
was sich ereignet habe. Denn die Annahme lag 
nahe, daß es sich nur um einen Grenzkonflikt 
*) Im Auszuge mitgeteilt.
	        
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