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genau visitiert. Der sonst gutmütige Feldwebel
kam bald zur Überzeugung, daß er es mit einem
ganz harmlosen Gefangenen zu tun habe. Er er-
kannte mich an meiner Kleidung als einen man
for goodpalaver--(Gottesmann) und wurde sogar
freundlich, nachdem er mich, in seiner Auffassung
als Mohammedaner, bei Allah schwören ließ, daß
ich nichts gegen die englischen Truppen im Schilde
führe. Ich erklärte ihm, ich sei kein man kor
fight-, sondern „man for goodpalaverz-. Als
ich ihm kurz mein Schicksal erzählte, wurde er
ganz mitleidig und schüttelte den Kopf über die
Bosheit der Schwarzen in Bonendale und Bona-
beri. Er konnte das nicht verstehen. Ich bat
ihn um etwas Essen, und er gab mir gern einen
Zwieback aus seinem Brotbeutel und bedauerte,
daß er nicht mehr hätte. Was mir der weiße
Offizier nicht gab, gab mir der schwarze
Soldat. Diese Wahrnehmung konnte ich später
noch ein paar Mal machen. Eine starke Wache
führte mich die Stiege hinauf in die obere Woh-
nung des Bahngebäudes. Dort sollte ich bleiben
und ja nicht wagen, die Stiege herunterzukommen.
Ich war nun offiziell englischer Kriegsgefangener,
„Prisoner of warz.
Zu meiner Überraschung fand ich oben im
Stationsgebäude einen Leidensgefährten, einen
deutschen Kaufmann aus Bonaberi, den man von
seiner nicht weit entfernten Wohnung hier inter-
niert hatte. Er war eben daran, ein Nachtlager
herzurichten, und wunderte sich über den späten
Besuch. Leider konnten wir nichts auftreiben im
Gebäude; Schränke und alles waren leer. Ich
war so müde und abgemattet, daß ich fast nicht
mehr stehen und sitzen konnte. Der treue Leidens-
genosse besorgte auch für mich ein dürftiges Lager.
Bald streckte ich meine übermüdeten Glieder zur
Ruhe. Ich fand eine Decke, in die ich mich ein-
hüllte, da ich meine durchgeschwitzten Unterkleider
ausziehen mußte, um sie zu trocknen. Vor lauter
Müdigkeit konnte ich kaum schlafen. Bitter weh
tat mir das Los unserer verwaisten Christen. Als
ich in der Frühe hinabsah auf den Bahnplatz,
mußte ich unwillkürlich lachen beim Anblick der
scharfen Bewachung, die man uns angedeihen
ließ; außer den vielen Mannschaften standen auch
noch an mehreren Ecken Maschinengewehre. Von
Zeit zu Zeit kamen ein paar scharf bewaffnete
Soldaten und schauten nach, ob wir noch da seien
und was wir trieben. Das Blut wallte einem
in den Adern, als wir am Tage hinaus-
schauten auf die Straßen. Scharenweise
kamen die Verräter aus allen Richtungen
herbei und gingen zu den herumstehenden
englischen Offizieren, um ihnen Mel-
dungen über die deutschen Truppen zu
bringen. Diese notierten alles genau; es
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handelte sich, wie wir aus den Gestikulationen
merkten, um unsere Truppe bei Maka. Mein
Leidensgenosse wollte gar nicht mehr hinaus-
schauen, um sich den Arger zu ersparen, zumal
die Verräter uns verhöhnten, sobald sie
unserer ansichtig wurden. Auch hätte er
mit ansehen müssen, wie aus seinem Hause
gestohlen wurde, ohne daß es englischer-
seits gehindert wurde. Da konnte man so
recht sehen, welche Verräter Duala in sich
hatte. Alle erhofften natürlich einen reichen
Judaslohn; der willkommenste Lohn war selbst-
verständlich, in den deutschen Stores mit-
räubern zu dürfen. Die englischen Offi-
ziere gingen dabei selbst mit gutem Beispiel
voran. Wir mußten es ansehen, wie aus
den deutschen Faktoreien eine Kiste nach
der andern, mit Wein= und Champagner-
flaschen gefüllt, hineinwanderte in das
Haus des englischen Kommandanten, um
dort von den Offizieren vertilgt zu werden.
Die schwarzen Soldaten, die immer wieder neue
Vorräte herbeischleppten, stahlen dabei wie die
Elstern und tranken nach Herzenslust Wein,
Bier und Champagner, wobei sie mangels eines
Pfropfenziehers einfach der Flasche den Hals ab-
schlugen. Es war schauerlich, zusehen zu müssen,
ohne auch nur im geringsten etwas dagegen aus-
richten zu können. Nicht geringen Arger bereitete
es uns, als ein gewisser Hill, ein englischer
Kaufmann, der sich vor dem Kriege schon lange
in Duala aufgehalten und an deutscher Kultur
bereichert hatte, auf dem Pferde eines Weißen
stolz herumritt, um die Truppen zu führen und
ihnen die Wege zu zeigen. Er war es, der sich
bei der Internierung mit anderen englischen
Kaufleuten auf dem Dampfer „Haus Woermann“,
trotz der bestmöglichen Behandlung, schon immer
beklagte. Ja, die gutmütigen Deutschen haben
die Engländer stets gut und nobel behandelt,
aber das Gegenteil und noch Schlimmeres als
Gegengabe bekommen. Wie tat uns das Herz
weh, als wir eine Menge Truppen mit Maschinen-
gewehren und bis an die Zähne bewaffnet, ab-
ziehen sahen nach Maka, um auf unsere teuren
Freunde und Helden Tod und Vernichtung zu
speien. «
Ich wurde dann im Laufe des Tages noch
einmal verhört von mehreren englischen Offizieren
und gefragt nach all den Orten, wo ich gewesen
war. Allzugerne wollten sie etwas wissen von
unseren Truppen; natürlich erfuhren sie von mir
kein Wort darüber. Im Laufe des Nachmittags
wurden wir auf einen kleinen Transportdampfer
im Kamerunfluß gebracht. Dort trafen wir noch
andere Leidensgenossen. Wir mußten unten in
der Lucke übernachten und durften nur unter