Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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scharfer Bewachung den unteren Raum verlassen. 
Ein englischer Offizier gab mir, da ich Fieber 
hatte, wenigstens eine Decke und ein Kissen, da- 
mit ich nicht auf den bloßen Brettern zu liegen 
brauchte. Dankbar nahm ich es an und freute 
mich, wenigstens einen guten Offizier einmal 
gesehen zu haben. Am nächsten Tage kamen wir 
nach Hin= und Herfahren hinüber nach Duala! 
  
und wurden im Gänsemarsch unter strömendem 
Regen zum Hospital geführt, wo wir die anderen 
Deutschen vorfanden, von denen viele schon ab- 
geführt und auf Schiffen fortgeschleppt waren. 
Alles wunderte sich, als ich kurz meine Erlebnisse 
erzählte. Der 28. September wird mir unver- 
geßlich bleiben. 
Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. 
Kolonialbank A. 6.“) 
Bis kurz vor Auobruch des Weltkrieges war der 
Geschäftsgang unserer Bank so gut, daß wir für das 
Jahr 1914 ein gleiches, wenn nicht besseres Ergebnis 
wie in den Vorjahren erwarten durften. Auch hatten 
wir verschiedene größere Geschäfte, die zum Teil das 
Refultat mehrjähriger Vorarbeit waren, so weit ge- 
fordert, daß deren Abschluß nahe bevorstand; wir 
glauben, daß der Kriegsausbruch nur eine Vertagung 
dieser Geschäfte bedeutet. 
Um so schlechter war der Geschäftsgang im zweiten 
Halbjahr 1914; denn Umsätze in kolonialen Wert- 
papieren waren kaum noch zu erzielen und im vater- 
ländischen Interesse auch nicht erwünscht; unsere Un- 
kosten verringerten sich dagegen nur in geringem Maße. 
Die gegenwärtige Lage der einzelnen Unternehmungen 
in unseren Kolonien ist ungewiß; soweit in einzelnen 
Fällen Schädigungen eintreten, muß erwartet werden, 
daß bei der Reichsregierung der feste Wille besteht, 
dem deutschen Unternehmer für seine wirklichen Verluste 
volle Schadloshaltung zu verschaffen. Ohne solche 
Schadloshaltung der deutschen Kaufleute über See 
würden unsere schlimmsten Feinde, die Engländer, 
ihren Zweck erreichen, den Deutschen aus dem Welt- 
handel auszuschalten. 
Auch wir können es nicht unterlassen, an dieser 
Stelle den schärfsten Protest einzulegen gegen die 
Verletzung der Rongo-Akte durch England und 
Frankreich, gegen die brutale Behandlung wehrloser 
deutscher Männer und Frauen in den Kolonien und 
gegen die sinnlose Kriegführung in Afrika, deren ver- 
hängnisvolle Wirkung bei unseren Feinden noch 
empfunden werden wird. 
Mit Stolz und Freude gedenken wir der ruhm- 
reichen Kämpfe unserer Schutztruppen und ihrer 
tapferen Führer, die oftmals gegen große Ubermacht 
glänzende Erfolge erzielten und deren Taten erst nach 
dem Kriege in ihrem gangen Umfange gewürdigt 
werden können. 
Wir hoffen, daß nach dem jetzigen Welltkriege 
unser alter Kolonialbesié-z nicht nur erhalten bleibt, 
sondern noch erweitert wird, und wir begrüßen auch 
in diesem Zusammenhange die Waffenbrüderschaft mit 
den tapferen Türken und mit dem Islam der ganzen 
Welt. Eröffnet uns diese Kriegsgemeinschaft doch die 
Aussicht, daß daran sich auch eine Friedensgemeinschaft 
knüpft, die uns Deutschen ein neues Feld kultureller 
und wirtschaftlicher Betätigung verheißt. 
Die einzelnen Posten der Bilanz haben sich gegen 
das Vorjahr unbedeutend geändert, nur das Effekten- 
  
*) Aus dem Geschäftsbericht für 19114. 
  
Konto (Ende 1914 153 267.1k) weist infolge des plötz- 
lichen Stillsundes des Handels eine Erbohung aufs: 
es besteht aus Anteilen solcher Unternehmungen, die 
in ihrem Werte durch die Kriegsverhältnisse kaum be- 
einträchtigt werden. 6 
r— 
Der Gewinn aus dem Geschäftsbetriebe per 1914 
wird mit 139 058 .X ausgewiesen, wozu 31 739 M. 
Zinogewinn und 12 476.¾ Vortrag aus dem Vorjahre 
hinzutreten. Dagegen erforderten Handlungsunkosten 
107085 KAbschreibungen auf Einrichtungskonto 
3019 . K und satzungemäßige Vergütung an den Auf- 
sichtorat 2500.4. Die hiernach verbleibenden 10 639.6 
sollen auf Rechnung 1915 vorgetragen werden. 
Dlamanten-Regie des südwestatrikanischen 
Schutzgebiets.“) 
Infolge des Anfang August v. Js. ausgebrochenen 
Krieges sind in dem abgelaufenen Geschäftsjahr aus 
Lüderitzbucht und Swakopmund nur zehn Diamanten- 
sendungen eingetroffen, von welchen 424 409,15 Karat 
(1 284 727/z im Vorjahr) verkauft und abgerechnet 
worden sind. Der erzielte Erlös beträgt 17880031,80.4%# 
(53 974 399,55 . im Vorjahr), ergab mithin einen 
Durchschnittspreis von 42.129. für das Karat gegen 
42.012.“ im vorangegangenen Jahre. An der gesamten 
Förderung waren in diesem Jahre 20 Einlieserer be- 
teiligt, es entfallen auf die sechs großten allein 93,52 
v. O. Die in der Bilanz aufgeführten Schuldner in 
Hohe von 4 757 234 . K setzen sich aus an die Forderer 
ge zablten obligatorischen Vorschüssen und einem der 
Diamanten-Pacht-Gesellschaft bewilligten Darlehn zu- 
sammen. In den Handlungsunkosten in Höhe von 
212 889.# ist erstmalig die an den Aufsichtsrat zu 
zahlende Vergütung von 12 000.K enthalten. Ferner 
sind als außerordentliche Zahlung in diesem Jahr noch 
zu erwähnen die anläßlich der im Juli v. Is. in 
London stattgefundenen Diamanten-Konfereng erwach- 
senen Spesen im Betrage von 18 405. sowie die laut 
Aufssichtoratobeschluß vom 26. Mai v. Is. zu Lasten 
(Differenz, um die sich die Handlungsunkosten des Vor- 
jahres erhöht hätten). Unsere Beteiligung an der 
Diamanten-Pacht-Gesellschaft (800 000 # hat im 
Berichtsjahr keine Verginsung gefunden. Uber die 
Marktlage wäre nur zu erwähnen, daß wir mit Aus- 
bruch des Krieges jede Verkaufstätigkeit eingestellt 
haben. " 
*) Aus dem Geschäftsbericht über das VI. Ge- 
schäftsjahr 1914/15.
	        
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