Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Nachrichten, die im September und November von 
unseren Südpflanzungen abgesandt waren. Im April 
sfolgten Nachrichten vom Januar, im Mai kam noch 
eine Notiz aus dem Februar und am 11. Juni endlich 
ein kurzer Bericht vom 4. März. Daraus ergab sich, 
daß unsere Beamten, soweit sie auf den Pflanzungen 
gelassen waren, sich wohl befanden und daß die Ar- 
beiten, wenn auch beschränkt, weitergeführt worden sind. 
Im einzelnen beschränken wir uns darauf, folgende 
kurze Mitteilungen über unsere Pflanzungen zu geben: 
Pflanzung Kikwetu. 
Bis Mitte September wurden etwa 1000 Arbeiter 
entlassen und nur so viele behalten, wie zur Aufrecht- 
erhaltung des beschränkten Betriebes nötig waren. 
Die Beschaffung der erforderlichen Geldmittel machte 
keine Schwierigkeiten. In Hamburg wurden rund 
900 Tonnen Hanf mit einem Erlös von 400 696 . 
verkauft. In Gibraltar liegen 260 Ballen, etwa 
65 Tonnen, deren Wert zu dem damaligen Marktpreise 
36 094 J beträgt. Der Neuschlag wurde, abgesehen 
von den schon in voriger Regenzeit, also bis April 
1914, bepflan zten 225 ha, noch um 200 ha Agaven, 
50 ha Feldfrucht und 25 ha Eingeborenenfelder ver- 
größert. Uber die genauen Größen der eingelnen 
Schlüge und über den Fortgang der Hanfbereitung 
bis Ende des Berichtsjahres liegen uns keine Angaben 
vor. Jedenfalls ergibt sich, daß nicht nur die erforder- 
liche Erneuerung der abgeernteten Schläge, sondern 
auch eine Erweiterung der Pflanzung vorgenommen ist. 
Pflanzung Tanga. 
Von unserer Pflanzung Tanga sind wir seit 
Ausbruch des Krieges ohne Nachricht. Wir wissen 
jedoch aus den amtlichen deutschen und englischen Ver- 
öffentlichungen, daß sich das Gefecht bei Tanga am 
3./4. November 1914 im wesentlichen auf unserem 
Pslanzungsgebiete zwischen der Stadt Tanga und 
der Meeresküste südlich von Ras Kasonc abgespielt 
haben muß. Daß die Pflanzung bei dem heftigen 
Gewehr= und Maschinengewehrfeuer Schaden gelitten 
haben wird, ist anzunehmen. Näheres läßt sich darüber 
indes heute noch nicht angeben. 
Bis zum Auöobruch des Krieges hat Tanga 
165 KRisten mit 14 167 kg Kautschuk geliefert, der in 
Oamburg einen Erlös von 69634 brachte. Außerdem 
lieserte die Pflan zung 100 Sack Kopra — 6395 kg —, 
für die in OLamburg 2911./¾ erlöst wurden. 
Wir nehmen an, daß die Arbeiten auf der Pflan- 
zung nach Vertreibung der Engländer, ebenso wie 
auf der Pflanzung Kilwetu, beschränkt weitergeführt 
worden sind. 
Vom Gelände der Pflau zung Tanga verkauften 
wir ein Stück von 80 ha an die Kommune Tanga 
zum Preise von 106 666 4. Von unseren sonstigen 
Ländereien in Tanga verkauften wir dem Gonverne-- 
ment zum Zwecke der Hafenerweiterung verschiedene 
Parzellen in Größe von 0.6372 ha, wofür uns die 
Summe von 31 328.xK# geschuldet wird. 
Pflanzung Mlamba. 
Der Pflanzungsleiter meldete, daß in den zwei- 
und dreijährigen Kokospalmenfeldern nur sehr wenig 
Fohlstellen zu ergänzen, daß dagegen in der Anlage 
von Ansang 1914 die Fehlstellen sehr zahlreich waren. 
Da aber neues Pflanzungematerial reichlich vorhanden 
war, sind diese Fehlstellen ergüngt. Außerdem waren 
Ende des Jahres neue 30 ha pflanzbereit. Der übrige 
Neuschlag bleibt bis zur nächsten Regenzeit liegen. 
Von einer Baumwollzwischenkultur ist nach den Er- 
fahrungen der bisherigen Versuche auf den Böden in 
  
EG 
jener Gegend abgesehen worden. Auf 20 ha ist zur 
Leuteversorgung Negerhirse gepflan zt. Die Verpflegung 
der Arbeiter ist angesichts der durch den Krieg unter- 
brochenen Zufuhr über See anderweitig bewirkt worden. 
Pflanzung Mitwero 
wurde im Berichtsjahre lediglich rein gehalten. In 
der Zapfzeit wurden die Mitwero-Arbeiter zu wich- 
tigeren Arbeiten in Kikwetu herangezogen, so daß 
die Pflangung in diesem Jahre, soweit uns bekannt 
ist, keine Kautschukerträge brachte. 
* 1# 
* 
Uber den Jahresabschluß bemerkt die Ver— 
waltung: „Wenn auch die vorliegenden Berichte über 
die Vorgänge auf unseren Pflanzungen nach vielen 
Richtungen hin unvollkommen sind, so glaubten wir 
dennoch, an Hand des vorhandenen Materials eine 
Abrechnung über das Jahr 1914 aufstellen zu sollen. 
Diese Rechnung wird im nächsten Jahre eine Ergänzung 
zu erfahren haben. Da uns die genauen Geldent- 
nahmen unserer Pflanzungen nur für die Zeit vor 
dem Kriege, und auch für diese Zeit nicht vollständig, 
bekannt geworden sind, so haben wir gegen diese Ent- 
nahmen auf Verrechnungskonto einen Betrag von 
225 000 „K zurückgestellt. Die Cutnahmen der Pflan- 
zungen sind durch auf ihnen befindliche Merte in min- 
destens dieser Höhe gedeckt. Die Zugänge auf den 
Pflanzungskonten werden sich erst später feststellen 
lassen. Wir haben es für richtig gehalten, die drei 
alten Pflangungen in der vorliegenden Bilanz mit 
ihrem Buchwert der Bilanz per 31. De zember 1913 
wieder erscheinen zu lassen und für Abschreibungen 
eine Summe von 150 000 „f zurückzustellen. Ebenso 
haben wir für den von den Engländern nach Gibraltar 
geschafften Hauf eine seinem damaligen Marktwerte 
entsprechende Smume von 36 094 . zurückgestellt. 
Den Reingewinn von 111 929 J schlagen wir vor, 
wie folgt zu verteilen: zur ordentlichen Reserve 
20 000 . 5 v. H. Dividende auf 1 400 000.4 — 
70 000 ¼%. Tantieme des Aufsichtsrats 199.35 v, 
Vortrag 21 730.38 .“ 
Domona Diamanten-Gesellschaft.“) 
Jn den ersten sieben Monaten des Berichtsfahrs 
sind die Arbeiten auf unseren Abbaufeldern planmäsig 
sortgeführt worden und ließen ein günstiges Ergebnis 
erwarten. Durch den Anfang August 1914 angge- 
brochenen Weltkrieg ist diese Erwartung hinfällig 
geworden. Wir haben seit Kriegsausbruch keine Nach- 
richten von unserer Betriebsleitung erhalten, doch ist 
uns bekannt geworden, daß bis Mitte September ge- 
fördert wurde und sich dann unsere Beamten mit ihren 
Familien aus dem Abbaugebiet in das Innere des 
Landes zurückge2ogen haben. Die Geschäftsbücher und 
alle wichtigen Papiere sollen in Sicherheit gebracht 
sein. Nach einer Reutermeldung soll unsere Nieder- 
lassung in Pomonahügel Mitte Februar 1915 von 
südafrikanischen Truppen zerstört worden sein. 
Da uns die Abschriften der Buchungen unserer Be- 
triebsleitung nur bis einschließlich März 1914 zu- 
gegangen sind und uns nur bis April 1914 die Roh- 
bilanz nebst Kontokorrent-Auszug vorliegt, waren wir 
in der Zwangslage, die Höhe der in der zeit vom 
1. Mai bis 31. Dezember 1914 in Afrika entstandenen 
Betriebs= und Handlungsunkosten zu schätzen. Wir 
*) Aus dem Geschäftsbericht für das dritte Ge- 
schäftsjahr (1914).
	        
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