Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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überfahren und nachmittags Duala mit 6 bis 
10 Schuß ohne Erfolg beschossen. Am 25. Sep- 
tember hat weiter das englische Kriegsschiff 
„Challenger“ auf die gelegten Minen geschossen. 
Nachmittags forderte ein englischer Parlamentär 
die bedingungslose Übergabe der Stadt 
und der ganzen Kolonie (1), was aber ver- 
weigert wurde. Die noch für diesen Tag ange- 
drohte Beschießung erfolgte nicht. Dagegen wurde 
am 26. September morgens 6 Uhr Duala be- 
schossen, wobei einige Beamtenwohnhäuser und 
sonstige Regierungsgebäude beschädigt worden sind. 
Die Beschießung dauerte jedoch nicht lange. Am 
27. September mußte endlich über Duala die 
weiße Flagge gehißt werden. 
Am folgenden Tage erfolgte der Abtransport 
sämtlicher Deutschen Dualas, Männer, Frauen 
und Kinder als Kriegsgefangene auf englische 
Schiffe. 
In diesen Tagen waren die vereinigten Feinde 
in einer Stärke von etwa 15000 Mann mit vielen 
Geschützen und Maschinengewehren auf zahlreichen 
Kriegs= und Transportschiffen, im ganzen über 
30 Fahrzeugen, darunter die schon genannten vier 
englischen Kreuzer und Kanonenboote, ferner der 
französische Panzerkreuzer „Bruix“ und der fran- 
zösische Kreuzer „Surprise“, in der Manokabucht 
an der Mündung des Kamerunflusses versammelt. 
Sie hatten, unter dem Schutz von Geschützen, 
weit überlegene Streitkräfte südwestlich von Duala 
auf dem rechten Ufer des Dibamba trotz des 
tapferen Widerstandes der dort stehenden Schutz- 
truppenabteilung zu landen vermocht. Einzel- 
heiten über die dortigen, für beide Seiten verlust- 
reichen Gefechte fehlen bis jetzt. 
Diese Gefechte bezweckten die Sicherung des 
Rückzuges unserer Truppen von Duala nach 
Japoma und über die Dibambabrücke nach Edea. 
Über die der Besetzung Dualas vorausgegan- 
genen Ereignisse unterrichtet uns — in englischer 
Beleuchtung — der folgende Brief eines Eng- 
länders vom 12. Oktober, abgedruckt in der 
„African Mail“ vom 20. November: 
„Wir Briten können unserem guten 
Stern danken, daß der Krieg jetzt, wo 
wir am besten vorbereitet waren, be- 
gann, gerade zu einer Zeit, zu der auch 
die Entente Cordiale im besten Ein- 
vernehmen stand. Bei Beginn des Krieges be- 
fanden wir uns bei Akkra und eilten sofort nach 
Lagos. Von hier aus fuhren wir unter ver- 
fiegelten Befehlen ab. Bei unserer Ankunft am 
Kamerunfluß fanden wir die „Cumberland“, 
„Dwarf“ und eine Anzahl kleiner Fahrzeuge von 
der nigerischen Flotte vor, die „Ivy“ inbegriffen. 
Drei Schlepper wurden armiert und patrouillierten 
  
im Verein mit anderen Barkassen die Krieks ab, 
den Feind bei Nacht alarmierend. Die „Ivy“ 
wurde zum Freimachen des Wasserweges benutzt 
und sprengte zwei versenkte Leichter im Flusse. 
Der Feind hatte einen Teil des Flusses durch 
zwei große Dampfer, etwa sechs kleine Dampfer 
und zwei Leichter, die alle versenkt wurden, 
blockiert. Er legte etwa 30 Minen, von denen 
jedoch nur zwei bis drei von unseren Leuten 
entdeckt wurden, ehe die Stadt sich ergab. Die 
Stellungen der übrigen, mit Ausnahme einer 
abgetriebenen, wurden uns von einigen Gefan- 
genen angegeben. Die Schlepper hatten Zwölf- 
pfünder an Bord, einige von den Barkassen 
Sechspfünder. Die ganze Flotte war mit Maxim- 
geschützen ausgerüstet. Wir trafen am 17. Sep- 
tember ein, die „Challenger“ und ein britischer 
Transport von 7000 Mann am 23. September, 
die „Bruix“ und ein französischer Truppentrans- 
port am 25. September. Die „Challenger“ ging 
am 25. September gegen Duala vor und gab 
am selben Abend und am anderen Morgen ein 
paar Schüsse ab. Am 27. September früh ergab 
sich Duala bedingungslos. 
Dem Laien, wie ich einer bin, schien die 
Sache gut funktioniert zu haben, Schritt für 
Schritt vorwärts. Wie man sagt, sind die 
Operationen zu Land anders; wenn auch 
erfolgreich, ist doch keine rechte Wirksam- 
keit da. Ich glaube, weil es eben doch Neger- 
truppen sind. Wir hatten nicht viel zu kämpfen, 
aber einen rechten Sport. Der Sport bestand 
darin, in Barkassen auf feindliche mit Höllen- 
maschinen ausgerüstete Boote zu lauern. Die 
Deutschen waren groß im Herrichten von solchen 
Höllenmaschinen; doch richteten sie keinen Schaden 
an. Ein Missionar erbat sich vom Gouverneur 
die Erlaubnis, unter dem Schutze der weißen 
Flagge den „Dwarf“ mit Hilfe einer solchen 
Maschine, die an seinem Boot befestigt war, 
rammen zu dürfen; sie verfehlte das Schiff und 
explodierte dann. Der Geistliche ging über Bord 
und wurde am nächsten Morgen auf einem der 
versenkten Schiffe gefangen. 
Während der nächtlichen Operationen in den 
Krieks muß der Feind etwa 20 Europäer ver- 
loren haben, 40 Europäer sind gefangen ge- 
nommen worden. Eins unserer Boote unter dem 
Befehl eines „Petty Officer“ (Deckoffizier) von 
der „Cumberland“ bekämpfte und fing eine 
deutsche Barkasse mit einem Offizier ab. 
Die Eingeborenen in Duala sind antideutsch, 
wahrscheinlich aber, weil wir jetzt hier sind. Die 
Eingeborenen im Hinterland sind ent- 
schieden deutschfreundlich und hassen die 
Duala. Die eingeborenen Soldaten werden im
	        
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