Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Mauiaplateau endete mit einem Fehlschlag. Nach 
Eingeborenennachrichten ist auch in Britisch- 
Njassaland ein Aufstand ausgebrochen. 
Endlich sind im belgischen Kongo westlich 
des Tanganjikasees die Eingeborenen auf- 
ständisch.“ 
Auch über weiter zurückliegende Ereignisse, und 
zwar aus den ersten Monaten des Krieges, liegen 
jetzt einige Mitteilungen vor, die allgemeines 
Interesse beanspruchen dürfen. 
Zunächst sei hier der Aufruf an die deutsche 
Bevölkerung wiedergegeben, den der Gouverneur 
Dr. Schnee nach der Kriegserklärung Englands 
am 5. August v. Is. erließ. Er lautet: 
„Auch England hat nunmehr an Deutschland 
den Krieg erklärt. Wir müssen damit rechnen, 
daß der Feind in Deutsch-Ostafrika einzudringen 
sucht. 
Den ungeschützten Städten an der Küste, in 
erster Linie Daressalam, das so viele deutsche 
Frauen und Kinder beherbergt, wird, wie wir 
hoffen, der Schrecken des Krieges erspart werden. 
Durch Verstärkung der Polizeitruppe und 
andere erforderliche Anordnungen ist für die all- 
gemeine Sicherheit auch dann gesorgt, wenn die 
wehrpflichtigen Männer ihrer Pflicht bei der Fahne 
genügen. 
Von allen Bürgern wird erwartet, daß sie 
die zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicher- 
heit getroffenen Maßnahmen durch ihr Verhalten 
unterstützen werden. 
Deutsche Ostafrikas! 
Der in Europa zweifellos bereits ausgebrochene 
Kampf wird die schwersten Opfer an Gut und 
Blut von unseren Brüdern daheim fordern. 
Auch von uns wird erwartet, daß wir, ob- 
schon fern von der Heimat, den uns anvertrauten 
deutsch-ostafrikanischen Boden treu bis zum Tode 
behaupten. 
Joder tue 
Volkes Ehre. 
Daressalam, den 5. August 1914. 
Der Kaiserliche Gouverneur. 
Schnee.“"“ 
seine Schuldigkeit für unseres 
In der dritten Veröffentlichung") war seinerzeit 
die wiederholte Beschießung von Daressalam 
im November v. Js. nebst den näheren Umständen 
erwähnt worden, die sie veranlaßt hatten. Die 
damals wiedergegebenen amtlichen Meldungen 
des Gouverneurs ließen keinen Zweifel darüber, 
daß die Engländer sich den Mißbrauch der 
— — — — — 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1915, Nr. 6. 
  
weißen Flagge und einen groben Vertrags- 
bruch hatten zuschulden kommen lassen. 
Nunmehr liegt uns der Schriftwechsel vor, 
welcher vor bzw. nach jener Beschießung zwischen 
dem Vertreter des deutschen Gouverneurs und 
dem rangältesten Offizier des britisch -ostafrikani- 
schen Geschwaders geführt worden ist. 
Das Schreiben des Engländers kennzeichnet 
in seinem anmaßenden Tone zur Genüge die Un- 
verfrorenheit, mit welcher britischerseits die ge- 
troffenen Abmachungen behandelt wurden. 
Der Schriftwechsel lautet: 
J. 
Schreiben des Kapitäns Caulfield an den 
Gouverneur, Daressalam. (Hbersetzung.) 
„S. B. M. S.-Fox= vor Daressalam, 
30. November 1914. 
Ich erhebe in schärfster und nachdrücklichster 
Weise Protest wegen des folgenden groben Ver- 
stoßes gegen internationales Kriegsrecht, begangen 
zu Daressalam, am 28. November 1914: 
Trotz des Umstandes, daß zwei weiße Flaggen, 
die in meilenweitem Umkreis sichtbar waren, auf 
dem Signalmast beim Hafeneingang wehten und 
dort den ganzen Tag über gezogen blieben, wurde 
plötzlich dort von deutschen Truppen ein heftiges 
und andauerndes Geschütz-, Gewehr= und Ma- 
schinengewehrfeuer auf die zu den britischen 
Schiffen gehörenden Boote und Mannschaften er- 
öffnet. 
Diese inhumane Handlungsweise wurde im 
vorliegenden Falle noch verschärft durch die Tat- 
sache, daß ein großer Teil dieses mörderischen 
Feuers ganz offensichtlich aus der unmittelbaren 
Nachbarschaft des Signalmastes herrührte. 
Ich habe Ihnen nun die gebührende Anzeige 
zu machen, daß zu beliebiger Zeit, heute den 
30. November, von 10½ Uhr an, Ihre Stadt 
zur Strafe beschossen werden soll, nachdem zwei 
blinde Kanonenschüsse das Signal zum Beginn 
des Bombardements gegeben haben werden. Da 
ich glaube, daß sich kranke Leute an Bord der 
„Tabora= befinden, will ich mich bemühen, sie 
vor Schaden zu bewahren, doch kann ich sie, wie 
ich Ihnen bereits mitteilte, nicht als rechtmäßiges 
Hospitalschiff anerkennen, noch kann ich in irgend- 
einer Weise die Verantwortlichkeit für die Sicher- 
heit der an Bord Befindlichen übernehmen. 
gez. Fr. Wade Caulfield, 
Kapitän S. B. M. Marine und ältester britischer 
Marineoffizier an der ostafrikanischen Küste." 
An den Gouverneur in Daressalam.
	        
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