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zösischen Truppen sollen sich im Vormarsch auf
Dschah-Posten befinden.
Der Osten. Trotz der Erfolge bei Bertua war
unsere Ostabteilung mehr und mehr auf Dume-
Station zurückgedrängt worden. Bertua wurde
von uns geräumt, vom Gegner besetzt und stark
befestigt. Seine Patrouillen drangen von Bertua
auf Kunde und Dengdeng, von Nijassi auf
Abong Mbang vor. Manche blühende Handels-
stätte wurde von den Senegalesen zerstört, die
Warenbestände, deren Bergung nur in den sel-
tensten Fällen möglich war, wurden geplündert.
Kaum retteten die Leiter der Faktoreien ihr Leben.
Schließlich gelang es indes Hauptmann Eymael,
dem Führer der Ostabteilung, den Feind unter
Oberstleutnant Morisson durch Umgehung seiner
rechten Flanke während ununterbrochener An-
griffe") auf die Mitte Ende Februar zur Räu-
mung von Bertua zu zwingen. Zur Entschei-
dung beigetragen hatte das Vorgehen des Haupt-
manns von der Marwitz von Jukaduma auf
Njassi und der dadurch bewirkte Druck auf die
linke feindliche Flanke. Auch Njassi wurde
nach heftigem Kampfe vom Feinde ge-
räumt, der sich hinter den Kadei zurückzog.
Baturi wurde von ihm besetzt, Gasa stark
befestigt.
Eintreffende Verstärkungen ermöglichten es
dann dem Oberstleutnant Morisson, Mitte März
seine Truppen den Dume-Fluß aufwärts vorzu-
schieben und Molambi““) zu besetzen.
Nach den französischen Zeitungsnachrichten,
welche unter dem 28. Juli die Besetzung von
Lomie meldeten, ist inzwischen auch Ngangelaf)
von der Lobaje-Kolonne besetzt worden. Danach
stehen also augenblicklich die Truppen der Ssanga-
Lobaje-Kolonnen in der Linie Lomie — Ngan-
gela — Baturi.
Der Norden. Zu gleicher Zeit und nach ein-
heitlichem Plan hatten die Angriffe englischer und
französischer Truppen von Nigeria und dem
Militärbezirk Tschad aus zur Eroberung des
nördlichen Kamerun eingesetzt. Dank einem aus-
gebreiteten Telegraphennetz, das z. B. in dem
französischen Nachbargebiet selbst die nach Borku
vorgeschobenen Truppen mit dem Hauptquartier
in Fort Lamy verband, war die Zusammenziehung
—–
*) Gesechte im Januar und Februar d. Js. bei
Klein-Pol, in der Luftlinie etwa 12 km, Groß-
Pol etwa 17km. Ngonga etwa 33 km östlich Dume
an der Straße Dume—Nijassi, bei Bele etwa 20 km
südlich Bertna; NRsom etwa 15 km, Jatenga etwa
25 km westlich Bertua u. a.
**) Etwa 20 km aufwärts von Dume.
Etwa 35 km südlich Njassi am Dume.
starker, unseren in Adamaua und dem deutschen
Tschadsee -Gebiet stationierten Truppen um das
Vielfache überlegener Kräfte schon zu einer Zeit
möglich, in der das Gerücht von der Verschärfung
der politischen Lage in Europa kaum zu unseren,
mit der Küste noch nicht telegraphisch verbundenen
Stationen gedrungen sein konnte. So erfolgte
am 27. August 1914 der Angriff englischer Truppen
auf unsere bei Mora, ihrem Friedensstandorte,
stehende 3. Kompagnie. Diese war durch Ent-
sendung eines Zuges als Stationsbesatzung von
Kusseri geschwächt gewesen. Trotzdem wurden die
Engländer mit großen Verlusten zurückgeschlagen;
ein Maschinengewehr mit 12 000 Patronen blieben
in unserer Hand. Gleiches Geschick ereilte das
vom Oberstleutnant Maclear geführte II. Bataillon
West-African Frontier-Forces. Nachdem es von
Vola gegen Garua vorgestoßen war, wurde es
am 29/30. August vernichtend geschlagen;
nur Trümmer des Bataillons retteten sich in
vollster Auflösung über die Grenze zurück. Der
Kommandeur mit vier Offizieren seines Bataillons
waren auf dem Gefechtsfeld geblieben.
Von ähnlichem Mißgeschick, wie es die Eng-
länder hier erlitten, waren zunächst auch die
Franzosen verfolgt. Die vom Oberst Largeau,
dem Kommandanten des französischen Tschadsee-
Gebiets versuchte Uberrumpelung des nur mit zwei
Europäern und 24 Farbigen friedensmäßig besetzten
Postens Kusseri mißlang völlig. Die Verluste
der Franzosen waren schwer; sie verloren nach
eigenen Angaben allein an Europäern drei Offi-
ziere und einen Unteroffizier. Erst am 25. Sep-
tember konnte Largeau Kusseri besetzen, nachdem
der nur noch 20 Gewehre starken Besatzung der
Durchbruch durch die feindlichen Linien gelungen
war. Am Moraberg stieß sie zu dem Kompagnie=
führer Hauptmann von Raben. Hier hatte nach
der Niederlage der Engländer vom 27. August
verhältnismäßige Ruhe geherrscht; einen ernst-
haften Angriff auf unsere Stellung hatten die
Engländer nicht wieder versucht. Nunmehr ent-
sandte General Largeau den Oberstleutnant Brisset
mit einem Bataillon nebst Maschinengewehren und
Geschützen zur Verstärkung der englischen Abtei-
lung. Nach Eintreffen der Franzosen vor Mora
verfügten unsere Gegner dort über drei englische
und vier französische Kompagnien. Eine Kom-
pagnie der letzteren war beritten. Die Zahl der
Geschütze und Maschinengewehre ist nicht bekannt.
Doch auch diese Überlegenheit führte nicht zur
Eroberung unserer Stellung am Moraberg. Zwei
Angriffe wurden abgeschlagen. In französischen
Berichten über diese Kämpfe wird betont, daß
unsere Verluste so schwer gewesen seien, daß Haupt-
mann von Raben um Waffenstillstand zur Be-
erdigung seiner Taten habe bitten müssen; die